Die Schwester der Braut
und umarmte die andere Frau. »Danke«, sagte sie einfach und entließ Dana wieder aus ihrer Umarmung.
»Dann bist du . . . einverstanden mit Alex’ . . . Lebensweise?« Dana schaute verunsichert, ob ihrer Wortwahl.
Lauren lächelte. »Ich liebe meine Töchter, Dana. Nichts, was eine der beiden tun könnte, würde mich dazu bringen, sie weniger zu lieben.«
»Aber?«, fragte Dana nach.
Lauren atmete tief durch. »Ich weiß nichts über Homosexualität. Die ganze Diskussion der letzten Zeit, ob Homosexuelle heiraten dürfen sollten, ging völlig an mir vorbei. Ich habe mir keine Gedanken darüber gemacht.«
Dana nickte. Sie konnte gut verstehen, was Lauren empfand. Sie selbst hatte sich kaum mit dem Thema auseinandergesetzt, wenn sie auch immer auf dem Standpunkt gestanden hatte, dass jeder Mensch dieselben Rechte verdiente. »Seperate but equal« hatte schon in den sechziger Jahren nicht funktioniert. Warum glaubten einige Menschen, die Homosexualität eines anderen Menschen gefährde die eigenen Rechte? Diese Menschen wollten sich nur als etwas Besseres fühlen, weil sie »normal« geboren waren. Was immer »normal« bedeutete . . .
»Ich habe mich in den letzten Wochen so intensiv mit Alicias Hochzeit beschäftigt und habe nicht gewusst, dass Alex in unserem Staat nicht einmal heiraten dürfte, selbst, wenn sie wollte. Ich weiß nicht, ob sie will. Sie hat keine sehr hohe Meinung von der Ehe. Allerdings weiß ich nicht, ob das auch für die Ehe zwischen zwei Frauen gilt. Ich weiß nicht, ob sie Kinder will und wie sie sie bekommen würde – oder ob ihre Partnerin sie bekommen würde. Diese Dinge sind so neu für mich. Ich hätte nie gedacht, dass ich mir darüber Gedanken machen müsste.« Lauren schüttelte leicht den Kopf. »Ich kann nicht glauben, dass ich mir diese Gedanken nie gemacht habe.«
»Das tun die wenigsten von uns, Lauren«, bemerkte Dana.
»Tust du es?« Die Freundin sah sie ernst an.
»Nun, ich versuche, immer informiert zu sein. Und ich halte es für unsinnig, einer Gruppe von Menschen zu verbieten, was einer anderen Gruppe erlaubt ist. Jeder sollte ab einem gewissen Alter wählen dürfen; jeder sollte den Menschen heiraten dürfen, den er liebt. Alles andere ist Diskriminierung und gegen die Verfassung.«
Lauren lächelte. »Ist es so einfach?«
»In der Realität ist es das offensichtlich nicht. Aber es ist auch nicht so kompliziert, wie einige Politiker es darstellen. Meine eigenen Rechte werden doch nicht eingeschränkt oder geschmälert, nur, weil zwei Männer oder zwei Frauen irgendwo dieselben Rechte einfordern.« Dana hielt inne. Sie wurde sich bewusst, dass sie sich selbst mit Lauren auf eine Seite stellte und Alex auf die andere Seite.
Auf welche Seite gehörte sie eigentlich?
»Nein, das werden sie nicht«, sinnierte Lauren. »Ich will, dass Alex genauso glücklich wird wie Ally es ist . . . und natürlich will ich dieselben Rechte für meine beiden Töchter.«
Dana nickte. Sie dachte an Alex, die so stark wirkte, so ausgeglichen. Sie war ein guter Mensch, hatte einen guten Job, bezahlte ihre Steuern, kümmerte sich, war leidenschaftlich und interessiert an anderen Menschen. Es war schwer vorstellbar, dass jemand ihr verbieten wollte, einen Menschen zu heiraten, den sie liebte, nur, weil dieser jemand eine Frau sein könnte.
Und diese Frau könnte sie sein . . .
Dana schüttelte den Kopf und sah zu Lauren auf, die sie beobachtete.
Lauren strich Dana über den Arm. Ihre Freundin lächelte leicht. Sie fühlte sich verlegen. Sie redete über Alex' Leben, als würde es sie etwas angehen. Als wäre sie ein Teil davon. Doch das war sie nicht. Dafür hatte sie selbst gesorgt. Alles, was sie hier zu tun hatte, war, Lauren zuzuhören, für sie da zu sein.
Das Telefon unterbrach ihre Gedanken. Beide Frauen schauten etwas irritiert.
Dana sah auf die Uhr. »Es ist fast neun«, bemerkte sie. »Ich schwöre, wenn das Brian ist . . .« Sie war offensichtlich so späte Anrufe nicht gewohnt.
Dana stand auf und verließ die Küche. Im Flur nahm sie das schnurlose Telefon auf. »Hallo?«, meldete sie sich, während sie zurück in die Küche ging.
»Hallo, Dana«, antwortete Alex’ tiefe Stimme ruhig.
Danas Rücken spannte sich. Sie wagte nicht, zu ihrer Freundin zu sehen.
»Oh, hallo.« Sie blieb in der Tür stehen und griff nach dem Türrahmen, als müsse sie sich daran festhalten. Ihr Atem stockte. »Ist alles in Ordnung?«
»Ja, ich . . . wollte
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