Die Schwestern des Lichts - 3
sind durch meine Hand gestorben, man hat mir untersagt, bei meiner Arbeit von meiner Kraft Gebrauch zu machen…«
»Glaubt Ihr, ich hätte Euch den Gebrauch Eurer Kraft aus einer Laune heraus untersagt? Ist es das, was Euch Kummer macht, Schwester Verna? Also schön, wenn Ihr den Grund unbedingt wissen wollt: Es geschah, um Euch das Leben zu retten.«
Verna versteifte sich und wurde vorsichtig.
»Wenn ich mich recht an meine Lektionen unten in den Gewölben erinnere, dann gibt es nur einen Grund, weshalb derartige Einschränkungen mein Leben retten könnten.«
Ann mußte innerlich lächeln. Verna wollte, daß es laut ausgesprochen wurde.
»So ist es. Richard besitzt subtraktive Magie.«
»Das wußtet Ihr? Ihr habt jemanden mit Subtraktiver Magie den Halsring anlegen lassen? Dieses Risiko seid Ihr eingegangen? Ihr habt ihn tatsächlich herbringen lassen, in den Palast?«
Sie faltete ihre Hände auseinander und beugte sich ein wenig vor.
»Warum?«
Ann hielt dem Blick der anderen Frau stand.
»Weil es Schwestern der Finsternis im Palast gibt.«
Sie zuckte nicht einmal zusammen. Sie wußte es. Zumindest hatte sie bereits den Verdacht gehabt. Gesegnet seist du, Verna, du bist ein heller Kopf. Vergib mir, was ich tun muß.
»Ist dieser Raum abgeschirmt?« erkundigte sich Verna mit ruhiger Stimme.
»Selbstverständlich.«
Sie verschwieg, daß ihr Schild gegen diese Schwestern keinen Schutz bot.
»Habt Ihr Beweise für eine derartige Behauptung, Prälatin?«
»Ich brauche fürs erste keine Beweise, denn diese Unterredung bleibt unter uns. Ihr werdet kein Wort davon erwähnen. Es sei denn, Ihr wolltet Anklage erheben. Tut Ihr dies, werde ich natürlich alles abstreiten und erklären, Ihr wäret eine verbitterte Schwester, welche eines persönlichen Vorteils wegen versucht, die Prälatin der Gotteslästerung zu bezichtigen. Und dann würden wir Euch hängen müssen. Das liegt doch nicht in Eurem Interesse, oder täusche ich mich da?«
Verna saß steif und reglos da.
»Nein, Prälatin. Doch was hat das damit zu tun, daß Richard hergebracht wurde?«
»Wenn Euer Haus von Ratten überrannt wird, bleibt Euch nichts anderes übrig, als eine Katze zu besorgen.«
»Diese Katze hält uns alle für Ratten. Und das vielleicht aus gutem Grund. Manch einer könnte sagen, Ihr hättet die Katze nicht wegen Eurer Ratten hergebracht, sondern als Köder. Richard ist ein guter Mensch. Der Gedanke, daß er geopfert werden soll, gefällt mir nicht.«
»Wißt Ihr, warum man Euch ausgesucht hat, Richard aufzuspüren?«
»Ich dachte, damit hättet Ihr mir Euer Vertrauen ausgesprochen.«
Ann zuckte mit den Achseln.
»In gewisser Weise war es so. Wenngleich ich nicht ganz sicher bin, ob sich Schwestern der Finsternis im Palast befinden, und ich, wenn es denn zutrifft, keine Ahnung habe, wer sie sind, so mußte ich doch annehmen, daß die Schwestern Grace und Elizabeth Schwestern der Finsternis waren, da sie ganz oben auf der Liste standen. Aus einer Prophezeiung, die nur meine Augen gesehen haben, wußte ich, daß Richard wahrscheinlich subtraktive Magie besitzt und daß er darüber hinaus die ersten beiden Angebote ablehnen würde. Die beiden ersten Schwestern würden also sterben. Hätten die Jünger des Hüters etwas davon gewußt, dann hätten sie bestimmt gewollt, daß auch der dritte Name auf der Liste einer der ihren ist. Ich habe mein Privileg als Prälatin dazu benutzt, die dritte Schwester selbst auszusuchen.«
»Ihr habt mich ausgewählt, weil Ihr darauf vertraut habt, daß ich nicht eine von denen bin?«
Ann hätte gerne geantwortet: Ich kenne dich seit deiner Kindheit, Verna. Ich kenne deinen regen Verstand, dein Herz und deine Seele. Von all den Schwestern habe ich ausgerechnet dir das Schicksal der Welt anvertraut. Ich wußte, daß Richard in deinen Händen sicher wäre. Doch das durfte sie nicht sagen.
»Ich habe Euch ausgewählt, Verna, weil Ihr ganz unten auf der Liste standet und weil Ihr, alles in allem, recht wenig bemerkenswert seid.«
Eine ganze Weile herrschte Stille im Raum. Verna mußte schlucken.
»Verstehe.«
»Ich war nicht der Ansicht, daß Ihr eine von ihnen seid. Ihr seid ein Mensch, von dem man wenig Notiz nimmt. Ich bin überzeugt, die Schwestern Grace und Elizabeth haben es nur deshalb bis ganz oben auf der Liste geschafft, weil der, der die Schwestern der Finsternis befehligt, wer immer das ist, sie für verzichtbar hielt. Ich befehlige die
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