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Die Schwester der Nonne

Titel: Die Schwester der Nonne Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Susan Hastings
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eine Ritter bewachte ihn, aber an Flucht war nicht zu denken. Ringsum erhob sich der dunkle Wald. Kaum ein Weg war zu erkennen, die Berge umgaben sie wie drohende Riesen.
    Albrecht fürchtete sich noch immer. Aber mit entleerter Blase sah die Welt nicht mehr ganz so schrecklich aus. Außerdem hatte er quälenden Hunger und hoffte auf einen Jagderfolg der Männer. Wahrscheinlich war es wirklich besser, still zu bleiben und abzuwarten, was der Ritter mit ihm vorhatte. Dass Ernst nicht mehr bei ihm war, versetzte ihn in Angst. Er fühlte sich schrecklich allein und begann zu weinen.
    Was weder Kunz noch Albrecht ahnten: Sie waren nicht allein. Ein Köhlerbursche, der sich auf Wanderschaft befand, wollte nach Waschleithe. Er kannte die Quelle mit ihrem klaren Wasser und beschloss, eine Rast einzulegen. Das Weinen eines Kindes ließ ihn stutzen und vorsichtig innehalten. Hatte sich ein Kind im Wald verlaufen oder war gar von Wölfen geraubt worden? Hin und wieder hörte man Geschichten darüber. Er spähte zwischen den Bäumen hindurch und sah den Prinzen an der Quelle sitzen. Selbst bis nach Grünhain war die Kunde vom dreisten Raub der Fürstensöhne gedrungen. Die feine Kleidung des Jungen, die helle Haut und das lockige Haar sagten ihm, dass es wirklich einer der Prinzen sein musste. Doch wo waren die Entführer? Da sah der Köhler den Ritter unter einem Baum sitzen. Obwohl mehrere Pferde unter den Bäumen standen, war der Ritter allein.
    Kurz entschlossen packte der stämmige Mann einen dicken Ast und schlich sich von hinten an den Ritter heran. Mit Gebrüll stürzte er sich auf ihn und schlug immer wieder mit dem Knüppel zu. Das war so schmerzhaft, dass Ritter Kunz schon nach kurzer Zeit um Gnade bat.
    Albrecht war beim Erscheinen des rußigen Mannes aufgesprungen, bereit, davonzulaufen. Doch als er sah, dass dieser den Ritter kurz und klein prügelte, blieb er stehen.
    »Komm, Junge, komm«, rief der Köhler ihm zu und schwang sich auf ein Pferd. Die anderen jagte er in den Wald. Er nahm Albrecht vor sich auf den Sattel und jagte im Galopp zurück nach Grünhain.
    Es dauerte nicht lange, da holten die Soldaten den arg zerschundenen Ritter aus dem Wald und brachten ihn nach Freiberg ins Gefängnis. Dort sollte ihm der Prozess gemacht werden.
    Wie ein Lauffeuer verbreitete sich die Kunde von der glücklichen Befreiung des kleinen Albrecht im ganzen Land.
    Derweil hockten Wilhelm von Mosen und Wilhelm von Schönberg in einem alten Stollen unweit des Dörfchens Schlema, in dem sie Ernst gefangen hielten. Von Mosen wollte ins Dorf gehen, um ein paar Lebensmittel von den Bauern zu kaufen. Er kam schnell wieder zurück – ohne Lebensmittel. Dafür brachte er erschreckende Nachrichten mit.
    »Ritter Kunz ist gefasst. Und den kleinen Prinzen haben sie auch befreit.«
    »Jetzt ist alles aus«, flüsterte von Schönberg.
    »Nein, wir haben noch den anderen Prinzen. Damit können wir den Kurfürsten zwingen.«
    »Wozu? Es war Kunzens Rache, nicht unsere. Was sollten wir vom Kurfürsten fordern?« Von Mosen sah ein, dass sie verloren hat­ten: Ritter Kunz war gefangen, die Verfolger ihnen dicht auf den Fersen.
    »Wir ergeben uns und bitten um Gnade«, schlug von Schönberg vor. »Ergeben?« Von Mosen senkte den Kopf. Dann warf er einen Blick auf den Prinzen, den sie in ihrer Gewalt hatten. Der Junge besaß für sie keinen Wert mehr. Er war höchstens noch ein Pfand dafür, dass sie mit dem Leben davonkamen, wenn sie ihn unversehrt zurückbrachten.
    Kurz entschlossen verfassten sie einen Reuebrief und schickten einen Boten damit zu Hauptmann von Hartenstein.
    Ihr Plan ging auf. Der Hauptmann sicherte ihnen Straffreiheit zu, wenn sie den Prinzen unversehrt zurückbrachten. Kurz danach schlossen sich die beiden prinzlichen Brüder in Chemnitz in die Arme und wurden von ihrer Familie in Empfang genommen.
    Die Jungen erzählten von ihrer abenteuerlichen Entführung. Vor allem der kleine Albrecht bat um Gnade für den Ritter, der doch nur seine Ehre verteidigt hatte. Schließlich habe er ihn gut behandelt und ihm eine wundervolle Rast an einer verwunschenen Quelle verschafft.
    Der Kurfürst war jedoch nicht so schnell zu besänftigen. Er musste ein Exempel statuieren. Zunächst ließ er im ganzen Land die freudige Botschaft von der Befreiung der Prinzen Ernst und Albrecht verkünden. Das Volk jubelte, und der beherzte Köhler wurde zum Helden.
    Danach ließ der Kurfürst die Schuldigen bestrafen. Alle Verwandten des Ritters Kunz

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