Die Schwester der Braut
immer schmerzlich. Sie selbst tat es ebenfalls. Selbst, wenn sie sich nicht immer verstanden hatten, sie hatte ihren Vater geliebt.
»Ich war heute an seinem Grab. Brian . . . er war auch da.«
Für einen Moment schloss Alex die Augen. Allmählich entwickelte sie einen regelrechten Hass auf Danas Ehemann. Die reine Erwähnung seines Namens ließ sie ihren Kiefer zusammenkrampfen.
»Sogar am Grab unseres Sohnes mussten wir streiten«, bemerkte Dana nachdenklich.
»Was hat er gesagt?«, fragte Alex kopfschüttelnd.
»Er denkt, dass ich mit einem Kollegen von mir ausgehe.«
Diese Antwort hatte Alex nicht erwartet. Sie war wie ein Schlag in die Magengrube. Sie blieb still, atmete kaum.
»Er hat doch tatsächlich den Nerv, mir eine Affäre vorzuwerfen.«
Alex presste ihre Zähne aufeinander. Sie würde nicht fragen, ob es wahr war. Sie würde nicht fragen, ob Dana jemand anderen ihr vorzog. Sie konnte Dana nicht mit ihren Unsicherheiten belasten. Schon gar nicht, wenn die andere Frau größere Probleme hatte, als sich um ihr verletztes Ego zu kümmern.
»Alex?«, fragte Dana. »Bist du noch dran?«
»Ja, ich bin hier«, erwiderte Alex.
»Du weißt, dass es nicht stimmt, oder? Es gibt niemanden . . .« Sie wollte ›außer dir‹ anfügen. Sie unterließ es. »Ich habe keine Affäre«, stellte Dana klar.
Alex nickte. »Ich weiß«, bestätigte sie, auch wenn sie es für einen kurzen Moment nicht gewusst hatte. Sie schämte sich für ihre Unsicherheit, doch sie konnte sie auch nicht ablegen. Dana hatte sie zurückgewiesen. Zudem war Dana dabei nicht die erste gewesen. Solche Dinge blieben haften. In diesem Fall schmerzte es Alex so sehr, dass sie überall neue Gründe erkannte, warum Dana sie nicht wollte.
»Wer ist dieser Kollege?«, fragte sie schließlich nach.
»Du müsstest ihn kennen. Louis Franklin. Er arbeitet an der Bar im Restaurant.«
Daher kannte Alex ihn nicht. Schließlich war sie noch nie im Giordelli’s gewesen. »Louis Franklin . . . Er ist mal mit Alicia ausgegangen«, erinnerte sich Alex.
»Ja, wir haben uns unterhalten. Ich hatte keine Ahnung, dass ihr euch kennt, bis er es erwähnte.«
Alex nickte, auch wenn ›kennen‹ nicht das richtige Wort war. Sie versuchte sich zu erinnern, wie Franklin ausgesehen hatte. Auf jeden Fall musste er ein gutaussehender Bursche sein, denn Alicia ging nicht mit hässlichen Jungs aus.
»Warum denkt Brian, ihr beide . . .« Sie konnte es nicht einmal sagen. Allein die Vorstellung, Dana könne mit jemand anderem zusammen sein, bereitete ihr Magenschmerzen.
»Wir waren bei Finnigan’s und haben dort Kaffee getrunken. Offensichtlich war das ein zu öffentlicher Ort für eine harmlose Unterhaltung. Ich schwöre, ich weiß nicht, wer Brian seine Informationen zuspielt. Sollte ich es jemals herausfinden, werde ich ein ernstes Wort mit diesem Jemand reden.«
Dana klang inzwischen wesentlich gefasster, als sie es zu Beginn ihrer Unterhaltung gewesen war. Alex war froh, dass es ihr zumindest oberflächlich ein wenig besser ging.
»Hat Brian noch etwas gesagt?«, fragte Alex schließlich, weil sie nicht mehr über Louis reden wollte.
»Nein, nicht wirklich. Er . . . es ist alles vorbei, Alex. Ich sehe Brian an, und da ist nichts. Ich frage mich, wie unser Verhältnis wäre, wenn Josh . . . wenn er noch leben würde. Ich kann es mir nicht vorstellen. Ich habe keinerlei Gefühle mehr für Brian.« Dana klang überrascht und traurig darüber.
Alex hingegen war erleichtert. Es brachte sie selbst Dana nicht näher. Andererseits war Brian nicht gut zu Dana gewesen; er verdiente ihre Gefühle nicht. »Das ist gut, Dana«, bemerkte sie.
»Ja, vermutlich. Es ist nur so . . .« Dana schüttelte den Kopf. Ihr wollte nicht einfallen, was es war. Verrückt, seltsam, irrational. »Ich frage mich, wie lange ich ihn tatsächlich geliebt habe. Wann habe ich damit aufgehört? Und warum habe ich es nicht gemerkt? Oder habe ich es gemerkt?«, sinnierte Dana.
»Ist das wichtig?«, fragte Alex.
»Ich würde einfach gern wissen, dass ich nicht mehrere Jahre meines Lebens einfach die Augen geschlossen habe, dass ich meinen Kopf in den Sand gesteckt habe und etwas über mich ergehen ließ, das . . . nichts war. Aber vielleicht tun wir das alle irgendwann. Wir geben uns mit etwas zufrieden, das uns nicht glücklich macht, aber auch nicht allzu unglücklich. Wir leben den Mittelweg.«
Es machte Alex traurig, dass Dana so lebte. Niemand sollte sich mit
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