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Die Schwester der Nonne

Titel: Die Schwester der Nonne Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Susan Hastings
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gedruckten Bibeln des Johannes Gensfleisch, was diese sehr zu schätzen wusste.
    Elisabeth ging es als Ehefrau des Hieronymus Preller sehr gut. Sie stand einem großen Haushalt vor, befehligte viele Bedienstete und leitete einen Teil der kleineren Geschäfte selbst. Vor allem der Tuchhandel und der Handel mit Borten und Bändern hatte es ihr angetan.
    Ihr Gatte verwöhnte sie, wie immer er nur konnte. Sie kleidete sich prächtig, trug erlesenen Schmuck und wusste sich auch in der Gesellschaft wohl zu benehmen. Mit ihrem Liebreiz gewann sie die Sympathie der Menschen, ihre Frömmigkeit und Mildtätigkeit öffnete ihr die Herzen.
    Eigentlich besaß das Ehepaar alles, was das Herz begehrt – nur ein Kind blieb ihnen versagt. Auf Drängen Elisabeths besann sich auch Hieronymus auf die Hilfe Gottes. Ihm war klar, dass er etwas tun müsse, um diese zu erlangen. Deshalb begleitete er seine Frau häufiger in die verschiedenen Klosterkirchen in Leipzig und erflehte inbrünstig die Erfüllung seines letzten und größten Wunsches.
    Ob es nun wirklich Gottes Hilfe war oder eine Laune der Natur, nach so vielen Jahren des Wartens regte sich unter Elisa­beths Herzen endlich neues Leben.
    Wenn nur nicht diese schrecklichen Schreie wären! Hieronymus patschte durch die Wasserpfütze auf dem Gang. Keine der Hausmägde hatte Zeit, das Wasser wegzuwischen. Sie liefen alle durcheinander, schleppten heißes Wasser in die Kammer und kaltes wieder heraus, brachten frische Leinentücher hinein und blutige wieder heraus.
    Der Kaufmann warf einen schrägen Blick auf die besudelten Tücher.
    »Herrgott, wird da drinnen ein Schwein geschlachtet oder was ist los? Wann wird endlich mein Sohn geboren?«
    Eine Magd zuckte nur die Schultern und huschte an ihm vorbei. Dann knallte die Tür wieder zu.
    »Ein Benehmen ist das«, murrte er. »Keinen Respekt vor ihrer Herrschaft. Verdammt, Elisabeth, beeil dich!«
    »Herr, übt Euch in Geduld und macht nicht so einen Radau vor der Tür«, schimpfte die Hebamme. »Ihr stört die Gebärende bei ihrem Geschäft.«
    Hieronymus reckte den Hals, um durch den Türspalt etwas zu erkennen, aber er sah nur eine Traube von Frauen um das Bett herumstehen, in dem wohl Elisabeth lag und in ziemlich regelmäßigen Abständen aufschrie. Die Hebamme warf ihm ebenfalls wieder die Tür vor der Nase zu, und er gab es endgültig auf, bei der Geburt mitwirken zu wollen. Die ganze Sache war ihm ohnehin nicht geheuer.
    Hieronymus liebte die Frauen, und er fand Gefallen an seiner eigenen hübschen Frau, auch wenn diese das immer wieder beklagte.
    »Es ist nicht gottgefällig, Lust zu empfinden«, hatte Elisabeth ihm oft vorgeworfen, wenn er sie ausgelassen durch sein breites Bett trieb.
    Meist aber, nach einem kurzen Gebet, ergab sie sich jauchzend dem ehelichen Treiben. Hieronymus war ein ganzer Kerl und bestens dafür gerüstet, seiner Frau mannigfaltige Freuden zu bereiten.
    »Warum sonst hat mich Gott mit reichlich Manneskraft ausgestattet?«, fragte er Elisabeth, wenn sie wieder einmal an ihrem Tun zweifelte. »Es ist keine Sünde, weil Gott es so eingerichtet hat, damit die Menschen Kinder bekommen. Außerdem bist du meine Frau und verpflichtet, mir zu geben, was ich begehre. Wenn ich bei dir Lust empfinde, so verhinderst du, dass ich mit anderen Frauen Unzüchtiges treibe.«
    Das stimmte allerdings nicht so ganz. Es gab genug liederliches Frauenvolk in der Stadt, das nur dazu da war, geplagte Ehemänner zu erfreuen. Für Männer war das eine lässliche Sünde.
    »Nur Gott kann unter unsere Bettdecke schauen, aber kein Pfaffe oder Mönch, deren Reden du so gerne lauschst«, sagte Hieronymus. »Benedictus geifert zwar wider die Unmoral, doch weiß ich, dass er selbst bei den Pfaffenhuren ein und aus geht. Ich sage dir, denen predigt er nicht mit Worten, sondern versucht, sie mit dem Hirtenstab zu bekehren. Den meisten geistlichen Herren ist es angenehmer, den Forderungen der Natur zu folgen als denen der Obrigkeit.«
    Elisabeth überlegte, woher Hieronymus wusste, dass Benedictus eines dieser unmoralischen Häuser aufsuchte, aber sie schwieg lieber.
    Erst am Tag zuvor hatte Benedictus in seiner Predigt von der Kanzel der Kirche des Thomasklosters die Frauen gemahnt: »Ihr Frauen, denkt stets daran, dass ihr die Schuld an der Erbsünde tragt. Ihr seid unvollkommene Wesen. Der Mann ist des Weibes Haupt. Das Weib ist dazu bestimmt, dem Manne zu gehorchen.«
    Draußen vor der Kirche standen eifrige Mönche mit grässlichen

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