Die Schwester der Braut
Nacht, Dana.«
»Gute Nacht, Alex.« Dana wartete, bis Alex den Weg zu ihrem Zimmer gefunden hatte, bevor sie das Licht löschte.
Zwei Tage vor der Hochzeit
E s war Morgen. Alex wusste nicht, wie spät es war. In der Küche konnte sie ihre Mutter und Dana hören. Vermutlich würde ihre Mom demnächst an ihre Tür klopfen, um sie zum gemeinsamen Frühstück einzuladen.
Alex seufzte. Sie dachte an die Dinge, über die sie letzte Nacht bewusst nicht nachgedacht hatte: Dana. Und wie sehr sie sie mochte. Sie mochte Dana Lincoln. Das war eigenartig. Schließlich kannte Alex diese Frau fast ihr ganzes Leben lang. Sie war drei Jahre alt gewesen, als die Lincolns gegenüber eingezogen waren. Wenn sie richtig rechnete, war Dana zu diesem Zeitpunkt neunzehn gewesen, eine junge Frau.
Der Altersunterschied machte Alex nicht so viel Sorgen wie die Tatsache, dass Dana die Freundin ihrer Mutter war. Oder die Tatsache, dass Dana vermutlich heterosexuell war. Immerhin war sie achtundzwanzig Jahre lang mit demselben Mann verheiratet gewesen – und war es im Grunde immer noch. Es gab überhaupt keine Möglichkeit, dass sie Alex irgendetwas anderes als Freundschaft entgegenbringen würde. Dennoch fühlte sich Alex zu Dana hingezogen.
Sie war attraktiv, darüber gab es überhaupt keinen Zweifel. Nicht nur für eine Frau ihres Alters, sondern für eine Frau jeden Alters. Dana hatte langes kastanienbraunes Haar, warme graue Augen. Sie lächelte viel, hatte Sinn für Humor, sie war intelligent und auch intellektuell. Sie war viele Dinge, die Alex sich in einer Frau wünschte – und dann war sie ein paar Dinge, die sie für Alex unerreichbar machten.
Es war nicht wirklich sinnvoll, sich darüber Gedanken zu machen, was sie von Dana wollte, wenn die niemals bereit sein würde, ihr diese Dinge zu geben. Und doch konnte Alex nicht aufhören, über sie nachzudenken, an sie zu denken.
Die Erkenntnis, dass sie mehr als nur Freundschaft von Dana Lincoln wollte, hatte Alex am vergangenen Abend überrascht. Es war so schnell passiert, wahrscheinlich schon in dem Moment, als sie am Tag ihrer Rückkehr die Tür geöffnet und Dana davor gestanden hatte. Der Moment war so merkwürdig gewesen: Sie hatte Dana angestarrt, dann hatte sie sie erkannt und noch ein bisschen mehr gestarrt.
Konnte es das wirklich geben, diesen Moment des Erkennens, wenn Dinge sich zusammenfügten? Momente, in denen das Leben Sinn machte, wo es zuvor nur Chaos gegeben hatte?
Alex wusste, dass sie nicht einfach war. Zwei feste Beziehungen und ein paar Frauen, mit denen sie nur kurzzeitig zusammen ausgegangen war, hatten sie das gelehrt. Es war nicht einfach für sie, Nähe aufzubauen, sich zu verlieben, sich selbst hinzugeben. Irgendetwas fehlte immer. War es Vertrauen? War es Intimität? War es Liebe? Sie wusste es nicht. Gerri hatte sie als kalten Fisch bezeichnet. Rachel fand sie zu gesetzt, zu langweilig. Aber was fehlte ihr denn wirklich? Die Zeit, sich selbst zu investieren? Gefühle, die über das Körperliche hinaus gingen? Das Weibliche? Das Männliche? Das Spontane? Das Großartige?
Alex dachte an ihre Begegnungen mit Dana. Alles ist so anders mit ihr – vor allem das Gefühl, wenn dein Herz einen Moment lang zu hüpfen scheint und dann enttäuscht in deine Magengrube fällt, weil du nicht bist, was die andere Frau sich wünscht oder vorstellt.
Alex seufzte erneut, als es schließlich an der Tür klopfte.
»Ja«, rief sie nach draußen.
Die Tür wurde aufgeschoben. Ihre Mutter streckte ihren Kopf ins Zimmer. »Guten Morgen. Willst du mit uns frühstücken?«
Eigentlich hatte Alex die Frage verneinen und sich einen langen, gedankenverlorenen Morgen im Bett machen wollen. Leider waren ihre Gedanken nicht gerade aufbauend. Schon jetzt hatte sie genug von ihnen. »Ja, ich bin gleich da.«
»Hattet ihr einen schönen Abend gestern?«, fragte Lauren ihre Tochter.
»Es war ganz okay. Ich habe Tom Kent kennengelernt, Ricks Trauzeugen.«
»Oh, ja. Tom ist nett. Er hatte uns alle zum Essen eingeladen, nachdem Rick ihn zum Trauzeugen ernannt hatte. Ich mag ihn. Allerdings weiß ich nicht, warum er einen derartig auffälligen Sportwagen fährt.«
Alex lachte auf. »Ja, ich versuche jetzt noch den Krampf aus meinem Hals zu bekommen vom Sitzen in diesem Ding.«
»Er hat dich nach Hause gefahren?«, fragte Lauren nach.
Alex nickte. »Ally fand es einfacher, weil sie dann nicht noch mal hier raus müsste.«
Lauren nickte.
Alex fragte sich, ob ihre Mutter
Weitere Kostenlose Bücher