Die Schwester der Braut
Straße eingefallen.«
»Das war, was Brian deinen Vater gern nannte: der Nazi von gegenüber.«
»Und du erinnerst dich vielleicht nicht mehr, doch dein Vater nannte Brian gern einen Genossen. Und du weißt, was das bedeutet.«
Alex verdrehte die Augen.
»Sprich, eure Ehemänner haben sich verhalten wie Schulkinder, und ihr musstet es ausbaden?«
»Ja, so könntest du es ausdrücken. Natürlich haben wir uns trotzdem gut verstanden und uns auch gelegentlich ausgeholfen, wenn es ums Kinderhüten und solche Dinge ging. Aber wegen des Altersunterschieds wart ihr Mädchen und Josh nicht befreundet, daher war unser Kontakt eher gering. Erst nach dem Tod deines Vaters habe ich herausgefunden, was für eine gute Freundin Dana ist. Sie war damals eine große Stütze für mich.« Lauren nahm Danas Hand und drückte sie dankbar.
Ihre Freundin nickte.
»Das wusste ich nicht.« Alex dachte an die Beerdigung ihres Vaters zurück. Die traurigen Gesichter, das laute ungefilterte Weinen ihrer Tanten, die bleiche starre Maske, die ihre Mutter trug. Aber es stimmte, Dana war da gewesen. Sie hatte sich um Dinge gekümmert, ganz so, als hätte sie es immer getan. Es war ihr damals nicht aufgefallen, zu groß war der Schock um den Tod ihres Vaters gewesen. Alles war so plötzlich gekommen.
Sie lächelte Dana an, sagte gar nichts und war einfach nur dankbar, dass ihre Mutter jemanden hatte, dem sie so vertrauen konnte.
Dana erwiderte ihren Blick für eine ganze Weile, bevor sie ihn wieder auf ihre Freundin lenkte. »Du hast dasselbe für mich getan, als Josh starb«, bemerkte sie leise. Während Laurens Stimme vor allem dankbar geklungen hatte, war Danas Stimme noch immer durchsetzt von dem Schmerz des Verlustes.
Lauren drückte erneut ihre Hand. Sie hielten sich noch einen Moment fest, bevor sie einander losließen und sich wieder ihrem Frühstück widmeten.
Die Innigkeit der Freundschaft der beiden Frauen überraschte Alex. Sie hatte nicht gewusst, wie nahe sie einander standen. Auch Alex widmete sich wieder ihrem Frühstück und schaute erst bei Danas nächster Bemerkung wieder auf.
»Alex erwähnte, dass ihr heute einen freien Tag von den Hochzeitsvorbereitungen habt?«
»Nun, Alex hat einen freien Tag. Das gilt ganz bestimmt nicht für den Rest von uns.« Lauren lächelte ihre älteste Tochter an. »Es gibt noch einiges zu tun, obwohl der große Trubel erst Morgen beginnt, wenn die Verwandtschaft eintrifft. Ich darf gar nicht daran denken.«
»Ich hatte überlegt, ob ich euch – dich, Ally und Rick und Alex – vielleicht heute Abend zu mir einlade und für euch koche. Ich möchte mich bedanken, natürlich bei dir, aber auch bei Alicia und Rick, weil sie mich zur Hochzeit eingeladen haben und ich ein bisschen an ihrem Glück teilhaben darf.«
»Das brauchst du nicht. Außerdem müssten sich Ally und Rick wohl eher bei dir bedanken, nach allem, was du getan hast«, erwiderte Lauren.
»Das war gar nichts. Und ich würde wirklich gern heute Abend für euch kochen. Natürlich nur, wenn es passt und ihr nichts Wichtiges vorhabt.«
»Nein, heute Abend ist die Ruhe vor dem Sturm. Ich kann aber nicht für Ally und Rick sprechen, die haben vielleicht schon andere Pläne. Ich rufe sie später an und sage dir dann Bescheid. Falls das Brautpaar nicht kann, kommen eben nur Alex und ich rüber, und wir machen uns einen schönen entspannten Abend.«
Dana lächelte. »Das klingt gut.«
Und so machten sie es auch. Nach dem Frühstück begab sich Dana wieder auf den Weg nach Hause, und Lauren rief ihre jüngere Tochter an. Am Ende überredete sie sie, den Plan für einen gemütlichen Abend daheim aufzugeben und zum Abendessen zu Dana zu kommen. Alicia war nicht sehr begeistert von dem Plan. Allerdings erinnerte ihre Mutter sie daran, dass Dana in einigen entscheidenden Momenten der Hochzeitsvorbereitungen ausgeholfen hatte. So wurde das Catering beispielsweise zu einem vergünstigten Preis von Giordelli’s übernommen. Daher sei es an der Zeit, dass Ally sich erkenntlich zeigte.
Damit war der Abend verplant.
Alex überlegte schon auf dem Weg von der Küche zurück in ihr Zimmer, was sie anziehen sollte.
Da ihre Mutter und Schwester mit den letzten Vorbereitungen für die Hochzeitsfeier beschäftigt waren, hatte Alex den Rückzug aus dem elterlichen Heim angetreten und streifte durch die wenig belebte Innenstadt von Dennizville, Maryland. Es war ein Wochentag, daher waren viele der Einwohner dieses kleinen Ortes in Waldorf,
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