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Die Schwestern des Lichts - 3

Die Schwestern des Lichts - 3

Titel: Die Schwestern des Lichts - 3 Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Terry Goodkind
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Schwester Verna. Sie wanderte ziellos umher, die Hände zum Gebet gefaltet, die Augen himmelwärts gerichtet, ein seliges Lächeln auf den Lippen.
    Richard eilte auf sie zu. »Verschwinde! Ich habe genug von diesen Gespenstern! Laß mich in Ruhe!« Sie schien ihn nicht zu hören. Das war unmöglich, sie war durchaus nahe genug, um ihn zu verstehen. Er ging näher. Plötzlich fühlte sich die Luft ringsum zäh an, schien zu funkeln, bis er diese Stelle hinter sich zu lassen schien. »Hörst du? Hör mir zu! Ich sagte ›Verschwinde!‹«
    Entrückte braune Augen richteten sich auf ihn. Sie streckte den Arm aus, die Hand zu einer abwehrenden Geste erhoben. »Laß mich. Ich habe gefunden, was ich suche. Laß mir meinen Frieden und mein Glück.«
    Als sie sich umdrehte, spürte Richard ein gespanntes Kribbeln bis hinunter in die Zehen. Sie versuchte nicht, ihn wie die anderen Trugbilder zu verleiten.
    Sein Haar wollte sich sträuben.
    »Schwester Verna?«
    War das möglich? Lebte sie tatsächlich noch? Vielleicht hatte er sie nicht wirklich umgebracht. Vielleicht war alles eine Täuschung gewesen. »Schwester Verna, wenn Ihr es wirklich seid, antwortet mir.«
    Sie betrachtete ihn mit einem verwirrten Stirnrunzeln. »Richard?«
    »Natürlich, Richard.«
    »Geh fort«, sagte sie leise, während sie ihre Augen erneut gen Himmel hob. »Ich bin mit Ihm vereint.«
    »Mit ihm? Mit wem?«
    »Bitte, Richard, du bist verdorben. Geh fort.«
    »Wenn Ihr ein Trugbild seid, dann verschwindet selbst.«
    Sie betrachtete ihn flehend. »Bitte, Richard. Du störst Seine Ruhe. Zerstöre nicht, was ich gefunden habe.«
    »Was habt Ihr denn gefunden? Jedidiah?«
    »Den Schöpfer«, sagte sie in weihevollem Ton.
    Richard sah in den Himmel. »Ich sehe niemanden.«
    Sie kehrte ihm den Rücken zu und schlenderte davon. »Laß mich bei Ihm bleiben.«
    Richard wußte nicht, ob dies die echte Schwester Verna war oder eine Täuschung. Oder vielleicht der Geist der toten Schwester. Was mochte stimmen? Wie sollte er das entscheiden?
    Er hatte der echten Schwester versprochen, daß sie es schaffen würden, daß er ihr helfen würde. Er ging ihr hinterher, bevor sie im dunklen Nebel verschwinden konnte.
    »Wie sieht der Schöpfer aus, Schwester Verna? Ist er jung? Alt? Hat er langes Haar? Kurzes? Hat er noch alle seine Zähne?«
    Sie drehte sich wütend um. »Laß mich in Ruhe!«
    Der bedrohliche Ausdruck in ihrem Gesicht ließ ihn auf der Stelle stehenbleiben.
    »Nein. Hört auf mich, Schwester. Ihr kommt mit mir. Ich werde Euch nicht in diesem Bann gefangen zurücklassen. Das ist alles, was Ihr seht: einen Bann der Verzückung.«
    Seine Überlegung war folgendermaßen: wenn sie ein Gespenst war und er sie mitnahm, würde sie verschwinden, wenn sie die Magie des Tales verließen. War sie echt – gut, dann würde er sie eben retten. Sie würde überleben. Er wünschte sich zwar, sie los zu sein, aber noch mehr wünschte er sich, daß sie lebte und ihm nicht wirklich das antat, was sie im Turm getan hatte. Das durfte nicht die echte Schwester Verna gewesen sein. Er ging wieder zu ihr.
    Sie hob die Hand, als wollte sie ihn zurückstoßen, obwohl er noch gut zehn Schritte entfernt war. Die Wucht des Stoßes warf ihn zu Boden. Er rollte ab, faßte sich an die Brust, betastete die getroffene Stelle, doch der Schmerz ließ bereits nach. Es hatte sich angefühlt wie das, was man ihm im Turm angetan hatte – ein heftiger, brennender Schmerz.
    Ächzend setzte er sich auf und sammelte rasch seine Gedanken, während er nach Luft schnappte. Er hob den Kopf, um festzustellen, wo die Schwester steckte, für den Fall, daß sie die Absicht hatte, ihm noch einmal weh zu tun. Was er sah, ließ ihm den Atem stocken.
    Während die Schwester wieder in den Himmel blickte, begann der dunkle Nebel, der sie umgab, zu wirbeln und verschmolz zu Gebilden, zu einer Art Geistererscheinungen: zu materielosen Figuren, in denen der Tod nur so schäumte und brodelte. In ihren Gesichtern bewegten sich dampfende, fliehende Schatten, die sich zu glühenden Augen in einem tintenschwarzen Gesicht zusammensetzten – heiß züngelnde Flammen voller Haß, die aus ewiger Nacht erglühten.
    Eine kribbelnde Gänsehaut kroch über seinen Rücken. Im Haus der Seelen, als er den Screeling auf der anderen Seite der Tür gespürt hatte, als er den Mann gespürt hatte, der im Begriff stand, Chandalen zu töten, und bei seiner ersten Begegnung mit den Schwestern hatte er ein durchdringendes,

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