Die Schwestern des Lichts - 3
Wenn wir auf Scarlet reisen, wird sie uns an einem Tag dorthin bringen. Vielleicht ist Zedd dann noch gar nicht da.«
»Und wenn schon. Wir wissen, daß er dorthin unterwegs ist, und werden ihn finden.«
Sie sah ihn einen Augenblick lang an. »Du hast dir das alles schon ganz genau zurechtgelegt, was?«
Er zuckte mit den Achseln. »Wenn irgend jemand meine Ideen untergraben kann, dann du. Hast du einen besseren Vorschlag?«
Schließlich schüttelte sie den Kopf. »Ich wünschte, ich hätte einen, aber das ist nicht der Fall. Der Plan gefällt mir – bis auf die Versammlung.«
Richards Miene entspannte sich zu einem sanften Lächeln. »Ich möchte dich wirklich gern in dem Hochzeitskleid sehen, das Weselan für dich schneidert. Hat sie es auch rechtzeitig fertig? Wir könnten die Hochzeitsnacht in Aydindril verbringen, in deinem Zuhause.«
Kahlan konnte ein Lächeln nicht unterdrücken. »Hat sie. Und eine große Hochzeitsfeier ist gar nicht nötig. Wegen des Festessens für die Versammlung bleibt für die Vorbereitung ohnehin kaum Zeit. Aber der Vogelmann wird uns auch ohne trauen.« Sie sah ihn schüchtern an. »In Aydindril hätten wir ein richtiges Bett. Ein großes, bequemes Bett.«
Er schlang ihr den Arm um die Hüfte und zog sie an sich. Dann drückte er ihr einen sanften Kuß auf die Lippen. Sie wollte gar nicht mehr aufhören, schob ihn aber dann doch sanft von sich und blickte zur Seite.
»Richard … was ist mit den anderen Dingen, von denen Shota gesprochen hat? Dem Kind?«
»Shota hat sich schon einmal geirrt. In vielerlei Hinsicht. Selbst die Dinge, in denen sie recht hatte, haben sich nicht so entwickelt, wie wir erwartet haben. Ich werde dich nicht aufgeben, nur weil sie es sagt. Weißt du noch, was du einmal zu mir gesagt hast? Daß man seinen Weg niemals von einer schönen Frau bestimmen lassen soll, wenn ihr ein Mann die Sicht nimmt? Außerdem können wir vorher mit Zedd sprechen. Er weiß eine Menge über Konfessoren und über die Gabe.«
Sie strich ihm mit dem Finger über die Brust. »Du scheinst auf alles eine Antwort zu haben. Woher bist du eigentlich so klug?«
Er zog sie an sich und küßte sie, stürmischer diesmal.
Sie schmiegte sich an seine Schulter. Es schien eine Ewigkeit her zu sein, daß er sie in Westland getroffen hatte, als sie von einem Quadron verfolgt wurde. Ein ganzes Leben, nicht bloß ein paar Monate. Sie hatten so viel durchgemacht. Sie war es leid, in Angst zu leben, verfolgt und gejagt zu werden. Es war nicht fair, daß sofort, nachdem es vorbei war, alles wieder von vorn anfing.
Sie gab sich einen Ruck. Es war verkehrt, die Dinge auf diese Weise zu sehen. Das war das Problem und nicht die Lösung. Sie zwang sich, das neue Problem in seinem eigenen Licht zu sehen und nicht im Licht der Vergangenheit.
»Vielleicht wird es diesmal nicht so schwer. Vielleicht können wir es machen, wie du sagst. Wir finden heraus, was getan werden muß, und das war’s.« Sie gab ihm einen Kuß in den Nacken. »Wir sollten jetzt rausgehen, sie warten schon. Außerdem, wenn ich noch länger mit dir hier bleibe, halten wir uns nicht zurück, bis wir in dem bequemen Bett liegen.«
Sie verließen die Stille des Seelenhauses und gingen Hand in Hand durch die engen Gassen zwischen den Häusern des Dorfes. Sie fühlte sich sicher an seiner Seite. Vom ersten Tag an, als er ihr die Hand gereicht hatte, um ihr aufzuhelfen, hatte sie ihn gern bei der Hand gefaßt. Das hatte noch niemand getan: die Menschen hatten Angst vor Konfessoren. Hoffentlich war das alles bald vorbei, damit sie zusammen in Frieden leben konnten. Damit sie Händchen halten konnten, wann immer ihnen danach war, und nicht mehr fortzulaufen brauchten.
Der Trubel der Menschen, das Tanzen, die Unterhaltungen und die Kinder wurden immer lauter, bis die beiden auf das von Feuern erleuchtete freie Feld hinaustraten. Auf offenen, grasbedeckten Plattformen standen Musiker, die sich im Rhythmus der Löffel bewegten, mit denen sie die Rillen ihrer Boldas bearbeiteten, deren eingängige Melodien über das flache Grasland ringsum getragen wurden. Hektische Rhythmen hallten durch das ganze Dorf, wo ihnen andere antworteten oder einfielen. Kostümierte Tänzer zogen im Kreis umher, blieben stehen und drehten sich, sobald einer, springend und stampfend, der Menge aus fröhlichen Kindern und Erwachsenen Geschichten vortanzte. Von den Kochstellen stiegen süßlich duftender Rauch und Gerüche auf, die zu ihnen herüberwehten.
In der
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