Die Schwestern des Lichts - 3
dem, was ihr haßt. Ich weiß, wie leicht das geschehen kann. Mir wäre es fast passiert.«
Kahlan reckte die Faust gen Himmel. »Ich gelobe, keinen einzigen von euch je zu vergessen. Versprecht mir, wenn dies alles eines Tages vorbei ist, nach Aydindril zu kommen, damit die Midlands euer Opfer würdigen können.«
Die Männer hoben alle die Faust zum Gelöbnis. Ein Jubelschrei erschallte.
»Hauptmann Ryan, bitte gebt meine Worte an die Männer in den anderen Lagern weiter. Ich wünschte, ich könnte selbst zu allen sprechen, aber ich muß sofort aufbrechen.«
Er versicherte ihr, daß dies geschehen werde. Kahlan hob das Schwert mit beiden Händen in die Höhe.
»König Wyborn hat dieses Schwert im Kampf geschwungen, um sein Land zu schützen. Die Mutter Konfessor hat es zur Verteidigung der Midlands geschwungen. Nun lege ich es in würdige Hände.«
Hauptmann Ryan nahm das Schwert vorsichtig aus ihrer Hand entgegen. Er hielt es, als hätte er die Krone Galeas selbst in Händen. Strahlend lächelte er sie an.
»Ich werde es mit Stolz tragen, Mutter Konfessor. Danke für alles, was Ihr uns beigebracht habt. Als Ihr uns gefunden habt, waren wir noch Kinder. Ich danke Euch, daß Ihr uns zu Männern gemacht habt. Ihr habt uns nicht nur beigebracht, wie man besser kämpft, sondern, was noch wichtiger ist, Ihr habt uns beigebracht, was es bedeutet, Soldaten und Beschützer der Midlands zu sein.«
Er umfaßte das Heft mit seiner Faust und reckte das Schwert in den Himmel, dann drehte er sich zu seinen Männern um. »Ein dreifaches Hurra für die Mutter Konfessor!« Als sie den drei wilden Jubelschreien lauschte, wurde Kahlan bewußt, daß sie ihr ganzes Leben lang noch niemanden der Mutter Konfessor hatte zujubeln hören. Es fiel ihr schwer, sich ihre Überraschung nicht anmerken zu lassen. Mit einem Handkuß bedankte sie sich bei allen.
»Hauptmann Ryan, ich möchte Nick gern mitnehmen, außerdem werde ich auch noch zwei weitere Pferde brauchen.«
Chandalen stürzte nach vorn. »Wozu brauchst du Pferde?« Sie zog die Augenbrauen hoch und sah ihn an. »Chandalen, ich habe eine Pfeilwunde im Bein. Ich kann kaum stehen, geschweige denn laufen. Ich muß reiten, wenn ich nach Aydindril will. Hoffentlich hältst du mich deswegen nicht für schwach.«
Er legte die Stirn in Falten. »Nein, das nicht. Natürlich kann niemand erwarten, daß du zu Fuß gehst.« Dann blickte er sie wütend an. »Aber wozu brauchst du die beiden anderen Pferde?«
»Wenn ich reite, mußt du ebenfalls reiten.«
»Chandalen braucht nicht zu reiten! Ich bin stark!« Sie beugte sich zu ihm vor und sprach in seiner Sprache. »Chandalen, ich weiß, die Schlammenschen reiten nicht auf Pferden. Ich erwarte auch nicht, daß du weißt, wie es geht. Ich werde es dir zeigen. Du wirst sehr gut zurechtkommen. Wenn du zu deinem Volk zurückkehrst, wirst du eine neue Fähigkeit beherrschen, die kein anderer besitzt. Sie werden beeindruckt sein. Die Frauen werden erkennen, wie tapfer du bist.«
Er stieß ein mißtrauisches Grunzen aus und zog ein finsteres Gesicht. »Und wozu brauchen wir das dritte Pferd?«
»Wir werden Orsk mitnehmen.«
»Was?«
Kahlan zuckte mit den Achseln. »Bis dein Arm sich erholt hat, kannst du keinen Bogen spannen. Wie willst du mich beschützen? Orsk kann mit seinem gesunden Arm eine Axt schwingen, und du kannst mit deinem einen Speer schleudern.«
Er verdrehte die Augen. »Ich werde dir das wohl nicht ausreden können, oder?«
»Nein.« Kahlan lächelte ihn dünn an. »Wir sollten jetzt besser unsere Sachen holen und uns auf den Weg machen.«
Ein letztes Mal ließ sie ihren Blick über die Soldaten schweifen. Über ihre Soldaten. Sie salutierte vor ihnen, indem sie die Faust aufs Herz legte.
Jeder einzelne von ihnen erwiderte stumm den Gruß.
Sie hatte viel verloren bei diesen Soldaten. Und viel gewonnen.
»Seid vorsichtig. Jeder von euch.«
48. Kapitel
»Und wann stoßen wir nun auf deine Leute, die Schwester Verna und mich zum Palast führen werden?«
Du Chaillu sah kurz über ihre Schulter, zog ihr dichtes, schwarzes Haar zur Seite und musterte ihn genau. Sie führte ihr Pferd. Richard war ihr Gejammer leid geworden, und als sie sich schließlich geweigert hatte, weiter zu reiten, hatte er beschlossen, nicht viel Aufhebens davon zu machen und sie zu Fuß gehen zu lassen. Auch er selbst wollte eine Weile zu Fuß gehen. Schwester Verna ritt hinter ihnen und beobachtete Du Chaillu von ihrem Pferd aus mit dem Blick
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