Die Schwester der Braut
nur . . . reden«, stotterte Alex am anderen Ende der Leitung.
»Das ist kein guter Moment. Ich habe Besuch«, entgegnete Dana.
Alex blieb stumm. Es schienen Minuten zu verstreichen, bevor die Anruferin vorsichtig fragte: »Ist meine Mom bei dir?« Sie wollte eigentlich nicht wissen, ob es jemand anderes war. Aber ihre Mutter war kein abwegiger Gast im Haus ihrer Freundin.
»Ja, so ist es.«
Alex entließ ihren Atem hörbar. »Dann kannst du nicht reden.«
»Nein, nicht wirklich. Soll ich dich später zurückrufen?« Dieses Angebot überraschte Dana selbst. Ihr ganzer Körper schien zu vibrieren, jetzt, da sie endlich wieder Alex’ Stimme hörte. Sie wollte wissen, was die junge Frau auf dem Herzen hatte, warum sie mit ihr reden wollte und mit niemandem sonst.
»Das wäre gut. Hast du meine Nummer?«
»Ich hab Caller-ID«, bestätigte Dana und hörte Alex leise lachen.
»Gut. Ich warte. Egal, wie spät es ist, okay?«
»Okay. Bis dann.«
»Bis später.« Diese letzten, atemlos vorgebracht Worte verrieten Alex’ Ungeduld.
Dana spürte dieselbe atemlose Energie in sich selbst. Das Blut stieg ihr in den Kopf, als sie schließlich zu Lauren sah.
Die schaute neugierig. Sie lächelte außerdem verschmitzt. »Das klang verdächtig. Nicht, dass ich mitgehört habe . . .«
»Ist schon gut. Es ist nicht so, dass du es hättest überhören können.« Dana lächelte verlegen und errötete noch ein bisschen mehr.
»Darf ich fragen, wer der nächtliche Anrufer war?«
»Ein . . . Kollege aus dem Restaurant.«
Laurens Lächeln wurde breiter. »Tatsächlich. Und was wollte er so spät noch?«
Dana wusste, dass Lauren sie aufzog. Unter anderen Umständen wäre es nur leicht unangenehm gewesen, unter diesen Umständen war es reine Folter, denn Dana musste ihre Freundin anlügen, was sie hasste. »Reden.« Dana setzte sich wieder an den Tisch, überlegte es sich dann aber anders und ging zum Kühlschrank, dem sie noch zwei Flaschen Bier entnahm. Sie öffnete beide und stellte eine davon vor Lauren hin. Als sie sich setzte, zog sie einen zweiten Stuhl zu sich heran und legte ihre Beine darauf.
»Du willst nicht darüber sprechen?« Alles Necken war aus Laurens Stimme verschwunden. Sie sah Dana ernst an.
»Da gibt es nicht wirklich viel zu sagen. Wir kennen uns noch nicht sehr lange. Er ist ein netter Kerl.«
Lauren nickte. »Du magst ihn?«
Danas Augen schienen der älteren Frau eine Antwort zu liefern, die Dana nicht bereit war zu geben.
»Du magst ihn sehr«, schloss Lauren.
Dana wollte etwas entgegnen. Lauren legte ihrer Freundin eine Hand auf die Schulter. »Es ist okay, Dana. Du musst dich vor mir nicht rechtfertigen. Ich bin froh, wenn du jemand findest, der gut zu dir ist und dich glücklich macht. Du hast es verdient, glücklich zu sein. Auch wenn dieser verlogene Bastard, dein Ehemann, dich glauben lassen will, dem sei nicht so.«
Dana griff nach Laurens Hand auf ihrer Schulter und drückte sie. »Ich glaube nicht, dass es etwas wird zwischen mir und . . . meinem Kollegen. Wir sind zu verschieden. Außerdem ist er jünger, viel jünger.«
»Du musst ihn ja nicht gleich heiraten«, entgegnete Lauren und trank ihr Bier.
Dana verlor sich in ihren Gedanken. Heiraten war natürlich sowieso nicht möglich. Genauso wenig war eine Affäre eine Option. Lauren würde dies niemals gutheißen, wenn sie wüsste, um wen es hier wirklich ging. Dana fühlte sich den Tränen nahe, weil sie einerseits ihre Freundin belog und andererseits nicht anders konnte, als sich zu wünschen, sie würde endlich gehen, damit sie Alex anrufen konnte. Sie wollte Alex’ Stimme hören, sie wollte wissen, was sie beschäftigte. Sie wollte ihr so nah sein, wie es durch eine Telefonleitung möglich war.
»Hey, ich werd’ mal wieder. Wir reden ein anderes Mal weiter.« Lauren hatte ihr Bier geleert und stand auf.
»Du musst nicht gehen, nur weil . . .«
»Ist schon gut, Dana. Mach deinen Anruf. Ich werde dich morgen weiter über deinen neuen Freund ausfragen.«
Lauren lächelte, doch Dana verursachten die Worte ein mulmiges Gefühl. Sie würde sich eine plausible Geschichte für ihre Freundin einfallen lassen müssen, und das war das letzte, was sie tun wollte. Die Sache zwischen ihr und Alex war so unmöglich, weil sie genau diese Situation hatte vermeiden wollen. Sie war keine gute Lügnerin. Irgendwann würde Lauren die Wahrheit herausfinden. Dann würde sie ihre beste Freundin verlieren. Das hatte sie von Anfang an
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