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Die Schwestern des Lichts - 3

Die Schwestern des Lichts - 3

Titel: Die Schwestern des Lichts - 3 Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Terry Goodkind
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kann. Und weil das so ist, glaubt man, die Kraft müsse ihnen, wenigstens zum Teil, vom Hüter verliehen worden sein.«
    »Abergläubischer Unsinn«, knurrte er.
    »Wie du sehr gut weißt, wächst der Aberglaube, hat er erst Wurzeln geschlagen, zu einem kräftigen, wenn auch verkrüppelten Baum heran.«
    Er gab ihr widerstrebend recht. »Also hat keine Magierin ihre Kraft benutzt?«
    Adie schüttelte den Kopf. »Nein. Es sei denn, zum Wohl der Allgemeinheit, und dann sind sie erst vor den Vertreter des Königs ihrer Stadt getreten und haben um Erlaubnis gebeten. Jede Magierin mußte vor dem Kreis ihrer Stadt oder ihres Bezirks erscheinen und einen Eid auf das Volk schwören und auf ihre Seele, daß sie sich den Wünschen des Volkes beugen wird. Einen feierlichen Eid, ihre Kraft nicht gegen oder für einen anderen einzusetzen, es sei denn, man hätte sie kraft einer Vereinbarung des Kreises darum gebeten.«
    Zedd legte seinen Löffel angewidert ab. »Aber sie hatten die Gabe. Wie sollten sie keinen Gebrauch davon machen?«
    »Sie haben Gebrauch davon gemacht, aber nur heimlich. Niemals, wenn jemand sie dabei beobachtete, und niemals bei einem anderen.«
    Zedd lehnte sich auf seinem Stuhl zurück und schüttelte in stummem Staunen den Kopf über das Erste Gesetz der Magie und darüber, wie dumm die Menschen sein konnten, als Adie fortfuhr.
    »Großmutter Lindel war eine strenge alte Frau, die ganz auf sich allein gestellt lebte. Sie wollte nie etwas davon wissen, mich im Gebrauch der Gabe zu unterrichten. Sie sagte mir nur, ich solle die Finger davon lassen. Und meine Mutter konnte mir natürlich nichts beibringen. Also lernte ich für mich selbst, während ich größer wurde und die Gabe mit mir wuchs – dabei war ich mir aber sehr wohl über die Verruchtheit des Gebrauchs der Gabe bewußt. Jeden Tag bekam ich darüber etwas zu hören. Die Gabe auf unerlaubte Weise zu benutzen, erweckte den Anschein, als besudele man sich mit dem Makel des Hüters selbst, und ich glaubte das auch. Ich hatte große Angst, mich dem zu widersetzen, was man mich lehrte. Ich war eine Frucht vom Baume dieses Aberglaubens.
    Eines Tages, ich war vielleicht acht oder neun, war ich mit meiner Mutter und meinem Vater am Markttag auf dem Stadtplatz, als auf der anderen Seite des Platzes in einem Haus ein Feuer ausbrach. Ein Mädchen, ungefähr in meinem Alter, saß, von den Flammen eingeschlossen, im zweiten Stock fest. Sie schrie um Hilfe. Niemand konnte sie erreichen, weil sich das Feuer bereits durch den gesamten ersten Stock gefressen hatte. Ihre entsetzlichen Schreie waren mir unerträglich. Ich fing an zu weinen. Ich wollte helfen. Ich konnte die Schreie nicht ertragen.« Adie faltete die Hände in ihrem Schoß und starrte auf den Tisch. »Ich habe das Feuer ausgehen lassen. Das Mädchen wurde gerettet.«
    Zedd betrachtete den ruhigen Ausdruck auf ihrem Gesicht, während sie auf den Tisch starrte. »Ich nehme an, bis auf das Mädchen und seine Eltern war niemand darüber glücklich?«
    Adie schüttelte den Kopf. »Jeder wußte, daß ich die Gabe besaß. Sie wußten, daß ich das getan hatte. Meine Mutter stand da und weinte. Mein Vater stand einfach da und schaute zur Seite. Er wollte mich nicht ansehen, einen Agenten der Bosheit des Hüters. Irgend jemand ging und holte Großmutter Lindel. Die Art, wie sie zu ihrem Eid stand, hatte ihr Respekt eingebracht. Als Großmutter Lindel kam, brachte sie mich und das Mädchen vor den Kreis des Königs. Großmutter Lindel peitschte das Mädchen aus, das ich gerettet hatte. Sie weinte lange.«
    Zedd war fassungslos. »Sie hat das Mädchen geschlagen! Warum?«
    »Weil sie zugelassen hatte, daß der Hüter sie dazu benutzte, die Anwendung der Gabe auszulösen.« Adie seufzte. »Das Mädchen und ich, wir kannten uns. Wir waren so etwas wie Freundinnen. Sie hat nie wieder mit mir gesprochen.«
    Adie schlang die Arme um ihren Körper. »Und dann zog Großmutter Lindel mich vor diesen Männern nackt aus und peitschte mich aus, bis ich mit Blut und Striemen überzogen war. Ich schrie lauter als das Mädchen während des Feuers. Dann scheuchte sie mich nackt und blutverschmiert durch den Ort, zu ihrem Haus. Die Erniedrigung war schlimmer als die Schläge.
    Als wir bei ihrem Haus ankamen, fragte ich sie, wie sie so grausam sein könne. Sie rümpfte die Nase und sah mich mit ihrem typischen verkniffenen, zornigen Gesicht an und meinte: ›Grausam, Kind? Grausam? Du hast nicht einen Hieb mehr erhalten, als du

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