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Die Schwestern vom Roten Haus: Ein historischer Kriminalroman (German Edition)

Die Schwestern vom Roten Haus: Ein historischer Kriminalroman (German Edition)

Titel: Die Schwestern vom Roten Haus: Ein historischer Kriminalroman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Petra Oelker
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geschieht. Ich bin schuldig. Ich habe betrogen, als ich vorgab, aus guter Familie zu sein, ich habe falsche Papiere gekauft, sogar einen Taufschein, und am Ende fast selbst geglaubt, was darin steht. Aber meine Töchter sind unschuldig.» Sie sank erschöpft zurück, Rosinas Hand immer noch fest in ihrer, als lege sie alle Kraft, die sie aufbringen konnte, in diese beschwörende Geste.
    Rosina zögerte nur kurz. «Nun bin ich schon so tief in Eure Geschichte geraten, Madam Hegolt, ich kann schwerlich einfach nach Hause fahren und alles vergessen. Ich möchte erleben, wie es weitergeht. Vorausgesetzt», wandte sie sich an Franziska, «mir gefällt die Rolle, die Ihr mir zugedacht habt.»
    «Sie ist ganz einfach. Ihr klopft an die Tür, nehmt die Mädchen an die Hand und steigt wieder zu mir in die wartende Kutsche.»
    «Fabelhaft. Wird man für die Entführung von Kindern eigentlich gehenkt?»
    «Wer weiß? Wir holen ja nur die Mädchen, Emanuel ist Hegolts Sohn aus seiner ersten Ehe, ihm wird dort nichts geschehen. Die Trennung von dem Jungen ist schmerzlich, auch für ihn. Aber wir wollen kein Aufsehen und hoffen, Hegolt lässt Ina und die Mädchen ziehen. Emanuel würde er niemals gehen lassen.»
    «Wenn es so einfach ist, warum macht Ihr es nicht selbst? Ich meine, an die Tür klopfen und all das.»
    «Das hatte ich vor. Falls der Hausherr und die Gouvernante aber doch nicht ausgegangen sind, ist es besser, Ihr steht vor der Tür. Wenn ich es bin, ist er gewarnt. Ich glaube nämlich, er kennt mich. Ihr als brave Bürgerin richtet dann Grüße aus, sagen wir: von Madam Kjellerup», improvisierte Franziska, «ja, das geht, und dann – ach was, das überlegen wir uns unterwegs, jetzt wird es wirklich Zeit. Leg dich wieder ins Bett, Ina, deine Kräfte werden bald zurückkehren. Wir bringen dir deine Töchter, und dann sorgen wir auch für einen guten Fortgang. Verlass dich auf deine Schwestern.»

    «Wo ist eigentlich Madam Söder?», fragte Rosina, als sie mit Franziska in Annes Kutsche stieg. «Und Wilhelmine Cordes’ Sohn? Heute hat er mein Pferd nicht getränkt.»
    «Armes Tier. Die alte Amanda, ihre Magd und Moritz werden von meinem Kutscher spazieren gefahren. Mit der großen Equipage, mein Kabriolett wartet hier in der Remise. Amanda findet das fabelhaft, Moritz auch, er darf beim Kutscher sitzen und fühlt sich als Herr der Welt. Der Junge ist leider sehr klug, deshalb muss er sich durch diese stupide Lateinschule quälen und auch noch dafür dankbar sein, dabei interessiert er sich für nichts als Pferde. Und jetzt macht diesem hübschen Rösslein Beine, Madam, es wird Zeit. Ich erzähle derweil den Rest der Geschichte. Jedenfalls den, der Euch interessieren darf.»
    Ina habe die Vermutung gehabt, irgendjemand im Haus vergifte sie. Sie misstraute der Gouvernante ihrer Töchter und einem der Dienstmädchen. Aber warum? Als sie ihren Mann um Hilfe bat, an einem der besseren Tage, lächelte er nachsichtig und überzeugte sie davon, das seien nur Albträume, solche Beschuldigungen dürfe sie nicht einmal denken. Am wenigsten gegen Mlle. Meyberg, ohne die er gar nicht wisse, wie der Haushalt in guter Ordnung gehalten werden könne. Ina fühlte sich schuldig, wie so häufig und wie an so vielem, das gar nicht in ihrer Verantwortung lag. Aber diesmal wollten Zweifel und Misstrauen nicht weichen.
    «Als sie krank wurde, hat er irgendwann begonnen, ihr an jedem Abend eine Tasse Schokolade zu bringen, ein Luxus, den er sonst ablehnt. In solchen Kleinigkeiten ist er ärger als die Pietisten. Meistens brachte er die Tasse mit, wenn er in ihre Kammer kam, oft hat die Meyberg die Schokolade gebracht, wenn er schon an ihrem Bett saß. Sie hat also genug Gelegenheit gehabt, etwas hineinzurühren. Bald ging es Ina immer schlechter, trotz einiger guter Tage dazwischen. Er befahl allen im Haus, sie zu schonen, aber als die getöteten Frauen gefunden wurden, erst Wanda, dann Janne, hatte er ihr davon erzählt. In allen schrecklichen Details. So etwas, hatte er geflüstert, so etwas geschehe nur schlechten Frauen, betrügerischen, leichtfertigen Weibern. Solchen, die gerne Konfekt essen und Schokolade schlürfen. Die für jeden zu haben sind und ehrbare Männer verderben. Da hatte Ina zum ersten Mal den Verdacht.
    Als sie später allen Mut zusammennahm und ihn fragte, warum er so etwas sage, lächelte er wieder nur und fragte, was sie meine, er wisse gar nicht, wovon sie spreche. Endlich, als sie spürte, sie werde nicht mehr

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