Die Schwestern des Lichts - 3
zustande. »Fangen wir also an.«
Mit einer weiten Armbewegung scheuchte er die anderen auf die andere Seite der Grube, während sie verzweifelt nach dem Gefühl ihrer Magie suchte. Er erklärte ihnen, sie könnten unter sich ausmachen, wer als nächstes an die Reihe kam. Und dann drehte er sich zu ihr. Er fing an, die Schnalle seiner Hose aufzumachen.
Wie von Sinnen suchte Kahlan ihren Verstand nach einer Möglichkeit ab, ihn hinzuhalten. Sie brauchte Zeit, um sich zu überlegen, wie sie ihre Kraft finden sollte. »Wie wär’s zuerst mit einem Kuß?«
»Ich pfeife auf einen Kuß«, knurrte er. »Mach die Beine breit, wie eben. Das hat mir gefallen.«
»Es ist nur so, ein Kuß von einem großen, hübschen Kerl macht eine Frau so richtig scharf darauf, ihn zu verwöhnen.«
Er zögerte einen Augenblick, dann legte er ihr den rechten Arm um die Schultern und schmetterte sie neben sich auf den Boden. »Du tätest gut daran, schnell scharf zu werden, bevor ich die Geduld verliere.«
»Versprochen. Nur küß mich vorher.«
Tyler preßte seine Lippen auf ihren Mund. Ihr verschlug es den Atem, als er seine andere Hand plötzlich zwischen ihren Beinen nach oben schob, diesmal nicht sanft wie zuvor, sondern mit zwingender Unnachgiebigkeit. Er hielt das Keuchen für Bereitwilligkeit und preßte seine Lippen noch fester auf ihren Mund. Sie schlang die Arme um seinen Hals. Er stank so übel, daß sie sich fast erbrochen hätte.
Kahlan versuchte sich darauf zu konzentrieren, ihren Ruhepunkt zu finden, wie sie es zuvor immer getan hatte, wenn sie ihre Kraft benutzte. Sie fand den Ort nicht. Verzweifelt suchte sie nach ihrer Magie, konnte aber nichts finden.
Der Fehlschlag trieb ihr Tränen der Verzweiflung in die Augen. Tylers Atem ging schneller. Sein Druck war so stark, daß ihr die Lippen an den Zähnen schmerzten. Sie tat, als genieße sie es.
Das Entsetzen darüber, was er mit seiner Hand zwischen ihren Beinen anstellte, machte es ihr fast unmöglich, sich zu konzentrieren, aber sie wagte es nicht, ihn davon abzuhalten. Panik kroch ihr die Kehle hinauf, indes sie sich zwang, die Beine weiter für ihn breit zu machen. Sie stemmte die Fersen fester in den Boden. Ihre Füße in den Stiefeln zitterten.
Kahlan rügte sich selbst. Sie war die Mutter Konfessor. Sie hatte ihre Kraft zahllose Male angewendet. Sie versuchte es erneut, doch nichts geschah. Die Erinnerung an die jungen Mädchen aus Ebinissia machte alle Konzentration unmöglich.
Und dann dachte sie an Richard. Fast hätte sie laut aufgeschrien vor Sehnsucht. Wenn sie noch eine Chance haben wollte, Richard wiederzusehen, dann mußte sie ihre Magie anwenden. Sie mußte stark sein. Sie mußte es tun – für ihn.
Nichts geschah. Sie merkte, daß sie vor Verzweiflung in Tylers Mund winselte. Er hielt es für Leidenschaft.
Er zog das Gesicht ein paar Zentimeter weit zurück. »Mach die Beine breiter, damit alle sehen können, wie scharf eine noble Dame auf Tyler ist.«
Gehorsam zog sie die Fersen näher an den Körper und drückte die Knie weiter auseinander. Die Kerle johlten vor Begeisterung. Sie fühlte, wie ihr die Ohren brannten. Sie mußte daran denken, wie Ranson davon gesprochen hatte, ihr die Würde zu nehmen. Tyler preßte seine Lippen wieder auf ihren Mund. Tränen liefen ihr aus den Augenwinkeln.
Es funktionierte nicht. Sie konnte ihre Kraft nicht finden – selbst wenn sie dagewesen wäre. Sie hatte keine Wahl. Sie mußte zu Ende bringen, was sie den Männern angeboten hatte. Es nicht zu tun, würde ihr nur eine zusätzliche Tracht Prügel einbringen. Es gab kein Entrinnen.
Sie dachte an die armen Frauen in Ebinissia. Genau dasselbe würde auch mit ihr geschehen. Es war hoffnungslos. Innerlich gab sie sich auf. Sie überließ sich dem Geschehen.
Dann kam ihr etwas in den Sinn, was ihr Vater ihr einmal erklärt hatte: »Solltest du jemals aufgeben, Kahlan, dann bist du verloren. Kämpfe mit jedem Atemzug. Bis zum letzten, wenn es sein muß, aber gib nicht auf. Niemals. Überlaß den anderen nicht den Sieg. Kämpfe mit allem, was du hast, bis zum allerletzten Atemzug.« Das tat sie im Augenblick nicht. Sie war dabei aufzugeben.
Tyler richtete sich auf. »Genug geküßt, jetzt bist du reif.«
Ihre Zeit war abgelaufen. Sie überlegte, ob Richard sie deswegen hassen würde. Nein. Er wüßte, daß sie keine Wahl gehabt hatte. Er wäre nur dann enttäuscht, wenn sie sich schämen müßte, weil sie zum Opfer geworden war. Er hatte selbst
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