Die Schwester der Braut
nicht dieses Mal mit der Hochzeit und allem. Aber grundsätzlich schon, ja.« Sie warf einen schnellen Blick in Richtung Wohnzimmer, von wo noch immer aufgeregte Stimmen zu hören waren. »Ehrlich gesagt, fühle ich mich ein bisschen fehl am Platz. Ally und ich haben kaum noch Anknüpfungspunkte. Das bedeutet nicht, dass ich mich nicht für sie freue, aber . . . jede einzelne ihrer Freundinnen da drin scheint sie besser zu kennen als ich.«
»Alicia ist eurem Vater sehr ähnlich«, bemerkte Dana. Beide wussten, was sie damit sagen wollte: Alex kam nach ihrer Mutter, auch wenn beide Töchter den dunklen Teint, die Haare und Augen ihres Vaters hatten.
Alex nickte. Sie und ihr Vater, Jorge Herrera, hatten es nicht leicht miteinander gehabt. Sie hatten viel gestritten – bis zu dem Tag, an dem Alex ausgezogen war. Danach hatte Funkstille geherrscht. Und dann war er vor fünf Jahren gestorben. Autounfall.
»Vielleicht liegt es daran. Es ist nicht so, als wären wir jemals beste Freundinnen oder so etwas gewesen. Sie wäre natürlich enttäuscht, wenn ich nicht hier wäre, aber sie wäre darüber hinweg gekommen, wenn ich gesagt hätte, dass ich beruflich nach – ich weiß nicht – Atlanta gemusst hätte. Wenn ich daran denke, was mir heute noch bevorsteht, wünschte ich, ich hätte es getan«, setzte Alex hinzu und verzog das Gesicht. Auf Danas fragenden Blick hin erklärte sie: »Es ist eine Überraschung. Ich habe gehört, wie sich die Brautjungfern darüber unterhielten. Wir gehen später noch zu Barney’s , wo ein paar Stripper auf uns warten.«
Jetzt verzog sich auch Danas Gesicht. »Ach herrje!«
»Genau!«
»Dann mache ich mich besser rechtzeitig auf den Weg nach Hause. Ich glaube, in einer Stunde werde ich furchtbare Kopfschmerzen bekommen.«
»Guter Plan. Ich wünschte, ich könnte ebenfalls eine Ausrede finden . . . Aber ich fürchte, das wird nicht laufen.« Alex seufzte.
»Nun, es könnte vielleicht ganz lustig werden . . .«, versuchte Dana die junge Frau aufzuheitern.
»Ja, sicher. Halbnackte Männer, die ihre Hüften schwingen, als würde sich die ganze Welt nur darum drehen, was sie in ihren Tangas tragen. Oh, ich vergaß, das ist ja der Fall.« Alex seufzte erneut. Sie wurde sich allerdings auch bewusst, wie das für die ältere Frau klingen musste. Sie versuchte ein Lächeln. »Aber vielleicht wird es ja ganz lustig«, bemerkte sie, sah aber an Danas Gesicht, dass die es ihr jetzt nicht mehr abkaufte.
»Nun, im Notfall hilft Alkohol. Sag aber deiner Mutter nicht, von wem dieser Vorschlag kam.« Sie lächelte verschmitzt.
Alex lachte. »Sie haben mein Wort.«
Kurz darauf gingen sie zurück ins Wohnzimmer. Alex nahm sich Danas Rat zu Herzen und trank in kürzester Zeit mehrere Flaschen Bier – sie verabscheute Sekt, er verursachte ihr Sodbrennen.
Als sich eine allgemeine Aufbruchsstimmung unter Alicias Freundinnen breitmachte, trat Dana den Rückzug an. Sie lächelte Alex noch aufmunternd zu, bevor sie sich von Lauren zur Tür bringen ließ. Die Mutter der Braut versuchte halbherzig, ihre Freundin zum Mitkommen zu überreden, doch auch sie wusste offensichtlich, was ihr und ihren Töchtern an diesem Abend noch bevorstand und gab sich mit Danas Ausrede zufrieden, dass sie früh ins Bett wollte.
Eine halbe Stunde später machte sich die ganze Gesellschaft auf den Weg zu Barney’s , einer lokalen Bar, die die Brautjungfern für diesen Abend gemietet hatte.
Drei Tage vor der Hochzeit
E s war noch nicht ganz Mittagszeit, als Dana am nächsten Tag die Tür zu Finnigan’s House of Coffee aufschob und den wohltuenden Geruch von gerösteten Kaffeebohnen einatmete. Finnigan’s lag nicht auf ihrem Weg zur Arbeit, doch als sie aus der Haustür getreten war, hatte Dana auf einmal Lust auf einen leckeren Cappuccino bekommen, wie man ihn in Dennizville nur an einem Ort bekam: Finnigan’s .
Und so war Dana einen Umweg gefahren, um sich selbst mit einem Cappuccino und einem Muffin zu belohnen. Dana fand es neuerdings sehr wichtig, Kleinigkeiten für sich selbst zu tun, weil sie ihr guttaten. Solche kleinen Dinge hielten sie am Leben. Es gab derzeit nicht viel, über das sie sich freuen konnte.
Brians Eröffnung, dass er sich scheiden lassen wollte, war trotz allem, was passiert war, für Dana völlig überraschend gekommen. Zugegeben, glücklich waren sie schon lange nicht mehr gewesen, und das nicht erst seit Joshuas Tod vor zwei Jahren. Danach war es noch schlimmer geworden.
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