Die Schwestern des Lichts - 3
Ehre war«, meinte Prindin. »Chandalen ist ein schwieriger Mann und schwer zu berechnen, aber schlecht ist er nicht. Er macht sich große Sorgen um unser Volk und hat keinen anderen Wunsch, als es vor Schaden zu bewahren. Das ist unsere Aufgabe – unser Volk zu schützen.«
Kahlan nickte. »Richard und ich sind auch Schlammenschen.«
Die Brüder lächelten. »Das haben die Ältesten verkündet, und alle wissen es. Wir werden euch beide beschützen, genau wie jeden anderen aus unserem Volk.«
»Gilt das auch für Chandalen?«
Die beiden schmunzelten, gaben aber keine Antwort. Sie zogen ihre Speere aus der Erde und wollten gehen.
»Erklär ihnen, ich hätte gesagt, sie hätten sehr gute Bögen.«
Sie blickte zur Seite und sah, daß er die beiden beobachtete. Daraufhin teilte sie Prindin seine Worte mit.
Sie nickten freundlich lächelnd. »Wir können auch sehr gut damit umgehen.«
Richards ausdrucksloser Blick blieb auf die beiden Brüder geheftet. »Sag ihnen, ich finde, ihre Pfeile sind sehr gut gearbeitet. Frag sie, ob ich mir einen ansehen kann.«
Kahlan runzelte die Stirn, bevor sie für die Jäger übersetzte.
Die beiden Brüder strahlten vor Stolz. Prindin zog einen Pfeil aus seinem Köcher und reichte ihn Richard. Kahlan fiel auf, daß die Ältesten verstummt waren. Richard rollte den Pfeil zwischen seinen Fingern. Ohne sich seine Gefühle anmerken zu lassen, betrachtete er erst die Kerbe, dann drehte er ihn um und studierte die flache Spitze aus Metall.
Er gab den Pfeil zurück. »Sehr gute Arbeit.«
Während Prindin den Pfeil zurück in seinen Köcher steckte, erklärte Kahlan ihm, was Richard gesagt hatte. Er ließ die Hand ein Stück an seinem Speer nach oben gleiten und stützte sich leicht darauf. »Wenn du mit einem Bogen umgehen kannst, möchten wir dich einladen, uns morgen zu begleiten.«
Bevor sie übersetzen konnte, sprach Savidlin zu ihr. »Richard meinte damals, bei eurem ersten Besuch, er hätte seinen Bogen in Westland zurücklassen müssen und würde ihn vermissen. Als Überraschung habe ich einen für ihn angefertigt – zu eurer Rückkehr. Es ist ein Geschenk dafür, daß er mir beigebracht hat, wie man Dächer baut, die keinen Regen durchlassen. Er befindet sich in meinem Haus. Ich hatte vor, ihm den Bogen morgen zu schenken. Sag ihm das. Und sag ihm auch, wenn er einverstanden ist, würde ich gern einige meiner Jäger mitnehmen und ihn morgen begleiten.« Er lächelte. »Dann werden wir sehen, ob er ein so guter Schütze wie unsere Jäger ist.«
Die Brüder strahlten und nickten begeistert. Sie schienen sich, was den Ausgang des Wettstreits betraf, sehr sicher zu sein. Kahlan erklärte Richard, was Savidlin gesagt hatte.
Richard war überrascht. Was Savidlin getan hatte, schien ihn zu rühren. »Die Schlammenschen stellen mit die feinsten Bögen her, die ich je gesehen habe. Ich fühle mich geehrt, Savidlin.« Er mußte grinsen. »Jetzt können wir den beiden zeigen, wie man schießt.«
Die beiden lachten, als sie den letzten Teil der Übersetzung hörten. »Bis morgen also« , meinte Prindin schon im Gehen.
Richard blickte den beiden mit finsterer Miene nach.
»Was war das für eine Geschichte mit den Pfeilen?« fragte sie.
Schließlich sah er zu ihr hinüber. »Frag Savidlin, ob ich einen Blick auf seine Pfeile werfen dürfte, dann zeige ich dir, was ich meine.«
Savidlin reichte ihm den Köcher. Richard zog eine Handvoll Pfeile heraus und sortierte die mit einer dünnen, gehärteten Holzspitze aus. Kahlan wußte, daß sie vergiftet waren. Richard nahm einen Pfeil mit einer flachen Spitze aus Metall und steckte den Rest zurück.
Er reichte ihr den Pfeil. »Sag mir, was du siehst.«
Sie rollte ihn zwischen ihren Fingern, wie er es mit dem anderen gemacht hatte. Sie wußte nicht, was ihr das sagen sollte, daher betrachtete sie die Kerbe und die Spitze.
Sie zuckte mit den Achseln. »Sieht mir aus wie ein ganz gewöhnlicher Pfeil. Wie jeder andere auch.«
Richard lächelte. »Wie jeder andere?« Er zog einen Pfeil am eingekerbten Ende aus dem Köcher und hielt die schmale, runde Spitze in die Höhe, damit sie sie sehen konnte. Er zog eine Braue hoch. »Sieht er genauso aus wie dieser hier?«
»Eigentlich nicht. Diese Spitze ist klein, lang, dünn und rund. Der dagegen hat eine Spitze aus Metall. Er ist genau wie der, den Prindin hatte.«
Richard schüttelte langsam den Kopf. »Nein, das ist er nicht.« Er steckte den Pfeil mit der Holzspitze zurück, nahm ihr den
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