Die Schwester der Braut
Gerüchteküche allerdings noch nicht am Brodeln, und Alex versank eine Weile in ihren Emails.
»Hey, Morgen, Alex. Wie sieht’s aus mit Metcalf? Geht er zu den Knicks ?«, wurde sie eine Weile später von einem ihrer Kollegen aus der Politik aufgeschreckt.
»Hm? Oh, keine Ahnung. Bisher ist nichts raus.«
»Was sagt dein Instinkt?«
Alex’ Instinkt war üblicherweise eine verlässliche Quelle, wenn es um derlei Gerüchte ging. Doch ihr Instinkt hatte sich zu diesem Thema noch nicht geäußert. Er schien in letzter Zeit ein wenig aus dem Takt gekommen.
»Mein Instinkt sagt dazu noch gar nichts. Abwarten und Tee trinken, Mitch.«
Ihr Kollege sah sie ein wenig verunsichert an, so, als würde er nicht wissen, ob sie ihn veralbern oder anlügen wollte. Er zuckte die Schultern und ging zu seinem eigenen Schreibtisch.
Die Redaktion wurde langsam belebt. Journalisten und Fotografen liefen überall herum und redeten über die Ereignisse der letzten Stunden. Alex beachtete den Trubel um sich herum nicht. Sie war kaum anwesend. Schon zum dritten Mal las sie eine Mail, ohne herausfinden zu können, worum es ging.
»Hey, Alex.« Jemand drängte sich neben sie in ihre beengten drei Wände. »Wie geht’s dir?« Lindsay aus der Recherche lächelte sie an.
Alex wandte sich ihr zu. »Ganz gut. Wie geht’s dir?«
»Nun, ich bin ein wenig einsam. Ich dachte, du würdest dich melden, wenn du zurück bist aus . . . wo warst du?«, fragte die junge Frau, mit der sie bisher zweimal ausgegangen war und die offensichtlich ein drittes Date wollte.
»Dennizville.«
»Richtig, Dennizville. Du hast dich nicht gemeldet«, bemerkte Lindsay richtig.
»Hör zu, ich . . . ich finde, wir sollten uns außerhalb der Arbeit nicht mehr treffen.«
Das Lächeln der anderen Frau verblasste.
»Es hat nichts mit dir zu tun, Linds. Du bist eine tolle Frau. Ich . . . ich bin einfach . . .« Alex wusste es nicht. Sie wusste nicht, was sie war, abgesehen von nicht interessiert.
Lindsay nickte jedoch. »Ja, ich weiß«, sagte sie. »War nett, Alex.« Die andere Frau wandte sich ab.
Alex berührte sie am Arm. »Moment. Was . . . was weißt du?« Die Kolumnistin war verwirrt. Lindsay schien weder besonders überrascht noch besonders enttäuscht. Nicht, dass Lindsay nach zwei Dates am Boden zerstört sein sollte. Aber dies kam Alex fast so vor, als wäre es Lindsay egal. Mehr noch, als hätte sie mit diesem schnellen Ende gerechnet.
»Alex.« Der Rotschopf seufzte. »Versteh das bitte nicht falsch. Du bist nett. Du siehst gut aus. Aber . . . es hat nicht wirklich geklickt, oder?«
Alex schüttelte den Kopf.
»Und das ist ja auch nichts Schlimmes. Ich fand nur. . .« Lindsay schien verlegen, doch sie schien es auch sagen zu wollen.
»Was?«
»Du bist nicht gerade der leidenschaftlichste Mensch, den ich kenne. Ich meine, du bist süß und zuvorkommend, aber . . . als wir uns geküsst haben . . .« Lindsay machte eine sich auflösende Geste mit beiden Händen. Es hatte sie offensichtlich nicht berührt.
Alex blinzelte irritiert. Wollte Lindsay ihr etwa sagen, was Rachel ihr nach fast zwei Jahren Beziehung gesagt hatte: dass sie langweilig war? Sie kannte sie doch gar nicht. Sie hatten sich zweimal getroffen; sie wussten so gut wie gar nichts übereinander. Sie konnte sehr wohl leidenschaftlich sein. Vielleicht lag es ja auch an Lindsay!
Die hatte sich inzwischen abgewandt und war bereits auf halbem Weg zu den Fahrstühlen, bevor Alex sich überhaupt ihrer Abwesenheit bewusst wurde. Sie fragte sich, ob sie Lindsay folgen und diese Sache klarstellen sollte. Andererseits fehlte ihr die Energie, sich darüber aufzuregen.
Alex schüttelte den Kopf und kehrte zu ihrer Arbeit zurück. Lindsays Worte kamen mehrmals an diesem Tag zurück zu ihr. Immer wieder schüttelte sie den Kopf darüber. Doch die Frage, die sie nicht losließ, war die, ob Dana ebenso empfand wie ihre Kollegin.
»Komm rein, die Pizza ist auch gerade gekommen.« Dana öffnete die Tür und winkte ihren Gast herein.
Lauren folgte Dana in die Küche und stellte einen Sixpack Bierflaschen neben die Pizzaschachtel auf den Tisch. »Aus dem Kühlschrank«, bemerkte sie.
Dana lächelte. »Gut, welche Filme hast du besorgt?« Ein Blick auf Laurens leere Hände verriet, dass sie keine mitgebracht hatte. »Du willst dir nichts ansehen?«
»Nein, ich . . . ich wollte mit dir über etwas reden. Macht es dir etwas aus, wenn wir ein anderes Mal Filme
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