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Die Schwester der Braut

Die Schwester der Braut

Titel: Die Schwester der Braut Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Claudia Westphal
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vergangenen Abend. Sie hatte ihren Schmerz teilen können. Es tat noch immer weh, wie könnte es nicht, doch es war zu ertragen. Irgendwie war es zu ertragen.
    Dana stand vor der Couch auf, legte das Foto von Josh in das aufgeschlagene Album, dem sie es entnommen hatte, und ging zur Tür. Als sie öffnete, war sie einigermaßen überrascht, denn dort stand Lauren. Sie musste ihren Laden über Mittag geschlossen haben, was sie, soweit Dana wusste, höchst selten tat.
    »Lauren.«
    Alex’ Mutter lächelte verhalten. »Hallo, Dana.«
    Dana schob die Tür auf und ließ ihre Freundin hereinkommen.
    Lauren trat ins Wohnzimmer. Sofort fiel ihr Blick auf den Strauß Lilien, der den ganzen Raum mit seinem süßen Duft erfüllte. »Der ist ja wunderschön.« Lauren wandte sich ihrer Freundin zu, die etwas schüchtern lächelte. »Der ist nicht zufällig von deinem heimlichen Verehrer?«, fragte sie verschmitzt.
    Dana schüttelte den Kopf. »Die Blumen sind von Alex«, antwortete sie wahrheitsgemäß.
    Lauren schaute überrascht. Sie drehte sich noch einmal zu dem großen Strauß um, der ein Vermögen gekostet haben musste. »Das sieht ihr so ähnlich«, bemerkte sie und wandte sich wieder Dana zu. »Alex hat mich angerufen.« Sie legte der jüngeren Frau ihre Hände auf die Schultern. »Warum hast du mich nicht angerufen und mir gesagt, dass es Joshs Geburtstag ist? Ich wäre sofort herübergekommen.«
    Dana schloss beschämt die Augen. In ihren Wimpern hingen Tränen. Sie spürte, wie Lauren ihre Arme um sie legte und sie umarmte. Dana erschütterte ein Schluchzen. Nicht um Josh, um die Tatsache, dass ihre Freundin sie trösten wollte, während sie selbst sie hinterging.
    »Es . . . tut mir leid«, rangen sich die Worte aus Dana hervor.
    »Schhht, es ist okay.« Lauren hielt ihre Freundin eine ganze Weile fest, bis die sich wieder einigermaßen beruhigt hatte.
    »Ich war auf dem Friedhof«, sagte Dana schließlich, während Lauren sie zur Couch führte. »Brian war dort und . . . wir haben gestritten. Ich wollte eigentlich nur noch allein sein, doch als ich nach Hause kam, konnte ich nicht aufhören zu weinen. Da habe ich Alex angerufen.«
    Lauren nickte. »Ich bin froh, dass sie für dich da war.«
    »Sie ist eine gute Freundin.« Danas Worte klangen ein bisschen traurig.
    Die beiden Frauen hatten sich hingesetzt.
    Lauren hatte noch immer einen Arm um ihre Freundin gelegt. Sie sah auf das Foto, das Dana erst vor ein paar Minuten angesehen hatte. »Das ist ein schönes Foto von Josh«, bemerkte sie und nahm es auf.
    Die Mutter des Jungen nickte. Das Bild zeigte Josh in kurzen Hosen und T-Shirt an einem sonnigen Tag in einem Park. Er hielt einen Fußball in seiner Hand und grinste schelmisch in die Kamera. Das Licht war so intensiv, dass es das halbe Bild in gleißendes, weißes Licht färbte. Es gab Josh einen surrealen Schein.
    »Hast du das geschossen?«, fragte Lauren nach einer Weile.
    »Nein, Josh hat es mir geschenkt. Er sagte, ein Freund hätte es gemacht.« Dana klang nachdenklich. »Das war etwa ein halbes Jahr vor seinem Tod. Ich habe immer angenommen, dass es vielleicht ein Freund war, mit . . . mit dem er Drogen genommen hat«, brachte sie schließlich hervor.
    Lauren sah sie an, dann zurück auf das Bild. »So wie es fotografiert ist, würde ich fast sagen, dass es von einem professionellen Fotografen gemacht wurde. Das Licht . . . so etwas bekommt man selten hin, wenn man nicht ein bisschen Ahnung hat.« Lauren drehte das Bild um. Ein Stempel zierte die Rückseite. Es war der eines Fotostudios in Baltimore. »Picture Frame«, las sie.
    Dana schaute neugierig. »Josh . . . er hat erwähnt, dass dieser Freund in einem Fotostudio arbeitet. Vielleicht . . .« Sie schüttelte den Kopf. »Er arbeitet vermutlich nicht mehr dort. Selbst wenn, warum sollte er sich mit mir unterhalten wollen? Was würde ich ihn fragen?«
    Dana hatte nach Joshs Tod lange versucht zu verstehen, warum ihr Sohn Drogen nahm. Sie hatte ein paar seiner High School-Freunde aufgesucht und mit ihnen geredet. Die jedoch wussten nichts oder wollten nicht reden. In den meisten Fällen hatten sie Josh auch nicht gut gekannt. Er war nicht beliebt gewesen, ein Außenseiter, ein Nerd. Er war ein sensibler Junge gewesen; er hatte gezeichnet, und wie Dana beim Ausräumen seiner Wohnung in Baltimore feststellte, auch gemalt.
    Niemand konnte ihr sagen, warum ihr Sohn an einer Überdosis gestorben war. Sie hatte sich damit abgefunden, dass

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