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Die Schwere des Lichts: Roman (German Edition)

Die Schwere des Lichts: Roman (German Edition)

Titel: Die Schwere des Lichts: Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Patti Callahan Henry
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geschafft.«
    Er lächelte, lehnte seinen Kopf an meinen und flüsterte Worte, die auf meiner Haut kitzelten. »Aber ich wollte es nicht ohne dich schaffen.«
    »Ich fahre morgen nach Hause«, sagte ich, die Augen geschlossen, als würde ich so die Wahrheit nicht sehen müssen.
    »Ich hoffe, du kommst zur Ausstellungseröffnung im Frühjahr.«
    »Natürlich.« Ich öffnete die Augen und blickte in seine.
    »Okay. Tschüss, du.«
    »Tschüss, du.«
    Dann küsste er mich sanft. So blieben wir einen Moment stehen. Er trat zurück und ließ mich gehen, aber ich war noch nicht bereit dazu. Ich zog ihn an mich, legte meinen Kopf an seine Brust. Wir schaukelten vor und zurück zu der Musik der Zikaden und des Wassers. Dann machte er einen Schritt nach hinten und legte eine Hand auf meine Wange.
    »Ellie …« Seine Stimme war wärmer als die Luft, feuchter als der letzte Hauch des Regens. »Das war ein wunderschöner Abschiedskuss, aber es war ein Abschied.«
    Und weg war er.
    Ja, ich verstand – wenn man eine Freundschaft zerstört, ein Herz bricht, dann kann man nicht so tun, als wäre nie etwas geschehen, und einfach weitermachen. Ich hatte mich entschuldigt, aber das war bei Weitem nicht genug. Manchmal reichen Worte nicht aus, um das zu heilen, was zerbrochen ist.
    Als ich mich fertig machte fürs Bett, eher geistig als körperlich erschöpft, da wusste ich, es war Zeit, zurück nach Hause zu fahren. Zu Rusty.
    Als Rusty mir zum ersten Mal sagte, dass er mich liebte, standen wir in seinem Wagen vor einer roten Ampel, auf dem Weg zu einem Abendessen bei seinen Eltern, und ich nahm meinen Mut zusammen und fragte ihn nach seiner Exfreundin. »Was ist eigentlich der Unterschied zwischen Olivia und mir?«
    Er drehte sich zu mir um, seine Hand lag leicht und lässig auf dem Lenkrad. »Der Unterschied ist, dass ich sie nicht geliebt habe.« Dann lächelte er sein charmantes Lächeln und wandte den Blick wieder der Straße zu, die uns zu seinen Eltern und in eine gemeinsame Zukunft führte.
    Ich wusste, dass das nicht das Gleiche war, als wenn er »Ich liebe dich« gesagt hätte, aber damals reichte es mir.
    Und allmählich hatte er mir seine Gefühle gezeigt.
    Ich lebte damals in einer winzigen und zugigen Einzimmerwohnung in einem uralten Gebäude in Buckhead. Mehr konnte ich mir nicht leisten mit meinem Job im High Museum, wo ich Kunstgeschichte aufsaugte und gleichzeitig Schreibarbeiten erledigte und die Mitgliederkartei verwaltete. Meine Leidenschaft für den Job war größer als meine Leidenschaft für ein höheres Gehalt, was Rusty nicht verstehen konnte.
    Ich hatte die Wände vanillefarben angestrichen und gerahmte Kunstdrucke und Postkarten berühmter Gemälde aufgehängt. Ich hatte Flohmärkte nach schönen Decken und Vorhängen durchsucht. Ich legte mir ein Sammelsurium an Tellern und Tassen zu und schlug Mutters Angebot aus, das überschüssige Familienporzellan zu benutzen. Wenn ich überhaupt Geld für etwas ausgab, dann waren es Kissen. Ich liebte die dicken Daunenkissen auf meinem Bett.
    Eines Februars machte ich eine völlig neue Erfahrung: die Grippe. Mein Körper fühlte sich an, als gehörte er jemand anderem, als ob ich aus Versehen irgendwem erlaubt hätte, ihn in Besitz zu nehmen und sich darin auszubreiten. Ich litt an Schüttelfrost und Gliederschmerzen. Die Zeit war verzerrt, manchmal verging sie zu langsam, dann wieder waren mir Stunden in einem Nebel aus Schlafund unruhigen Träumen von Wasser und Eis und Feuer verloren gegangen.
    Mitten in diesem Zustand war Rusty erschienen. Er war ins Zimmer gekommen, und als ich ihn sah, war ich so froh wie nie zuvor, dass er da war. Er hatte sich an mein Bett gesetzt, mir seine kühle Hand auf die Stirn gelegt und leicht gedrückt. Seine Stimme war sanft. »Oh, du Arme. Du brennst ja. Ich hole dir Medikamente und wärme die Suppe auf, die meine Mutter mir mitgegeben hat.«
    Ich versuchte, mich aufzurichten, aber der Raum drehte sich wie ein wild gewordenes Kettenkarussell. Ich fiel in die Kissen zurück. »Ach, Rusty, du bist lieb. Sieh mal, das Bild bewegt sich.« Die Blumen in ein Pitcher von Matisse an der Wand waren zu einem bunten Feld aus Farben verschwommen.
    Er lachte. »Eines Tages kaufe ich dir echte Bilder, keine Poster.« Er strich mein Haar zurück und küsste meine Wange. »Und ich hab dir deine Lieblingskekse mitgebracht – diese Meringue-Dinger.«
    Ich lachte, was sich gut anfühlte. »Dummerchen«, sagte ich. »Ich mag Madeleines am liebsten,

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