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Die Schwester der Braut

Die Schwester der Braut

Titel: Die Schwester der Braut Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Claudia Westphal
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»Ich hatte schon Angst, du hättest deinen Spaß gehabt.«
    »Noch lange nicht«, gab Dana zurück und biss Alex leicht in die Unterlippe. »Ich habe noch sehr viel mit dir vor. Also nimm dir am besten für die nächsten dreißig Jahre nichts vor.«
    Sie kicherten beide. Dann küssten sie sich wieder.
    »Oder vierzig«, kam es von Dana atemlos, bevor Alex erneut ihre Lippen in Beschlag nahm.
    »Fünfzig«, kam es schließlich.
    Danach redeten sie für eine ganze Weile gar nicht mehr.

Der Morgen danach
    E s war gerade erst kurz vor sieben Uhr und noch recht dunkel draußen. Dana und Alex hatten sich dazu durchgerungen aufzustehen. Alex hatte sich bereits angezogen, um zu ihrem Elternhaus zurückzukehren. Sie öffnete gerade die Haustür zum Haus der Lincolns mit einem letzten sehnsüchtigen Blick auf die Hausherrin, die nur in einen dünnen, fließenden Morgenmantel gehüllt war, als Dana sie zurückrief.
    »Vergiss deine Jacke nicht. Es ist kalt draußen.« Sie nahm die wenigen Schritte zur Garderobe selbst und streifte Alex’ Jacke vom Hacken. Sie präsentierte sie ihrer Geliebten, so dass diese nur noch hineinschlüpfen musste. Dana nutzte den Moment, um Alex noch einmal zu umarmen und ihr Gesicht zwischen Alex’ Schulterblätter zu schmiegen.
    Keine der beiden Frauen war wirklich schon bereit, die andere gehen zu lassen. Doch die Nachbarn würden aufmerksam werden, wenn Alex irgendwann im Laufe des Tages ihr Haus verlassen würde, nachdem niemand sie hatte kommen sehen. Daher hatte Dana diese Tageszeit gewählt.
    Dana kannte die Tagesabläufe ihrer nächsten Nachbarn ebenso gut, wie die vermutlich ihren kannten. Zu dieser Uhrzeit hatte jener Teil der arbeitenden Bevölkerung bereits ihre Häuser verlassen, und der andere Teil schlummerte noch tief und fest oder saß gerade erst beim Frühstück. Es war der beste Zeitpunkt für Alex, den Weg zum Haus ihrer Mutter zurückzulegen.
    Wenn Alex denn hätte gehen wollen . . .
    Sie wandte sich in Danas Umarmung um und zog sie an sich. Ein paar kostbare und atemlose Augenblicke lang küssten sie sich, dann trennten sie sich wieder.
    Dana lächelte. Im selben Moment drängte sie Alex zur Tür hinaus, die während dieses zärtlichen Austauschs offen gestanden hatte. »Jemand könnte uns sehen.« Sie schien über diese Aussicht nicht allzu beunruhigt.
    »Und ich bin sicher, sie wären schockiert.« Alex feixte. Sie riss Augen und Mund weit auf, während sie sich rückwärtsgehend von Dana entfernte. Beide Frauen kicherten.
    Dana schloss die Tür.
    Alex drehte sich um und lief über die Straße zum Haus ihrer Mutter. Dabei sah sie nicht den dunkelroten VW Beetle, der unweit von Danas Haustür abrupt gestoppt hatte, sowie Alex Danas Haustür geöffnet hatte.
    In dem Kleinwagen saß ihre Schwester Alicia, und sie saß stockstill.
    Alex wollte sich gerade umziehen und vielleicht noch ein paar Stunden Schlaf finden. Als Ally plötzlich in ihr Zimmer trat, zog sie ihr Top schnell wieder über ihren Kopf.
    »Ally, was ..?«
    »Hast du den Verstand verloren?«, zischte ihre jüngere Schwester sie an.
    Alex erbleichte. Sie wusste sofort, was Ally gesehen hatte. Das Timing war zu passend. Allys Augen blitzten zu wütend, als dass es irgendetwas anderes sein könnte. Alex blieb stumm im Angesicht der Verachtung, die ihr aus den Augen ihrer Schwester entgegenschlug.
    »Was, zum Teufel, ist in dich gefahren? Dana Lincoln?!« Alicia hielt einen Moment inne und schüttelte sich angewidert. Sie sah ihrer Schwester fest in die Augen. »Dafür kommst du in die Hölle.«
    Es traf Alex wie ein Schlag. Nicht, dass Ally es sagte, sondern, dass sie es glaubte.
    »Ally . . .«, wollte sie ansetzen.
    Die jüngere Schwester hob abwehrend ihre Hände. »Alex, verdammt. Wie konntest du nur? Das ist eine Sünde.«
    Alex war nicht bereit, sich Dogmen anzuhören, wenn es um ihre Beziehung ging. Sie schlug mit der flachen Hand auf ihre Kleiderkommode, die neben der Tür stand. »Hör auf mit dem verdammten religiösen Gewäsch, Ally. Ja, ich bin verliebt. Und ja, ich bin verliebt in Dana Lincoln. Das hat nichts mit der Kirche zu tun oder mit irgendwelchen Lügen, die diese Institution über Homosexuelle verbreitet. Das geschieht zwischen zwei Menschen.«
    Ally schaut überrascht. Offensichtlich hatte sie nicht mit Gegenwehr gerechnet. »Liebe?«, gab sie zurück. »Liebe gibt es nur zwischen Mann und Frau, Alex. Was ihr tut . . . Gott, ich will nicht mal daran denken müssen, was ihr tut!«

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