Die Schwestern des Lichts - 3
schätzen, dich als Mutter Konfessor zu haben.«
Kahlan starrte noch immer auf die Tür. »Er denkt, ich hätte ihn verraten.« Sie drehte sich um und sah die Schwester an, während ihr die Tränen in die Augen traten. »Er denkt, ich hätte ihn verraten.«
Die Schwester betrachtete ihr Gesicht einen Augenblick lang. »Das hast du nicht. Ich verspreche dir, beizeiten werde ich ihm erkennen helfen, was du am heutigen Tag für ihn getan hast.«
»Bitte«, flehte sie, »tut ihm nicht weh.«
Schwester Verna faltete die Hände vor ihrem Körper und atmete tief durch. »Du hast ihm gerade weh getan, um ihm das Leben zu retten. Möchtest du, daß ich weniger für ihn tue?«
Eine Träne lief ihr über die Wange. »Vermutlich nicht. Außerdem bezweifle ich, daß Ihr etwas ebenso Grausames tun könntet wie ich.«
Schwester Verna nickte. »Ich fürchte, damit hast du recht. Doch ich gebe dir mein Wort darauf: Ich werde persönlich über ihn wachen und dafür sorgen, daß man ihm nur das Nötigste antut. Ich verspreche dir, ich werde nicht zulassen, daß man auch nur einen Zoll weiter geht. Mein Wort darauf als Schwester des Lichts.«
»Ich danke Euch.« Ihr Blick fiel auf das Messer in der Hand der anderen Frau. Die Schwester schob es in den Ärmel zurück. »Ihr hättet ihn getötet. Wenn er sich geweigert hätte, hättet Ihr ihn getötet.«
Sie nickte. »Hätte er nein gesagt, hätten die Qualen und der Irrsinn am Ende ein groteskes Ausmaß angenommen. Das hätte ich ihm erspart. Doch das spielt alles keine Rolle mehr. Du hast ihm das Leben gerettet. Danke, Mutter Konfessor … Kahlan.«
Schwester Verna ging zur Tür. »Schwester? Wie lange? Wie lange werdet Ihr ihn bei Euch haben? Wie lange werde ich warten müssen?«
Die Schwester sah sich nicht um. »Tut mir leid, das kann ich nicht sagen. Es dauert so lange, wie es eben dauert. Viel hängt dabei von ihm ab. Es kommt darauf an, wie schnell er lernt.«
Zum ersten Mal lächelte Kahlan wieder. »Ihr werdet wahrscheinlich überrascht sein, wie schnell Richard lernt.«
Schwester Verna nickte. »Das ist es, was ich am meisten fürchte. Wissen vor Weisheit. Das macht mir mehr angst als alles andere.«
»Ich könnte mir vorstellen, daß Euch auch Richards Weisheit überrascht.«
»Ich bete dafür, daß du recht behältst. Leb wohl, Kahlan. Versuche nicht, uns zu folgen, sonst stirbt er.«
»Noch eins, Schwester.« Die kalte Bedrohlichkeit in ihrer Stimme überraschte sie selbst. »Wenn Ihr mich in irgendeinem Punkt belogen habt, wenn Ihr ihn tötet, dann werde ich jede Schwester des Lichts verfolgen und zur Strecke bringen. Ich werde sie bis zur allerletzten töten. Doch nicht, bevor eine jede endlos um ihren Tod gebettelt hat.«
Die Schwester blieb einen Augenblick lang ganz ruhig stehen, dann nickte sie und machte sich auf den Weg.
Kahlan folgte ihr nach draußen, gesellte sich zu den Menschen dort und beobachtete, wie die Schwester ihr Pferd bestieg. Richard saß bereits auf einem kastanienbraunen Wallach. Er hatte ihr den Rücken zugekehrt und wartete.
Kahlan brach es das Herz. Sie wollte ein letztes Mal sein Gesicht sehen, doch er drehte sich nicht um, als die beiden aufbrachen.
Kahlan sank auf die Knie. »Richard«, jammerte sie, »ich liebe dich.«
Er schien sie nicht zu hören, während er und Schwester Verna im verschneiten Grasland verschwanden. Kahlan hockte in ihrem Hochzeitskleid auf der Erde, ließ den Kopf hängen und weinte. Weselan legte den Arm um sie, versuchte, sie zu trösten.
Kahlan fielen seine Worte ein: Geh und suche Zedd. Sie zwang sich aufzustehen. Die Ältesten waren versammelt. Sie wandte sich ihnen zu.
»Ich muß sofort aufbrechen. Ich muß nach Aydindril. Ich brauche ein paar Männer, die mich begleiten, die mir helfen, es zu schaffen.«
Savidlin trat neben sie. »Ich komme mit. Und so viele meiner Jäger, wie du willst. Alle, wenn du möchtest. Wir nehmen hundert mit.«
Kahlan legte ihm die Hand auf seine Schulter und lächelte gerührt. »Nein. Ich möchte nicht, daß du mitkommst, mein Freund, und auch nicht deine Jäger. Ich werde nur drei Männer mitnehmen.« Verwirrtes Gemurmel erhob sich. »Mehr würden nur Aufmerksamkeit auf uns lenken, vielleicht sogar Schwierigkeiten bedeuten. Zu viert wird es leichter sein, sich unbemerkt durchzuschlagen. Auf diese Weise geht es auch schneller.«
Kahlan zeigte auf einen, der die Szene mit funkelnden Augen verfolgt hatte. »Ich nehme dich mit, Chandalen.« Seine beiden Brüder
Weitere Kostenlose Bücher