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Die Schwester der Königin - Gregory, P: Schwester der Königin

Die Schwester der Königin - Gregory, P: Schwester der Königin

Titel: Die Schwester der Königin - Gregory, P: Schwester der Königin Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Philippa Gregory
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ich. Warum?«
    »Ich bin der Stadt überdrüssig.«
    »Wie rastlos du bist«, beschwerte sich Anne. »Gerade erst aus Hever zurück, und schon willst du wieder fort von hier. Du brauchst einen Mann, der dich an einem Ort festhält, Schwester. Du bist schon zu lange Witwe.«
    Sofort ließ ich mich neben Sir Thomas am Fenster nieder. »Wahrhaftig nicht«, erwiderte ich. »Sieh nur, ich bin so ruhig wie eine schlummernde Katze.«
    Anne lachte kurz auf. »Man könnte beinahe meinen, du hättest eine Abneigung gegen Männer.«
    Die Damen lachten.
    »Ich bin nur ein bißchen unwillig.«
    »Du standest doch sonst nicht in dem Ruf, nicht willig zu sein«, meinte Anne gehässig.
    Ich lächelte sie an. »Und du standest nie im Ruf, allzu willig zu sein. Aber jetzt sind wir beide glücklich, siehst du.«
    Anne biß sich auf die Lippen und überlegte, mit welcher Boshaftigkeit sie mir antworten sollte.
    »Und Gott sei gelobt dafür«, meinte sie schließlich fromm und neigte den Kopf wieder über die Arbeit.
    »Amen«, bestätigte ich, genauso unaufrichtig wie sie.
     
    Die Tage an Annes Hof in Westminster wurden mir lang. William bekam ich tagsüber nur durch Zufall zu sehen. Als Zeremonienmeister |478| hatte er sich immer in unmittelbarer Nähe des Königs aufzuhalten. Henry faßte eine Zuneigung zu ihm und ritt oft mit ihm aus. Es lag eine gewisse Ironie darin, daß mein William, ein Mann, der für das höfische Leben so völlig ungeeignet war, derart begünstigt wurde. Aber Henry mochte aufrichtige Reden, solange sie seine Meinung widerspiegelten.
    Nur nachts konnten William und ich zusammen sein. Er hatte für uns Zimmer gleich gegenüber vom großen Palast von Westminster angemietet, ein Dachgeschoß eines alten Gebäudes. Wir hatten ein kleines Strohlager, einen Tisch und zwei Schemel, eine Herdstelle, wo wir das aus dem Palast mitgebrachte Essen aufwärmten, sonst nichts. Mehr wollten wir nicht.
    Ich wachte jeden Morgen in der Dämmerung unter seinen Liebkosungen auf, genoß seine Wärme und den Duft seiner Haut. Nie zuvor hatte ich bei einem Mann gelegen, der mich so ganz und gar liebte, um meiner selbst willen, und es war eine schwindelerregende Erfahrung. Nie zuvor hatte ich bei einem Mann gelegen, dessen Berührung mich so begeisterte, und ich mußte diese Begeisterung nicht verhehlen oder übertreiben oder irgendwie spielen.
     
    Annes Krönung war von einem gewaltigen Streit mit unserem Onkel überschattet. Ich hielt mich gerade in ihrem Gemach auf, als er wütend auf sie losging, schimpfte, sie komme sich so groß vor, sei so überheblich, daß sie vergessen hatte, wer sie dahin gebracht hatte. Anne legte mit aufreizender Selbstgefälligkeit eine Hand auf ihren gewölbten Leib und erklärte ihm, sie wisse sehr wohl, daß ihr Körper immer größer würde, und auch, wer sie dahin gebracht hätte.
    »Großer Gott, Anne, du wirst dich noch an deine Familie erinnern«, schimpfte unser Onkel.
    »Wie sollte ich sie je vergessen? Alle schwirren ja um mich herum wie Wespen um den Honigtopf. Ständig falle ich über einen von euch, der mich um einen Gefallen bittet.«
    »Ich bitte nicht«, kläffte er. »Ich habe Rechte.«
    Bei diesen Worten wandte sie den Kopf. »Nicht über mich! Ihr sprecht mit Eurer Königin!«
    |479| »Ich spreche mit meiner Nichte, die in Ungnade vom Hof verbannt worden wäre, weil sie das Bett mit Henry Percy geteilt hatte, wenn nicht ich gewesen wäre«, keifte er.
    Sie sprang auf, als wolle sie sich auf ihn stürzen.
    »Anne!« rief ich. »Setz dich hin! Beruhige dich!« Ich schaute meinen Onkel an. »Sie darf sich auf keinen Fall aufregen! Das Kind!«
    Er blickte sie mordlustig an, zügelte dann aber seine Wut. »Natürlich«, erwiderte er mit gestelzter Höflichkeit. »Setz dich, Anne. Beruhige dich.«
    Sie ließ sich wieder auf ihren Stuhl fallen. »Sprecht nie wieder davon«, zischte sie ihn an. »Ich schwöre, Onkel hin, Onkel her, wenn Ihr diese alten Verleumdungen gegen mich noch einmal von Euch gebt, lasse ich Euch vom Hof jagen.«
    »Ich bin Oberzeremonienmeister«, würgte er zwischen den Zähnen hindurch. »Ich war bereits einer der Größten im Reich, als du noch in der Kinderstube spieltest.«
    »Und vor Bosworth saß Euer Vater als Verräter im Tower gefangen«, triumphierte sie. »Erinnert Euch, wie ich es tue, daß wir alle Howards sind. Wenn Ihr nicht auf meiner Seite seid, dann bin ich nicht auf Eurer. Ein Wort von mir, und Ihr könntet den Tower von innen kennenlernen.«
    »Dann

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