Die Schwester der Braut
von Allys Verkuppelungsversuch wusste. Und was Lauren davon hielt.
Falls sie sich Hoffnungen in dieser Richtung machte, so ließ sie es sich nicht anmerken. »Das war sehr nett von ihm. Kommst du dann?«
»Gib mir eine Minute. Ich muss kurz ins Bad.« Alex schwang ihre langen Beine aus dem Bett, während ihre Mutter die Tür zu ihrem Zimmer wieder schloss.
Alex zog dem Spiegel über dem Waschbecken eine Grimasse. Er schien ihr eine Nase zu ziehen, weil es ihr an diesem Morgen tatsächlich mal wichtig war, wie sie aussah. Für ihre Mutter hätte sie sich schließlich nicht das Gesicht gewaschen und eingecremt. Sie hätte nicht geschaut, ob ihre Augenbrauen zur Mitte hin vielleicht mal wieder gezupft werden mussten – zum Glück war es noch nicht nötig –, und sie hätte ihre Zähne nach dem Putzen auch nicht noch mit Zahnseide traktiert. Sie zeigte sich ihre Zähne und überzeugte sich erneut, dass sie blitzsauber waren, bevor sie einen Haargummi aus ihren Trainingshosen zog, um ihr Haar zusammenzubinden. Kurz hielt sie inne, drapierte ihr schwarzes Haar um ihren Kopf und fragte sich, ob es ihr vielleicht offen und ungebändigt besser stand.
»Ernsthaft?«, fragte sie ihr Spiegelbild ob des Anflugs von Eitelkeit. Sie rollte mit den Augen und band ihr Haar zusammen. Sie fühlte sich albern, aber auch seltsam gehemmt, zum Frühstück zu gehen und Dana Lincoln gegenüberzusitzen.
In Trainingshosen und einem alten T-Shirt, das in königsblau ihre Alma Mater preisgab – Columbia University – stapfte Alex schließlich in die Küche.
»Morgen«, grüßte sie und setzte sich an den freien Platz am Tisch.
»Das hat ja lange genug gedauert. Dein Ei dürfte inzwischen kalt sein.«
»Guten Morgen«, erwiderte Dana den Gruß und lächelte.
»Danke, Mom. Ich dachte, ich mache mich ein bisschen frisch, Schließlich haben wir einen Gast.« Alex griff nach der Kaffeekanne und schenkte sich von der schwarzen Flüssigkeit in ihren Becher, der ebenfalls den prominenten Columbia-Aufdruck trug.
»Gast?« Lauren lachte und legte eine Hand auf den Unterarm der Frau, die zu ihrer linken saß. Sie sah ihre Freundin schmunzelnd an. »Das klingt so förmlich. Dana gehört für mich schon fast zur Familie, Alex.«
Dana erwiderte das Lächeln.
Alex hingegen schüttelte den Kopf. »Und wann ist das passiert? Ich erinnere mich nicht daran, dass ihr während meiner Kindheit oder Jugend überhaupt befreundet ward?«
»Ja, das war . . . dein Vater und Mr. Lincoln haben sich nicht besonders gemocht«, erklärte Lauren.
»Du machst Witze. Sie haben einander gehasst«, verbesserte Dana und musste lachen. »Ich weiß noch, wie sie sich bei unserer Hochzeit fast geprügelt hätten.«
Auch Lauren lachte.
»Worum ging’s dabei noch?«
»Worum wohl? Politik. Ich glaube, Brian hat mal wieder eine seiner Tiraden gegen Reagan losgelassen, und Jorge ist puterrot angelaufen. Sie kannten sich gerade fünf Minuten und wollten schon aufeinander losgehen.« Die beiden älteren Frauen schienen sich darüber köstlich zu amüsieren.
»Klingt nach Spaß«, meinte Alex trocken.
»Nun, du weißt wie dein Vater war. Stockkonservativ. Und Brian Lincoln war ein Liberaler . . .«
»Sah sich gern als Liberaler. In Wirklichkeit ist er sehr bieder und war das auch schon immer.«
»Wie dem auch sei. Dana und ich hatten uns etwa zwei Wochen vorher kennengelernt. Ich kam gerade vom Einkaufen, und sie hatte sich das Haus angesehen. Sie kam rüber und bat mir ihre Hilfe mit meinem Einkauf an. Wir kamen ins Gespräch und waren uns gleich sympathisch.«
Dana übernahm die Erzählung an dieser Stelle. »Tatsächlich war deine Mutter einer der Gründe, warum ich dem Hauskauf zustimmte. Eigentlich war es eine Preisklasse zu hoch für uns. Brian wollte es unbedingt. Ich dachte, dass deine Mutter und ich Freunde werden würden, dass unsere Kinder zusammen aufwachsen könnten. Ich hatte mir alles so hübsch ausgemalt. Und dann lernten sich Jorge und Brian kennen, und der Traum zerplatzte wie eine Seifenblase.«
Alex schaute nachdenklich auf die beiden Frauen vor sich. »Das klingt ein bisschen antiquiert, findet ihr nicht? Nur weil eure Ehemänner einander nicht mochten, hättet ihr doch trotzdem befreundet sein können«, bemerkte sie schließlich.
»Nun, wenn sie sich lediglich nicht gemocht hätten, wäre das möglich gewesen. Dein Vater brauchte Brian ja nur vom Fenster aus zu sehen und fing schon an zu zetern, als wären die Nazis in der
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