Die Schwester der Braut
Restaurant und an der Bar. Sie gab Louis ein Zeichen, wenn ein Gast zu viel getrunken hatte, um noch selbst nach Hause zu fahren. Sie bestellte Taxis und ließ sich auch von unflätigen Gästen nie aus der Ruhe bringen. Sie war sehr professionell, was Ricardo am meisten an ihr schätzte. Inzwischen war sie auch eine Freundin geworden, und darüber war er ebenfalls sehr froh.
Als Dana an diesem Vormittag das Giordelli’s betrat, strahlte sie geradezu, obwohl es leicht zu regnen angefangen hatte. Sie schüttelte ihren Regenschirm vor der Tür aus und ging in die hinteren Räumlichkeiten, wo sie einen Spind hatte, um ihre Sachen abzulegen. Dann begrüßte sie die Kollegen, sprach ein paar Worte mit ihrem Boss, lächelte Louis spielerisch zu, der leicht durch die Zähne pfiff, und stellte sich an ihren Arbeitsplatz nahe der Tür. Sie schlug gerade ihr Gästebuch auf und sah sich die Bestellungen an – jene, die sie selbst eingetragen hatte und die, die andere nachgetragen hatten. Ihr Gesicht war belebt, ihre Augen leuchteten, sie freute sich auf den Arbeitstag. Außerdem hatte Alex versprochen, später noch vorbeizukommen. Vielleicht mit Lauren, vielleicht allein, um etwas zu essen und sich zu verabschieden, denn sie würde am Nachmittag wieder nach Baltimore zurückfahren.
Natürlich war dieser Gedanke weniger schön. Allerdings plante Dana bereits ihren eigenen Ausflug nach Baltimore. Und dann würde sie das Wochenende mit Alex in Boston verbringen. Dieser Gedanke war ihr vor zwei Stunden beim Aufstehen gekommen. Alex hatte sie schließlich zum Spiel eingeladen. Jetzt konnte sie diese Einladung auch annehmen. Sie war aufgeregt, vor allem aber war Dana Lincoln an diesem Tag sehr glücklich.
Es war ihr erster Gast, der das zu ändern gedachte. Dana wandte sich dem Eingang zu, sobald sie die Tür gehen hörte. Sie war überrascht, ein bekanntes Gesicht zu sehen.
»Ally, hallo«, sagte sie lächelnd. Das Lächeln erstarb auf ihrem Gesicht, als sie die Miene von Alex’ Schwester wahrnahm. Ally war wütend. Es war für Dana nicht schwer zu erraten weshalb.
»Du verdammte Hure!«, rief Ally aus und eilte auf Dana zu. Sie schlug ihr hart ins Gesicht.
Das gesamte Etablissement verstummte mit dem dröhnenden Echo dieses Schlages.
Dana taumelte zurück und stieß in ihr Stehpult. Das Gästebuch fiel zu Boden. »Ally . . .« Mehr bekam Dana nicht heraus.
»Lässt sich dein Mann deshalb von dir scheiden, Dana?! Hat er genug davon, dass du Frauen nachsteigst?! Hast du es bei meiner Mutter etwa auch versucht?!«, schrie Ally Dana an, die ihr bleich und fassungslos entgegen starrte. Ally hob erneut ihre Hand.
Dana hob ihre eigenen schützend vor ihr Gesicht.
»Das eine sage ich dir: Du lässt deine dreckigen Finger von meiner Schwester! Gnade dir Gott, wenn du es nicht tust!« Damit drehte sich Alicia auf dem Absatz um und verließ das Restaurant.
Dana stand wie erstarrt. Sie war nicht die einzige. Erst allmählich wurden sich die Menschen im Restaurant wieder ihrer eigenen Leben bewusst. Kellner stellten Essen vor Gäste. Gäste nahmen Schlucke von ihren diversen Getränken, die jedoch alle nicht stark genug schienen, das eben Geschehene zu verarbeiten.
Ricardo eilte durch das Restaurant auf Dana zu und berührte sie am Arm. »Ist alles in Ordnung?«, fragte er besorgt.
Dana zitterte. Sie sah ihren Arbeitgeber betroffen an. »Es tut mir so leid«, sagte sie tonlos.
Ricardo schüttelte den Kopf. Er nahm ihren Arm und führte sie in sein Büro. Beide waren sich bewusst, dass alle Anwesenden Dana anstarrten.
»Setz dich, Dana.« Ricardo ging indessen in das kleine Bad, das sich an sein Büro anschloss, und ließ das Wasser laufen. Bei seiner Rückkehr hatte er einen feuchten Lappen dabei und hielt ihn Dana hin.
Sie nahm ihn und legte ihn an ihre heiße Wange. »Es tut mir so leid«, wiederholte sie, was sie schon im Restaurant gesagt hatte. Sie sah ihm in die Augen.
»Das war nicht dein Fehler. Manche Menschen . . .« Er schüttelte nur den Kopf über »manche Menschen« und ließ ungesagt, was er über sie dachte.
»Das hätte nicht passieren dürfen, Ricardo. Ich . . . du hast jedes Recht, mich sofort zu feuern.«
Er setzte sich zu ihr und legte einen Arm um ihre Schultern. »Das ist doch Unsinn, Dana«, schimpfte er.
Sie sah ihn ernst an. »Ich bin so etwas wie das Aushängeschild deines Restaurants, Ric. Ich begrüße die Gäste. Mich kennen sie. Wenn sie bei jedem Besuch daran denken, was Ally
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