Die Schwestern des Lichts - 3
ihrem Kampf raushalten, damit du in Sicherheit bist.« Er starrte ins Leere. »Irgendwie ist mir dieser Gedanke abhanden gekommen, und ich wollte nichts weiter tun, als den Feind bekämpfen und töten.«
»Ich weiß«, sagte sie leise, »mir ist es ebenso gegangen. Ich habe alles vergessen, was ich eigentlich hätte tun sollen. Fast scheint es, als hätten auch wir auf den großen, finsteren Geist gehört. Der Schleier ist eingerissen. Vielleicht sind wir deshalb abgelenkt worden.«
»Du glaubst, dieser Schleier ist eingerissen und deshalb haben wir vergessen, was wir vorhatten, und haben nur noch töten wollen?«
»Chandalen, ich kenne die Antworten auf diese Fragen nicht. Ich muß nach Aydindril. Der Zauberer wird wissen, was zu tun ist. Richard braucht Hilfe. Wir haben hier genug Zeit verschwendet. Wir dürfen nicht noch mehr verlieren. Wir müssen mit den Männern reden und uns dann auf den Weg machen. Sind sie dort draußen?« Er nickte. »Fangen wir also an.«
Sie wollte aufstehen, er jedoch legte ihr seine gesunde Hand auf den Arm und hielt sie zurück. »Sie haben die ganze Nacht draußen gewartet. Ich wollte sie nicht hereinlassen.«
Er zog die Hand zurück, während er nach den passenden Worten zu suchen schien. »Ich hatte große Angst, du könntest sterben. Ich wußte nicht, ob ich dir das quassin doe rechtzeitig gegeben hatte. Prindin hat dir Gift gegeben, ohne daß wir etwas davon wußten, und zwar über eine lange Zeit. Fast wärst du in das Land der Seelen aufgebrochen.
Wenn du gestorben wärst, hätte ich nie wieder zu meinem Volk zurückkehren können. Aber das ist nicht der Grund, aus dem ich mich so freue, daß du lebst. Ich bin froh, weil du ein guter Schlammmensch bist. Du bist eine Beschützerin unseres Volkes genau wie Chandalen. Wir kämpfen jedoch jeder auf seine Art.« Er zog die Augenbrauen hoch. »In der letzten Zeit hast du viel zu oft wie Chandalen gekämpft. Darin bist du gut, trotzdem solltest du das mir überlassen und auf die Weise kämpfen, die für dich vorgesehen ist.«
Kahlan mußte lächeln. »Du hast recht. Danke, daß du die ganze Nacht bei mir gesessen hast. Es war gut, dich in der Nähe zu haben. Tut mir leid, daß du verwundet wurdest.«
Er zuckte mit den Achseln. »Irgendwann, wenn ich eine Frau finde, werde ich Narben haben, die ich ihr zeigen kann, damit sie sieht, wie tapfer Chandalen ist.«
Kahlan mußte lachen. »Ich bin sicher, sie wird von deiner Tapferkeit beeindruckt sein, weil du von dem Pfeil getroffen wurdest.«
Chandalen sah sie vorwurfsvoll an. »Daß ich von einem Pfeil getroffen wurde, beweist keine Tapferkeit. Jeder kann getroffen werden.« Er reckte sein Kinn in die Höhe. »Ich bin tapfer, weil ich nicht geschrien habe, als der Pfeil aus mir herausgeschnitten wurde.«
Eines Tages, dachte Kahlan, wird irgendeine glückliche Frau alle Hände voll mit diesem Mann zu tun bekommen. »Ich bin froh, daß die guten Seelen über dich gewacht haben und du bei mir bist.«
Er kniff die Augen zusammen, indes er sie ansah. »Ich weiß nicht, was passiert ist, aber ich glaube, er hat meine Kehle verfehlt, weil auch du über mich gewacht hast.«
Sie schmunzelte nur. Als ihr Blick auf die Leiche fiel, schwand ihr Schmunzeln dahin. Sie strich über das Fell ihres Umhangs. »Der arme Tossidin. Er hat seinen Bruder geliebt. Ich werde ihn vermissen.«
Chandalen warf einen knappen Blick auf die Leiche. »Ich kannte die beiden, seit sie kleine Jungen waren. Sie sind mir beide überallhin gefolgt und haben mich gebeten, sie zu unterrichten. Haben mich gebeten, zu meinen Männern gehören zu dürfen.« Er ließ stumm den Kopf hängen. Schließlich richtete er seine Aufmerksamkeit wieder auf sie. »Die Männer machen sich große Sorgen um dich. Sie warten.«
Kahlan folgte ihm, als er auf Knien und einer Hand hinauskrabbelte. Sie schleppte das Schwert mit. Draußen im Hellen erhob sich ein plötzliches Geraschel, als die Männer aufsprangen.
Hauptmann Ryan rannte zu ihr, doch ein großer Kerl mit einem Arm in der Schlinge hielt den Hauptmann mit dem gesunden Arm zurück. Er hatte eine gewaltige Streitaxt in der Faust.
»Orsk? Du lebst auch noch?«
Seine Augen waren rot von Tränen. Kahlan mußte daran denken, wie sein Vater geweint hatte, wenn seine Mutter, seine Herrin krank gewesen war.
»Herrin!« Erneut schossen ihm die Tränen in die Augen. »Ihr seid wohlauf! Was wünscht Ihr?«
»Orsk, diese Männer hier sind alle meine Freunde. Keiner von ihnen wird
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