Die Schwester der Braut
unschuldig.
»Nein.«
»Zu schade!«
Es wurde wieder gelacht, und nach einigen Minuten aufgeregten Durcheinanderredens, an dem sich weder Dana noch Alex beteiligten, entschied Alicia schließlich, es sei an der Zeit, ihre Geschenke zu öffnen.
Die Aufregung stieg noch, während die Braut die kleinen und nicht ganz kleinen Pakete ihrer Freundinnen öffnete. Sie offenbarte dabei so manches Geschenk, das für die Hochzeitsnacht eingepackt worden war.
Amüsiert betrachtete Alex das Szenario. Ein ums andere Mal schüttelte sie den Kopf, denn sie empfand den Aufwand, der um eine so simple Sache wie eine Hochzeit gemacht wurde, immens und völlig übertrieben. Sie hatte ihre Zweifel, ob man eine Ehe tatsächlich mit dem glücklichsten Tag seines Lebens beginnen sollte, wenn es von da an nur bergab gehen konnte.
Dana holte Alex aus diesen Gedanken, als sie aufstand und das Wohnzimmer Richtung Bad verließ. Doch dann bemerkte Alex, dass die ältere Frau nach rechts abbog, in die Küche. Ihr Blick traf den ihrer Mutter, die ihrer Freundin ebenfalls nachgesehen hatte. Lauren nickte. Alex folgte Dana. Schließlich war Dana ein Gast. Als solcher sollte sie sich nicht ausgeschlossen fühlen.
Als Alex die Küche betrat, stand Dana am Spülbecken und füllte ein Glas mit Leitungswasser.
»Wir haben auch Flaschen da«, bemerkte Alex und trat an den Kühlschrank.
»Ist schon okay. Ich . . .« Dana stellte das Glas auf die Ablage, ohne davon getrunken zu haben. »Ich wollte nur . . .«
»Einen Moment allein sein«, erriet Alex.
Dana nickte schuldbewusst. »Es war vielleicht keine gute Idee herzukommen. Mit der Scheidung und allem. Ich dachte, es würde mir nichts ausmachen. Aber ich denke die ganze Zeit daran, wie ich mich damals gefühlt habe. Als junge Braut. Die Träume, die ich hatte. Ich dachte, es würde ewig halten.« Dana blickte zu Alex auf.
»Sie lassen sich scheiden?«, fragte die nach.
Die Frau mit dem kastanienbraunen Haar nickte. »Nun, Brian lässt sich scheiden. Er hat nicht gefragt, ob ich das auch möchte.«
»Und Sie möchten nicht?«
»Ehrlich gesagt weiß ich nicht, was ich möchte. Es . . . ist kompliziert.« Dana lächelte über das Klischee, das sie benutzte, um einer Konversation über ihr Privatleben aus dem Weg zu gehen.
Die beiden Frauen schwiegen eine Weile, beide in ihre eigenen Gedanken vertieft. Alex wusste nicht, was sie sagen konnte, das nicht oberflächlich und platt klang. Scheidungen waren nicht gerade ihr Spezialgebiet. In ihrem Umfeld ließen sich die Leute eher selten scheiden. Das war vielleicht der Vorteil, wenn man katholisch war. Der Nachteil war, dass Menschen sich grausame Dinge antaten, wenn sie ein ganzes Leben zusammen verbringen mussten und einander nicht besonders mochten. Sie konnte dies bei mehreren ihrer Verwandten beobachten, und es war kein schöner Anblick.
Alex sah wieder auf und Dana an, die verloren auf sie wirkte. Sie sagte das einzige, das in diesem Moment Sinn machte: »Also, wie steht es mit den Red Sox ?«
Eine Weile redeten sie über Sport. Es schien das unverfänglichste Thema zu sein.
Dana war dankbar für die Ablenkung. Die Trennung von ihrem Mann war einfach noch zu frisch. Und Alex wusste tatsächlich eine Menge über Sport allgemein, während sie selbst sich eher für ihren Verein und die Spieler ihrer Mannschaft begeisterte. Dennoch war es eine nette Unterhaltung.
»Du warst lange nicht zu Hause, oder?«, fragte Dana ihr großes, dunkelhaariges Gegenüber irgendwann. Sie hatte gerade darüber nachgedacht, wie verändert Alex seit ihrer letzten Begegnung schien. Ehrlich gesagt, konnte sie sich nicht einmal an das letzte Zusammentreffen erinnern. War es tatsächlich während der Beerdigung von Laurens Ehemann gewesen? Vor fünf Jahren?
»Ja, eine ganze Weile. Mom kommt manchmal nach Baltimore; Alicia seltener. Ich hab kaum Freunde hier und . . . nun, mein Leben ist in Baltimore.«
Dana nickte. »Mit einem aufregenden Job . . .«, bemerkte sie lächelnd.
Alex lachte. »Ja, ich mag meinen Job. Manchmal vermisse ich Dennizville. Dann wache ich morgens auf und denke, ich könnte doch mal wieder bei Finnigan’s auf einen Kaffee vorbeischauen. Erst etwas verspätet fällt mir ein, dass Finnigan’s in Dennizville ist, nicht in Baltimore. Hier weiß man immer, wo man ist.«
»Das ganz sicher. Aber es muss auch langweilig werden, wenn man hierher kommt – auf Urlaub –, und es gibt nichts zu tun.«
Alex nickte versonnen. »Nun,
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