Die Schwere des Lichts: Roman (German Edition)
nicht Meringues.«
»Wenigstens hab ich’s versucht.«
»Ich liebe dich«, sagte ich und legte meinen Kopf in seinen Schoß. »Ich esse die Suppe gleich. Ich muss nur schlafen.«
Er legte meinen Kopf wieder auf das Kissen zurück. Ich stöhnte. »Geh nicht.«
»Tu ich nicht«, sagte er.
Kurz darauf kam er mit einem Glas kaltem Wasser und zwei Tabletten zurück. Ich schluckte sie und trank das Wasser, die Kälte war eine Wohltat. Dann sank ich in dieKissen zurück, und er kroch neben mir ins Bett und legte meinen Kopf auf seine Schulter.
Als ich aufwachte, war das Fieber gesunken, und ich hatte es mir in Rustys Schulterbeuge bequem gemacht. Er schlief, ich sah ihn lange an, spürte meinen Körper wieder, betrachtete Rustys Gesicht und sagte mir, wie glücklich ich mich schätzen konnte, dass dieser Mann mich liebte.
Nur mich. Mich allein.
tief ein.
Z WEIUNDZWANZIG
M ein Zuhause roch vertraut und heimelig: nach mir. Es war, als wäre ich gerade mal eine halbe Minute weggewesen. Nichts hatte sich geändert, und doch wusste ich, dass alles unabdingbar anders war. Ich stand im Badezimmer, ließ meine Kleider auf den Boden fallen, ging zur Dusche, stellte das Wasser an und hielt meine Hand darunter, bis es heiß war. Ich schloss die Augen und ließ das Wasser auf meinen Rücken, meine Beine prasseln. Dann zog ich mich an meinen Ort der Zuflucht zurück, auf meinen Dachboden, aber anstatt zu malen, suchte ich nach Worten, Worte, die Rusty sagen würden, dass ich ihn nicht mehr lieben konnte. Die Liebe war weg.
Seine Schritte kamen die Treppe hoch, ich wandte mich um, als er durch die Tür kam.
Er lächelte. »Du bist wirklich zu Hause, ja?«
»Ja.«
»Willst du reden?«
Ich lehnte mich gegen einen alten Tisch und verschränkte die Arme vor der Brust. »Ja. Ja, ich will reden.«
Er kam auf mich zu, nahm meine rechte Hand und führte sie an seine Lippen. »Hast du das Geschenk geöffnet, das ich dir mitgebracht hatte?«
Ich nickte.
»Und?«
»Wunderschön, Rusty. Unglaublich.«
»Wo ist es?«
»Unten. Im Schlafzimmer.«
Sein Gesicht verzog sich im selben Moment wie mein Herz. Das hier war mein Ehemann. Er fuhr fort. »Ohne dich … ist das hier einfach kein Zuhause. Bitte sag, dass du bleibst. Bitte.« Tränen stiegen ihm in die Augen, er setzte sich auf einen wackligen Stuhl und ließ den Kopf in die Hände fallen.
»Ach, Rusty. Ich glaube nicht …«
Er blickte auf, und zum ersten Mal überhaupt sah ich meinen Mann weinen. »Ich flehe dich an, gib uns noch eine Chance. Du kannst eine solche Entscheidung nicht treffen, nachdem gerade deine Mutter gestorben und unsere Tochter ausgezogen ist. Das geht nicht. Versprich, dass du uns noch eine Chance gibst. Ich weiß, ich bin nicht perfekt, aber wir können uns Hilfe holen – du kannst jemanden aussuchen. Wir fahren irgendwohin in Urlaub, nur wir beide. Bitte verlass mich nicht.«
Das Märchen setzte wieder ein. Hier war mein Prinz auf dem weißen Pferd. Jedenfalls schien es so. »Ich weiß nicht, was ich jetzt machen soll«, sagte ich.
Er blickte auf. »Wir gehen es langsam an, okay? Abendessen. Wir gehen essen und reden. Nur wir beide. Okay?«
»Ja, das wäre schön.«
Er lächelte sein schönstes Lächeln, was sich auf mich auswirkte, als würde mir in einem Labyrinth eine Augenbinde angelegt – nackte Panik.
»Oh, gut. Toll.« Er nahm mich in die Arme, und ich ließ es zu, ließ ihn mich halten.
Im Auto hielt Rusty meine Hand, als wären wir frisch verliebt. Er strahlte über das ganze Gesicht, und als ich fragte, wo wir hinfuhren, antwortete er: »Überraschung.«
Wir fuhren in die Stadt, und noch bevor wir links nachPiedmont abbogen, wusste ich, wo er hinwollte. »Der botanische Garten«, sagte ich.
Im Radio lief Melody Gardot, mein Herz zog sich zusammen. Er drehte die Musik lauter. »Toller Song von Norah Jones.« An der Ampel wandte er sich zu mir um. »Ja. Da gibt es heute Abend ein Jazzkonzert. Ich wollte dich überraschen. Im Kofferraum ist ein Picknickkorb von Henri’s. Ich dachte, das klingt nach einem schönen Abend.«
»Das ist eine wunderbare Idee«, sagte ich und fragte mich, ob er die Angst in jedem meiner Worte nicht wahrnahm. Wie konnte er nicht spüren, dass meine Haut zitterte, wenn ich mich seiner Berührung entzog? Nicht sehen, dass mir die Kehle wie zugeschnürt war? War ich inzwischen so gut darin, Zufriedenheit vorzutäuschen, dass er kein einziges meiner Gefühle mehr lesen konnte?
Während er das Picknick auf
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