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Die Schwester der Königin - Gregory, P: Schwester der Königin

Die Schwester der Königin - Gregory, P: Schwester der Königin

Titel: Die Schwester der Königin - Gregory, P: Schwester der Königin Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Philippa Gregory
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»Herein.«
    Unser hübscher Bruder stand lässig mit einem Krug Wein in der einen und drei Gläsern in der anderen Hand da. »Ich komme, um am Schrein der Schönheit zu huldigen.« Er war ziemlich betrunken.
    »Dann tritt ein«, antwortete ich. »Wir sind nämlich hinreißend schön.«
    Mit einem Fußtritt schloß er die Tür hinter sich. »Großer Gott, Henry muß ja der Raserei nahe sein. Die eine hatte er, die andere will er, und keine von beiden kann er haben.«
    Anne wurde nie gern daran erinnert, daß der König einmal mein Liebhaber gewesen war. »Er widmet mir all seine Aufmerksamkeit.«
    George verdrehte die Augen. »Wein?«
    Wir schenkten uns alle ein Glas ein. Draußen hörte man etwas rascheln. George sprang auf, war mit einem geschmeidigen |406| Satz an der Tür und riß sie auf. Jane Parker, die soeben durchs Schlüsselloch gespäht hatte, richtete sich gerade wieder auf.
    »Meine liebe Ehefrau!« säuselte George honigsüß. »Wenn Ihr mich in Eurem Bett haben wollt, braucht Ihr nicht um die Gemächer meiner Schwester herumzuschleichen. Bittet mich einfach darum.«
    Sie errötete bis an die Haarwurzeln und blickte an ihm vorbei zu Anne, der das Nachthemd von der nackten Schulter gerutscht war, und zu mir, die im Hemd beim Kamin stand. Irgend etwas in ihrem Blick ließ mich zusammenzucken. Sie flößte mir stets das Gefühl ein, etwas Unrechtes getan zu haben. Doch diesmal schien sie unsere Komplizin zu sein, begierig auf Klatsch und Tratsch.
    »Ich habe Stimmen gehört«, sagte sie verlegen. »Ich fürchtete, jemand hätte Lady Anne gestört. Ich wollte gerade anklopfen, um sicher zu sein, daß alles in Ordnung ist.«
    »Ihr wolltet mit dem Ohr anklopfen?« fragte George verwundert. »Mit der Nase?«
    »Ach, laß doch, George«, sagte ich plötzlich. »Es ist alles in Ordnung, Jane. George trinkt mit uns ein Glas Wein und sagt uns dann gute Nacht. Er kommt gleich zu Euch.«
    Sie sah nicht gerade dankbar aus. »Er kann kommen oder nicht, wie es ihm gefällt«, meinte sie. »Wenn es ihm Vergnügen macht, kann er gern die ganze Nacht hier bleiben.«
    »Verlaßt auf der Stelle den Raum!« befahl Anne schlicht, als wolle sie sich nicht auf ein Wortgefecht mit Jane herablassen.
    George verneigte sich und schlug Jane die Tür vor der Nase zu. Dann lachte er laut los, obwohl sie ihn gewiß hören konnte. »Was für eine Schlange!« rief er. »O Mary, du solltest nicht auf sie eingehen. Mach es wie Anne: Verlaßt auf der Stelle den Raum! Großer Gott, das war herrlich. Verlaßt den Raum!«
    Er schenkte uns allen noch einmal Wein ein und trank uns beiden zu.
    »Das nächste Mal«, sagte Anne plötzlich, »bedienst du zuerst mich.«
    »Wie bitte?« fragte er verwirrt.
    |407| »Wenn du Wein einschenkst, bekomme ich das erste Glas. Wenn du meine Schlafzimmertür aufmachst, fragst du mich, ob ich Besuch wünsche. Ich werde Königin, George, und du solltest lernen, mir wie einer Königin zu dienen.«
    Er brauste nicht auf wie damals, als er gerade vom Kontinent zurückgekehrt war. Selbst in der kurzen Zeit hatte er begriffen, wie groß Annes Macht war. Es war ihr gleichgültig, ob sie mit unserem Onkel Zwistigkeiten hatte, ob sie mit irgendeinem der anderen Männer bei Hof stritt, die ihre Verbündeten hätten sein können. Es war ihr gleichgültig, wer sie haßte, solange nur der König nach ihrer Pfeife tanzte. Sie konnte jeden in den Ruin treiben, wenn sie es nur wollte.
    George stellte sein Glas ab, kroch auf allen vieren zum Bett, bis sein Gesicht nur wenige Zoll von dem ihren entfernt war. »Jawohl, meine kleine Königin auf Abruf«, schnurrte er.
    Bei dieser vertrauten Geste wurde Annes Miene sanfter.
    »Meine kleine Prinzessin«, flüsterte er, küßte sie zart auf die Nase und auf den Mund. »Bei mir darfst du nicht die Widerspenstige spielen«, bettelte er. »Wir wissen alle, daß du die erste Dame im Königreich bist, aber sei lieb zu mir, Anne. Wir werden alle so viel glücklicher sein, wenn du lieb zu mir bist.«
    Sie lächelte widerwillig. »Du mußt mir Respekt erweisen«, warnte sie ihn.
    »Ich werde mich vor die Hufe deines Pferdes werfen«, versprach er.
    »Und dir keine Freiheiten herausnehmen.«
    »Lieber stürbe ich.«
    »Dann kannst du herkommen, und ich werde lieb zu dir sein«, sagte sie.
    Er beugte sich vor und küßte sie wieder. Sie schloß die Augen, ihre Lippen lächelten, öffneten sich ein wenig. Ich beobachtete, wie er sich an sie schmiegte, ihre nackte Schulter und ihren Nacken

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