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Die Schwester der Nonne

Titel: Die Schwester der Nonne Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Susan Hastings
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übermütig ihre Locken und lachte.
    »Kein Wort!«

Der Studiosus
    Die Kühle der Nacht kroch noch durch die engen Gassen in der Nähe der Stadtmauer, wo die Häuser weniger privilegierter Bürger und Handwerker standen. Viele Hausbesitzer vermieteten die Zimmer im oberen Geschoss an Lohnarbeiter, Reisende, vor allem aber an Magister und Studenten der hiesigen Universität. Längst reichten die wenigen Kollegien der Stadt nicht mehr aus, und die Magister richteten sich Wohnungen mit ihren Studenten ein. Oder sie gründeten Bursen für ihr Klientel, das waren Wohn- und Kost­häuser, die die Studenten beherbergten.
    Der studentische Zulauf war gewaltig und innerhalb weniger Jahrzehnte entstanden die Bursa Bavarica und die Bursa Saxonica im Großen Kolleg, die Bursa Henrici und die Meißner Burse, die Bursa Solis und eben wurde neben dem Rathaus die Bursa Hummelshayn eingerichtet.
    Magister Siebenpfeiffer war zu gering begütert, um eine eigene Burse zu führen. So beschränkte er sich auf die Anmietung zweier kleiner Stübchen im Obergeschoss eines schmalen Hauses in einer ebenso schmalen Gasse in der Nähe der Stadtmauer. In einem der Stübchen lebte er selbst unter beengten Verhältnissen, im zweiten Stübchen beherbergte er drei Studenten.
    Klaus hatte in dieser Woche Weckdienst. Es mochte gegen fünf Uhr sein, und draußen begann es zu tagen. Irgendwo trällerte eine Amsel lautstark und schmetterte ihr Lied in den Morgenhimmel. Fröstelnd kroch Klaus unter der Wolldecke hervor, während die beiden anderen Studenten, Johann und Melchior, noch schnarchten. Die alten Holzdielen knarrten unter seinen Füßen, als Klaus zur Treppenstiege ging, um aus der Küche im Erdgeschoss Wasser zu holen. Zunächst ging er auf den Hof hinaus, wo ihn der struppige Hund des Hausbesitzers ankläffte, als sähe er ihn zum ersten Mal.
    »Halt die Klappe, du kläffende Bestie«, fuhr Klaus den kleinen Spitz an und schwor, ihn eines Tages eigenhändig im Mühlgraben zu versenken. Schon beinahe sieben Jahre lebte Klaus als Studiosus in Leipzig, davon zwei Jahre bei Magister Siebenpfeiffer. Aber noch immer kläffte ihn dieser Köter an wie einen Einbrecher. Die Abneigung war wohl gegenseitig. Die Hühner hockten noch im Stall, weil in der Nähe der Stadtmauer der Habicht nach leichter Beute Ausschau hielt. Da half nicht einmal der giftige Spitz als Abschreckung.
    Klaus ging zum Brunnen und schöpfte einen Eimer kaltes Wasser heraus. In diesem Stadtteil war das Wasser rein und klar. Es stammte aus einer Sandschicht und besaß nicht den moorigen Beigeschmack wie das Wasser aus den Brunnen nahe der Aue.
    Klaus wusch sich Gesicht, Hals und Oberkörper, danach fühlte er sich putzmunter. Den Rest des Wassers kippte er in einen hölzernen Trog, der dem Vieh als Tränke diente. Neben den Hühnern grunzte noch ein Schwein im Stall, daneben standen zwei Ziegen und ein Esel.
    Die Tiere gehörten dem Hauswirt, einem verhutzelten alten Mann, dem die Frau gestorben und seine Söhne davongelaufen waren. Er hielt sich mit dem Verkauf von Kram über Wasser – und mit der Vermietung seines Obergeschosses. Auch das Untergeschoss bestand nur aus zwei Räumen, von denen einer die Küche beherbergte. Im zweiten Zimmer waren bis unter die Decke alle möglichen Kramwaren gestapelt, die der Alte auf dem Markt und in den Gassen in einer Art Bauchladen feilhielt.
    »Wozu hast du eigentlich deinen Esel, Alter?«, wollte Klaus wissen. »Der wird dick und fett und braucht nichts zu tun. Du schleppst deinen Kram mit dir herum, anstatt das dem Esel zu überlassen.«
    »Davon versteht Ihr nichts, Herr Studiosus«, erwiderte der Alte meckernd und schlurfte über den Hof. Er schob den Riegel vom Stall zurück und öffnete die Gittertür des Hühnergatters. »Ihr seid für die geistigen Dinge zuständig, ich für die praktischen.«
    Er zerrte eine Ziege zum Zaun und band ihre Hörner mit einem Strick an die Staketen. Dann hockte er sich auf einen Holzklotz und begann sie zu melken. Klaus ging in die Küche, wo auf der einzigen Feuerstelle des Hauses ein Kessel mit heißem Wasser stand. Er nahm die schwarze Kanne vom Brett, füllte getrocknetes Kraut hinein und goss alles mit heißem Wasser auf.
    In der Zwischenzeit waren auch Johann und Melchior erwacht und kamen schlaftrunken auf den Hof. Melchior zog sein Hemd aus. Johann verspottete ihn.
    »Er riecht, als wäre er in ein Fass Sauerbier gefallen. Dabei hat er sich bekotzt, weil er nicht genug bekommen konnte.«
    Er

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