Die Schwestern des Lichts - 3
Seitenblick zu. »Ich darf dir doch immer noch dein Essen zubereiten, oder, Mutter Konfessor?«
»Ich glaube nicht, daß Fräulein Sanderholt das gefallen wird. Sie läßt niemanden in ihre Küche.«
»Du hast eine Köchin?«
»Nun, wenn ich es mir genau überlege, dann habe ich nie gesehen, wie sie etwas gekocht hat. Meist läuft sie hektisch hin und her und regiert ihr Reich mit einem hölzernen Löffel, den sie wie ein Zepter schwingt, kostet Speisen, schilt Köche, Helfer und Küchenjungen. Sie ist die Oberköchin. Sie kann fürchterlich wütend werden, wenn ich in die Küche komme und etwas kochen will. Sie meint, ich mache ihren Leuten angst. Angeblich zittern sie jedesmal den ganzen Tag, wenn ich die Küche betrete und nach Töpfen frage. Also vermeide ich es, so gut es geht. Dabei koche ich so gerne.«
Kahlan mußte lächeln, als sie an Fräulein Sanderholt dachte. Sie war seit Monaten nicht zu Hause gewesen.
»Köche«, brummte Richard vor sich hin. »Ich habe nie jemanden gehabt, der für mich gekocht hätte. Ich habe immer für mich selbst gekocht.« Sein Lächeln kehrte zurück. »Nun, ich denke, Fräulein Sanderholt wird ein wenig zur Seite rücken können, wenn ich dir etwas Besonderes kochen möchte.«
»Ich möchte wetten, du wirst sie schon bald soweit haben, daß sie dir jeden Wunsch erfüllt.«
Er drückte ihre Hand. »Willst du mir eines versprechen? Versprich mir, daß ich dich eines Tages mit zurück nach Westland nehmen und dir einige der wundervollen Orte in den Wäldern zeigen darf – Orte, die nur ich kenne. Ich habe schon davon geträumt, mit dir dorthinzugehen.«
»Sehr gern«, erwiderte Kahlan leise.
Richard beugte sich vor, um sie zu küssen. Bevor sich ihre Lippen berührten, bevor er seine Arme um sie schlingen konnte, fuhr er vor Schmerz zusammen. Sein Kopf sackte nach vorn und fiel auf ihre Schulter, und er stöhnte auf. Kahlan drückte ihn vor Angst an ihren Körper. Als er dann, unfähig zu atmen, die Hände an seinen Kopf preßte, legte sie ihn wieder hin. Panik ergriff sie. Er zog die Knie vor die Brust und rollte auf die Seite.
Sie stützte sich mit ihrer Hand auf seine Schulter und beugte sich über ihn. »Ich werde Nissel holen gehen. So schnell es irgend geht.«
Er schüttelte sich und konnte bloß noch nicken.
Kahlan lief zur Tür, stieß sie auf und stürzte hinaus in die stille Nacht. Als sie die Tür hinter sich zuwarf, sah sie ihren Atem wie Nebel in der frostigen Luft hängen. Ihr Blick fiel auf die niedrige Mauer. Das Mondlicht tauchte den oberen Rand in ein silbriges Licht.
Die Hühner waren verschwunden.
Eine dunkle Gestalt hockte reglos hinter der Mauer.
Sie bewegte sich ein wenig im Mondschein, und kurz blitzten golden glänzende Augen auf.
7. Kapitel
Das dunkle Wesen richtete sich auf, seine Krallen scharrten über den oberen Rand der niedrigen Mauer. Es stieß ein tiefes, keckerndes Lachen aus, das ihr an den Armen und im Nacken eine Gänsehaut bereitete. Kahlan erstarrte. Ihr stockte der Atem. Die Gestalt war ein schwarzes Loch im fahlen Schein des Mondes. Nach dem kurzen Aufblitzen waren die Augen in einem nachtschwarzen Flecken verschwunden.
Ihre Gedanken rasten, versuchten, das, was sie sah, mit dem, was sie kannte, in Übereinstimmung zu bringen. Sie wäre am liebsten fortgelaufen, wußte jedoch nicht, wohin. Zu Richard oder geradewegs in die entgegengesetzte Richtung?
Sie konnte die Augen zwar nicht sehen, aber sie spürte sie – kalt wie der Tod. Aus ihrer Kehle löste sich ein einziger leiser Laut. Unter heulendem Gelächter sprang das dunkle Wesen auf die Mauer.
Mit einem Krachen wurde hinter ihr die Tür aufgestoßen und schlug scheppernd gegen die Wand des Seelenhauses. Gleichzeitig hörte sie das unverkennbare Surren, als das Schwert der Wahrheit im Zorn gezogen wurde. Der schwarze Kopf fuhr zuckend in Richards Richtung herum, und wieder blitzten die Augen golden im Mondschein auf. Richard streckte die Hand aus, packte sie am Arm und stieß sie durch die Tür ins Innere des Seelenhauses. Als die Tür von der Wand zurückprallte, trat er sie hinter sich ins Schloß.
Durch die Tür vernahm Kahlan ein heulendes Gelächter, dann prallte etwas gegen das Holz. Sie erhob sich auf die Füße und zog ihr Messer. Von draußen hörte sie das Sirren des Schwertes, dann den dumpfen Schlag von Körpern, die gegen die Wand des Seelenhauses krachten. Und immer noch das schrille, heulende Gelächter.
Kahlan warf sich mit der Schulter gegen die
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