Die Schwester der Braut
vermeiden wollen.
Lauren umarmte Dana und küsste sie auf die Wange. »Ich danke dir, dass du für Alex da warst. Du bist eine gute Freundin.«
Diese Worte trafen Dana wie ein harter Schlag. Sie wollte etwas sagen, sie wollte gestehen, doch bevor sie den Mut aufbringen konnte, hatte Lauren die Küche und ihr Haus verlassen.
Dana blieb zurück mit dem dringenden Bedürfnis, ihr Gewissen zu erleichtern und dem noch dringenderen, Alex’ Stimme zu hören.
»Ja?«, meldete sich Alex beim ersten Klingeln.
Dana konnte hören, dass sie ebenso aufgeregt war wie sie selbst. »Hey, Alex.«
Einen Moment blieb es still am anderen Ende der Leitung. »Hallo, Dana.« In Alex’ Stimme schwang hörbare Freude mit.
Es schien Dana, als würde ihr ein Stein von der Seele fallen. Als wäre das Leben leichter, nur weil sie mit Alex sprechen und ihre Stimme hören konnte. Sie fühle sich ruhiger, als sie die ganze Woche gewesen war.
»Wie geht es dir?«, fragte die jüngere Frau.
»Ganz gut, denke ich«, antwortete Dana.
»Das klingt nicht überzeugend. Ist etwas passiert?«
Dana zögerte einen Moment. Sollte sie Alex erzählen, was sie beschäftigte oder so tun, als sei alles in Ordnung – was die junge Frau ihr sicher nicht abkaufen würde.
Sie ergab sich in ihr Schicksal. »Verschiedene Dinge. Zum einen denkt deine Mutter jetzt, dass ich einen heimlichen Verehrer habe, der mich spät abends anruft. Ich hasse es, sie anzulügen.« Sie wusste, es klang wie ein Vorwurf. Sie konnte ihn nicht abschwächen. »Zum anderen war Brian am Sonntag hier, und wir hatten einen Streit.«
»Das . . . tut mir leid.« Alex sagte nicht, worauf sie sich bezog. »Kann ich irgendwie helfen?« Und sag bitte nicht, dass ich dich nie mehr anrufen soll, flehte sie innerlich. Sie fühlte sich schlecht, weil Dana ihre Mutter anlog. Sie fühlte sich auch schlecht, weil sie selbst ihre Mutter ebenfalls anlog, da sie hinter ihrem Rücken Kontakt mit Dana hatte.
»Nein, eigentlich nicht.« Dana sagte Alex nicht, wie gut es sich anfühlte, mit ihr reden zu können. Sie konnten nicht zu dem Moment zurückgehen, wo sie sich solche Dinge hätten sagen können, ohne noch über ganz andere Dinge reden zu müssen. Darüber, dass Dana Alex vermisste. Darüber, dass sie an sie dachte, fast unentwegt. Diese Dinge musste sie für sich behalten.
»Warum hast du angerufen?«
»Ich . . . ich wollte dich etwas fragen.« Alex fuhr nicht fort.
Dana wartete einen Moment, dann fragte sie: »Und jetzt hast du es dir anders überlegt?«
»Nein, es ist . . . albern . . . Gott, es ist . . . peinlich«, stotterte Alex vor sich hin.
»Alex, raus damit«, forderte Dana die jüngere Frau auf.
»Okay.« Wieder herrschte einen Moment Stille. »Findest du mich langweilig?« Das war vermutlich die letzte Frage, mit der Dana gerechnet hätte. Es war in der Tat albern.
»Wie kommst du auf so einen Unsinn?«, entgegnete Dana.
Alex erwiderte nichts. Sie schämte sich für ihre verletzte Eitelkeit.
»Du bist eine so unglaubliche Frau, Alex . . . Ich dachte, ich hätte das klar gemacht. Du bist . . . interessant und . . . aufregend und sexy.« Sie wusste, sie sollte diese Dinge nicht sagen, doch sie empfand sie, und Alex musste sie anscheinend hören – aus welchem Grund auch immer.
»Es tut mir leid, ich . . . ich sollte dich nicht mit so einem Blödsinn belästigen«, entschuldigte sich Alex, obwohl ihr Danas Worte gutgetan hatten. Sie lächelte ein kleines bisschen über das letzte Wort. Dana fand sie sexy.
»Habe ich irgendetwas gesagt, dass dich hat denken lassen . . .«
»Nein«, unterbrach Alex schnell. »Ich . . . es ist Lindsay, die Frau von der Arbeit, mit der ich ein paar Mal aus war. Sie . . . sie hat gesagt, ich sei . . . langweilig . . . leidenschaftslos . . .« Es fiel Alex offensichtlich schwer, diese verletzenden Worte zu äußern, die sie derart verunsichert hatten.
»Die hat Nerven!«, platzte es aus Dana hervor.
Alex grinste noch ein bisschen mehr.
Beide Frauen schwiegen einen Moment, dann sagte Dana – und sie hielt sich sehr zurück mit ihren Formulierungen -: »Du bist eine wundervolle Frau, Alex. Du bist eine gute Zuhörerin. Du bist intelligent. Ich habe mich keine Sekunde mit dir gelangweilt, und wir haben schließlich viel Zeit miteinander verbracht, als du hier warst. Soweit ich es beurteilen kann, bist du sehr leidenschaftlich.« Sie errötete bei dem letzten Satz. Das geschah ihr noch immer,
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