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Die Schwester der Königin - Gregory, P: Schwester der Königin

Die Schwester der Königin - Gregory, P: Schwester der Königin

Titel: Die Schwester der Königin - Gregory, P: Schwester der Königin Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Philippa Gregory
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verlassen und mit William auf dem Land leben wollen, hatte nicht vorgehabt, all seine Pläne über den Haufen zu werfen und ihn wieder von seinem Bauernhof zu entführen. Doch William war fest entschlossen. »Ohne deine Kinder wirst du niemals zur Ruhe kommen«, prophezeite er mir. »Und ich möchte nicht schuld daran sein, daß du unglücklich bist.«
    »Ach, es hat also gar nichts mit Großzügigkeit zu tun?« meinte ich keck.
    »Das letzte, was ich mir wünsche, ist eine miesepetrige Frau«, erklärte er fröhlich. »Ich bin ja schon mit dir zusammen von Hever nach London geritten. Ich weiß, wie du Trübsal blasen kannst.«
     
    |473| Die Flut und ein günstiger Wind beschleunigten unsere Reise. Wir landeten bei der Treppe von Westminster, und ich ging in den Palast hinauf, während William am Pier half, die Pferde abzuladen. Ich verabredete mich mit ihm in einer Stunde auf der Treppe zum Großen Saal. Bis dahin wollte ich herausfinden, wie die Dinge standen.
    Ich ging geradewegs in Georges Gemächer. Da seine Tür seltsamerweise verschlossen war, klopfte ich an, das Klopfzeichen der Boleyns, und wartete auf Antwort. Ich hörte Schritte, dann ging die Tür auf. »Ach, du bist es«, meinte George.
    Sir Francis Weston war bei ihm und zog gerade sein Wams zurecht, als ich ins Zimmer trat.
    »Oh«, meinte ich und tat einen Schritt zurück.
    »Francis ist vom Pferd gefallen«, erklärte mir George. »Kannst du jetzt wieder laufen, Francis?«
    »Ja, aber ich gehe und lege mich noch ein bißchen hin«, erwiderte er. Er beugte sich tief über meine Hand und machte keine Bemerkung über den Zustand meines Gewandes und meines Umhangs, denen man deutlich ansah, daß sie ein wenig abgetragen waren.
    Sobald sich die Tür hinter ihm geschlossen hatte, wandte ich mich George zu. »George, es tut mir so leid, aber ich mußte einfach weg von hier. Hast du es geschafft, für mich zu lügen?«
    »William Stafford?« fragte er.
    Ich nickte.
    »Das habe ich mir schon gedacht«, erwiderte er. »Mein Gott, was für Narren wir beide sind!«
    »Wir beide?« fragte ich matt.
    »Jeder auf seine Weise«, antwortete er. »Du bist zu ihm gegangen und hast ihn verführt, nicht?«
    »Ja«, erwiderte ich knapp. Nicht einmal George wagte ich zu verraten, daß wir verheiratet waren. »Und er ist mit mir zum Hof zurückgekehrt. Kannst du ihm einen Platz beim König verschaffen? Unserem Onkel kann er nicht mehr dienen.«
    »Ich könnte etwas für ihn finden«, meinte George unschlüssig. »Die Aktien der Howards stehen im Augenblick |474| sehr günstig. Aber was willst du denn mit ihm bei Hof? Man wird euch zweifellos erwischen.«
    »George, bitte«, sagte ich. »Ich habe dich noch nie um etwas gebeten. Alle anderen haben durch Annes Aufstieg Güter oder Land oder Geld ergattert, nur ich habe nichts gewollt als meine Kinder, und sie hat mir meinen Sohn weggenommen. Das ist der erste Gefallen, um den ich dich je gebeten habe.«
    »Sie werden euch erwischen«, warnte mich George. »Und dann fällst du in Ungnade.«
    »Wir haben alle unsere kleinen Geheimnisse«, erwiderte ich. »Sogar Anne. Ich habe Annes Geheimnisse gewahrt, ich würde dich schützen. Ich möchte, daß du das gleiche für mich tust.«
    »Nun gut«, meinte er unwillig. »Aber ihr müßt diskret sein. Keine Ausritte zu zweit mehr. Und um Gottes willen schau, daß du nicht schwanger wirst. Wenn unser Onkel einen Ehemann für dich findet, dann wirst du ihn heiraten müssen, Liebe hin, Liebe her.«
    »Damit befasse ich mich, wenn es soweit ist«, sagte ich. »Und du besorgst ihm eine Stelle?«
    »Er kann Zeremonienmeister des Königs werden. Aber mache ihm auf jeden Fall klar, daß er diese Stelle meiner Gunst zu verdanken hat und seine Augen und Ohren jetzt in meinem Interesse aufzusperren hat. Er ist von nun an mein Mann.«
    »Nein, das ist er nicht«, antwortete ich mit einem listigen Lächeln. »Er ist ganz und gar meiner.«
    »Großer Gott, was für eine Hure!« lachte mein Bruder und zog mich in seine Arme.
    »Bin ich in Sicherheit? Haben alle geglaubt, daß ich in Hever war?«
    »Ja«, erwiderte er. »Einen ganzen Tag lang hat überhaupt niemand bemerkt, daß du nicht hier warst. Sie haben mich gefragt, ob ich dich nach Hever begleitet hätte, und es schien mir das sicherste zu sein, ja zu sagen. Ich sagte, du hättest befürchtet, daß die Kinder krank seien, und dabei bin ich geblieben. Alle glauben, daß du überstürzt nach Hever aufgebrochen wärst und ich dich begleitet

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