Die Schwestern des Lichts - 3
Zauberersand. Was er auch tat, nichts schien das Untier abzulenken, und kurz darauf richtete es ihr Augenmerk auf Adie. Die riß gerade einen uralten Knochen von der Wand. An einem Ende baumelten Federn, am anderen Schnüre mit roten und gelben Perlen.
Zedd packte einen Knochenarm, doch die Bestie schleuderte ihn einfach zur Seite.
Als der Skrin zu ihr herumwirbelte, drohte sie der Bestie mit dem Knochen, sprach Zaubersprüche in ihrer eigenen Sprache. Der Skrin schnappte nach ihr. Sie konnte ihre Hand gerade noch rechtzeitig zurückziehen, um sie zu retten, doch nicht den Knochentalisman. Er splitterte entzwei.
Das war’s. Zedd wußte nicht, wie er die Bestie bekämpfen sollte, und Adie hatte ebenfalls keinen Erfolg. Er tauchte unter dem Kopf des Ungeheuers hindurch zu Adie, rollte ab und kam auf die Beine.
»Komm schon! Wir müssen hier raus!«
»Ich kann nicht von hier fort. Hier gibt es Dinge von größtem Wert.«
»Schnapp dir, was du kriegen kannst, wir verschwinden von hier.«
»Hol den runden Knochen, den ich dir gezeigt habe.«
Zedd täuschte seitlich an, versuchte, sich in die Ecke zu stürzen, doch der Skrin schnappte zu und schlug mit krallenbewehrten Klauen nach ihm. Er wehrte sich mit Schüben jeder Art von Magie, die er kannte. Bevor er es richtig mitbekam, verlor er an Boden und wurde in die Ecke gedrängt.
»Adie, wir müssen hier raus, und zwar sofort!«
»Wir dürfen den Knochen nicht zurücklassen! Er ist wichtig für den Schleier!«
Sie stürzte sich in die Ecke. Zedd griff nach ihr, verfehlte sie jedoch. Der Skrin erwischte sie mit einer Kralle und riß ihr eine lange, klaffende Wunde in den Arm. Mit einem Aufschrei wurde sie gegen die Wand geschleudert, prallte zurück und landete mit dem Gesicht nach unten auf dem Boden. Neben ihr gingen weitere Knochen krachend nieder.
Zedd bekam den Saum ihres Gewandes zu fassen und riß sie zurück, als Krallen über die Wand kratzten und dabei seinen Kopf nur knapp verfehlten. Adie krallte sich in den Boden, versuchte von ihm fortzukriechen, zu der Knochenkugel in der Ecke.
Der Skrin bäumte sich mit einem stummen Schrei auf. Das Dach zerbarst, als die Bestie sich zu voller Größe aufrichtete. Ein Regen riesiger Holzstücke und -splitter ging nieder. Das Untier schlug wild mit den Krallen um sich, riß die Holzverkleidung von der Wand. Zedd zerrte die sich wehrende Adie zur Tür.
»Es gibt hier Dinge, die ich unbedingt mitnehmen muß! Wichtige Dinge! Ich habe ein ganzes Leben gebraucht, um sie zu sammeln!«
»Dafür ist keine Zeit, Adie. Wir können sie jetzt unmöglich mitnehmen!«
Sie riß sich los und stürzte zu den Knochentalismanen an der Wand. Der Skrin griff sie an. Zedd riß sie mit Hilfe von Magie zurück. Er packte sie mit beiden Armen und stürzte im selben Augenblick rücklings durch die Tür, als eine Kralle sie in Splitter schlug.
Sie wälzten sich nach draußen und sprangen auf die Beine. Zedd fing stolpernd an zu rennen, zerrte die sich wehrende Adie hinter sich her. Sie versuchte, Magie gegen ihn einzusetzen, doch er schirmte sich dagegen ab. Die Nachtluft war eiskalt. Der kalte Wind wehte ihren warmen Atem wie eine weiße Fahne davon, während die beiden rannten und sich bekriegten.
Adie jammerte wie eine Mutter, die mitansehen muß, wie ihr Kind zerfleischt wird. Sie reckte die Arme, einen davon blutverschmiert, zum Haus. »Bitte! Meine Sachen! Ich darf sie nicht zurücklassen! Du verstehst nicht! Sie sind wichtige Magie!«
Der Skrin riß an den Wänden, um sich zu befreien, um an die beiden ranzukommen.
»Adie!« Er zog sie dicht an sein Gesicht. »Tot nützen sie dir nichts. Wir werden sie holen, sobald wir die Bestie los sind.«
Ihre Brust hob und senkte sich. Tränen traten ihr in die Augen.
»Bitte, Zedd. Bitte, meine Knochen. Du verstehst nicht. Sie sind wichtig. Sie besitzen magische Kräfte. Sie könnten uns helfen, den Schleier zu verschließen. Wenn sie in die falschen Hände fallen…« Zedd pfiff nach seinem Pferd. Er hatte sich wieder in Bewegung gesetzt und zerrte sie hinter sich her. Sie protestierte mit jedem Schritt.
»Zedd, bitte! Tu das nicht! Laß sie nicht zurück!«
»Adie, wenn wir tot sind, können wir niemandem mehr helfen!« Das Pferd galoppierte heran, kam rutschend zum Stehen. Als es sah, wie die Bestie ihren Körper durch die Wände des Hauses zwängte, dabei Balken und Bohlen knickte und zersplitterte, verdrehte es in einem Anflug von Panik die Augen. Es stieß einen entsetzten
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