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Die Schwester der Nonne

Titel: Die Schwester der Nonne Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Susan Hastings
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Woher habt Ihr das zweite Kind?«
    »Aus dem Bauch Eurer Frau, werter Herr«, gab die Hebamme kopfschüttelnd zurück.
    »Wie ist es da hineingekommen?«
    Er näherte sich vorsichtig dem Bett. Elisabeth lag reglos mit bleichem Gesicht auf dem Kissen und hielt die Augen geschlossen. Ihr Atem ging flach und schnell.
    »Mäusepelzchen, Buschwindröschen, meine geliebte Elisabeth, ich bin so froh, dass du alles überstanden hast. Sag doch etwas.«
    Er schaute auf und direkt in das gestrenge Gesicht von Tante Brigitte, die ein Bündel in der Hand hielt. Brigitte war Elisabeths Tante und eine ehrenwerte Jungfer, die sich aller männlichen Annäherungen erfolgreich erwehrt hatte und demzufolge weder die Freuden der Zeugung noch die Schmerzen der Geburt erfahren hatte.
    Sie trug eine weiße Leinenhaube und ihr Kinntuch war so eng gewickelt, dass sie kaum ein Wort herausbrachte. Ihre schmalen Lippen blieben zusammengekniffen, während die zischelte: »Da seht Ihr, was Ihr angerichtet habt. Zwei Leibesfrüchte, das ist ein Werk des Teufels. Die arme Elisabeth muss es nun ausbaden.«
    »Das war ich nicht«, stammelte Hieronymus. »Ich wollte doch nur ein Kind.«
    »Es sind zwei Mädchen, Herr«, ließ sich die Hebamme vernehmen. »Und ich bekomme den doppelten Lohn, weil es doppelte Arbeit war. Ihr solltet Euch auch um zwei Ammen kümmern. Eure Frau ist zu schwach, auch nur eines der Würmchen zu stillen.«
    »Zwei Ammen?«, rief Hieronymus erschrocken aus. »Wo soll ich denn zwei Ammen herbekommen?«
    »Vielleicht stirbt auch eines der Kinder, dann seid Ihr diese Sorge los«, lispelte Tante Brigitte.
    Hieronymus starrte sie sprachlos an, dann wurde er wütend.
    »Ihr solltet Euer schändliches Maul halten, Jungfer Brigitte! Wenn Gott wollte, dass es zwei Kinder sind, dann sind es zwei Kinder. Und ich werde zwei Ammen finden, so wahr ich Hieronymus Preller heiße. Ich frage mich, was Ihr Euch einmischt. Elisabeth ist mein Weib, und bislang habe ich für sie gesorgt. Ich werde mich auch um sie sorgen, wenn sie Mutter geworden ist. Dazu bedarf es nicht Eurer Anwesenheit.«
    »Bitte!« Brigitte maß ihn mit einem herablassenden Blick und drückte ihm das Bündel in den Arm.
    Sie warf den Kopf in den Nacken, dass ihm der Schleier ihrer Spitzenhaube wie ein nasser Lumpen ins Gesicht klatschte und verließ die Kammer.
    »Hexe«, rief er ihr hinterher, aber die Tür war schon zu.
    Dann erst besann er sich des Bündels in seinen Händen, das sich ganz leicht bewegte.
    »So klein«, staunte er und betrachtete mit wohligem Entsetzen das hässlich rote und verschrumpelte Etwas, das aus den Lei­nentüchern hervorlugte. »Sieht das andere auch so aus?«
    Eine Magd trat zu ihm und hielt ihm das zweite Bündel hin.
    »Wie gebrühte Ferkel«, seufzte Hieronymus enttäuscht und dachte an seinen knurrenden Magen. Er drückte sein Bündel der Magd Walburga in die Arme, die vor Entzücken aufseufzte.
    Elisabeth öffnete die Augen.
    »Brigitte sollte die Patentante werden«, flüsterte sie. »Jetzt hast du sie vergrault.«
    »Kommt nicht in Frage«, wetterte Hieronymus. »Nicht diese alte Schnepfe! Unsere Kinder sollen fröhlich aufwachsen und freundliche Paten haben. Vor allem welche mit viel Geld. Ich dachte an den Zinsmeister der Schützengilde oder den schlesischen Kaufmann Sikora.«
    Elisabeth lächelte schwach.
    »Zunächst brauchen sie Milch. Du musst dich um eine Amme kümmern.«
    »Tut es eine Kuh nicht auch?«
    »Ich weiß eine Amme«, ließ sich Walburga vernehmen. »Eine, die beide Kinder stillen kann. Wir haben sie schon auserkoren, als sich Eure Frau in der Hoffnung befand.«
    »Na, dann holt sie gefälligst her. Worauf wartet Ihr noch? Ihr steht herum, als hättet Ihr nichts zu tun.«
    Hieronymus setzte sich auf den Bettrand und nahm Elisabeths Hand in seine. Er erschrak, wie kalt die Hand war.
    »Eure Frau muss jetzt schlafen«, mahnte ihn die Hebamme. »Ihr solltet gehen.«
    Fast ehrfürchtig strich er Elisabeth eine feuchte Haarsträhne aus der Stirn.
    »Egal, ob Junge oder Mädchen, egal, ob eins oder zwei – ich liebe dich.«
    Im Wirtshaus war es voll wie fast zu jeder Tageszeit.
    »He, Wirt, einen großen Krug Wein! Ich habe etwas zu feiern.«
    Der Wirt schob seinen mächtigen Leib zwischen den Bänken hindurch und stellte ihm Krug und Becher auf den Tisch.
    »Was gibt es denn zu feiern, Preller?«, wollte er wissen. »Habt Ihr ein gutes Geschäft gemacht? Aber das macht Ihr ja ständig. Man sagt, Ihr habt Euch mit Eurem Geld

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