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Die Schwestern des Lichts - 3

Die Schwestern des Lichts - 3

Titel: Die Schwestern des Lichts - 3 Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Terry Goodkind
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die Ärmel über die Unterarme rutschten. »Aber ich denke nicht, daß du hier leben solltest – ganz allein. Nicht, solange es die Greifer und was sonst noch alles gibt.« Er gestikulierte mit dem Brot in Richtung Norden. »Wieso kommst du nicht mit mir nach Aydindril? Es würde dir dort gefallen. Dort ist reichlich Platz. Kahlan könnte dafür sorgen, daß du wohnen kannst, wo du willst. Ja, vielleicht sogar in der Burg, wenn dir das lieber ist.«
    Ihre weißen Augen blieben auf das Essen gerichtet. »Nein.«
    »Wieso nicht? Wir würden uns dort bestimmt wohl fühlen. Eine Magierin hätte in der Burg ein tolles Leben. Es gibt dort Bücher und…«
    »Ich habe nein gesagt.«
    Er beobachtete, wie sie sich anschickte weiterzuessen. Er krempelte seine Ärmel noch weiter auf und tat es ihr nach. Lange konnte er nicht essen. Er legte den Löffel in die Schale und blickte sie an.
    »Adie, an der Geschichte ist noch mehr – etwas, das ich dir noch nicht erzählt habe.«
    Sie zog eine Braue hoch. »Hoffentlich erwartest du nicht, daß ich ein erstauntes Gesicht mache. Ich kann nicht gut heucheln.« Sie beugte sich wieder über ihre Schale.
    »Adie, der Schleier hat einen Riß.«
    Die Hand mit dem Löffel verharrte auf halbem Wege zum Mund. Sie sah nicht auf. »Unsinn. Was weißt du vom Schleier. Du hast keine Ahnung, wovon du sprichst.« Die Hand führte den Löffel schließlich zu seinem Ziel.
    »Ich weiß, daß er einen Riß hat.«
    Sie löffelte das letzte Kartoffelstück aus ihrer Schale. »Du redest von Dingen, die nicht sein können, Zauberer. Der Schleier hat keinen Riß.« Sie stand auf und nahm ihre leere Schale in die Hand. »Sei beruhigt, alter Mann, wenn der Schleier einen Riß hätte, müßten wir uns um erheblich mehr als um die Greifer sorgen. Aber dem ist nicht so.«
    Zedd drehte sich um, legte eine Hand über die Stuhllehne und sah zu, wie sie zum Kessel humpelte, der an einem eisernen Arm über der Feuerstelle hing. »Der Stein der Tränen ist in der Welt«, sagte er ruhig.
    Adie stockte. Ihre Schale fiel zu Boden – schepperte laut in der bedrükkenden Stille – und rollte fort. Sie hielt die Hände so, als befände sich die Schale noch immer darin. Ihr Rücken war steif. »Sag so etwas nicht laut«, meinte sie leise, »es sei denn, du bist über jeden Zweifel erhaben. Es sei denn, du bist dir bei deiner Ehre als Oberster Zauberer sicher. Es sei denn, du bist bereit, dem Hüter deine Seele anzubieten, für den Fall, daß du lügst.«
    Zedd beobachtete ihren Rücken mit seinen grimmigen, haselnußbraunen Augen. »Ich verpfände meine Seele an den Hüter, wenn ich lüge. Soll er sie sich in diesem Augenblick holen. Der Stein der Tränen ist in der Welt. Ich habe ihn gesehen.«
    »Gute Seelen, beschützt uns«, flüsterte sie kraftlos. Sie rührte sich noch immer nicht. »Erzähl mir, was für eine Dummheit du angestellt hast, Zauberer.«
    »Adie, komm und setz dich. Zuerst will ich, daß du mir erzählst, wieso du hier im Paß lebst oder was sich früher hier im Paß befunden hat. Wieso hast du am Rand zur Unterwelt gelebt, und warum willst du nicht fort?«
    Sie wirbelte herum und sah ihn an, packte sein Gewand mit einer Hand. »Das geht niemanden etwas an.«
    Zedd stützte die Hand auf die Stuhllehne und stemmte sich hoch. »Adie, ich muß es wissen. Es ist wichtig. Ich muß wissen, was du hier getan hast, damit ich weiß, ob ich dir helfen kann. Ich kenne den Schmerz sehr gut, mit dem du lebst. Ich habe ihn selbst kennengelernt, erinnerst du dich noch? Ich weiß nicht, was ihn verursacht hat, aber ich weiß, wie tief er sitzt. Ich möchte dich bitten, dein Geheimnis mit mir zu teilen. Ich bitte dich als Freund, mir zu vertrauen. Bitte zwing mich nicht, dich als Oberster Zauberer zu fragen.«
    Bei seinen letzten Worten hob sie den Kopf und sah ihm geradewegs in die Augen. Ihr Anflug von Zorn ließ nach, und sie nickte. »Also gut. Vielleicht habe ich es schon zu lange für mich behalten. Vielleicht wäre es eine Erleichterung, es jemandem zu erzählen … einem Freund. Vielleicht willst du meinen Beistand nicht mehr, nachdem du es gehört hast. Wenn doch, erwarte ich, daß du mir alles erzählst, was vorgefallen ist.« Sie zeigte nachdrücklich mit dem Finger auf ihn. »Alles.«
    Zedd lächelte ihr aufmunternd zu. »Natürlich.«
    Sie humpelte zu ihrem Stuhl. Gerade als sie sich setzte, fiel der größte Schädel aus dem Regal mit dumpfem Schlag zu Boden. Die beiden starrten ihn an. Zedd ging hinüber

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