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Die Schwestern vom Roten Haus: Ein historischer Kriminalroman (German Edition)

Die Schwestern vom Roten Haus: Ein historischer Kriminalroman (German Edition)

Titel: Die Schwestern vom Roten Haus: Ein historischer Kriminalroman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Petra Oelker
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für Leib und Leben gefährlichsten.
    Woraufhin Claes Herrmanns bedächtig nickte und zwei weitere Tassen Kaffee bestellte, eine mit Kardamom und eine mit Mandelmilch und zerdrückten Nelken.

Epilog
    An einem jener samtenen Maiabende, die die Seele gleichermaßen Heiterkeit und Melancholie fühlen lassen, war in einem Wandsbeker Garten eine bunte Gesellschaft versammelt. Man traf sich unter den alten Eichen zur Maibowle und um dem lieblichen Gesang der Nachtigallen zu lauschen. Diese Gegend war für die Konzerte der so zierlichen wie stimmstarken Vögelchen legendär. Schon lange zog es die Hamburger wegen der Spazierwege durch die idyllischen Gehölze nach Wandsbek, wegen der guten Luft und des reinen Wassers, hin und wieder im Morgengrauen auch zu einem Duell. Neuerdings kamen viele, um die Fortschritte beim Neubau des Schlosses zu begutachten, das der jetzige Besitzer des Dorfes, der ungemein reiche Baron Schimmelmann, an der Stelle des abgerissenen alten errichten ließ. Große Teile des Schlossparks waren schon hergerichtet oder neu angelegt und durften von jedermann erwandert werden.
    Die Gesellschaft im kleinen Garten von Matthias Claudius, dem Redakteur des Wandsbecker Bothen, und seiner sehr jungen Frau Rebekka hatte darauf verzichtet. Was es im Dorf und um das Schloss zu besehen gab, war allen längst bekannt.
    Amanda Söder residierte am Kopf des Tisches. Während sich die Übrigen, wie es in aufgeklärten Kreisen und nach englischer Mode bei Besuchen auf dem Land üblich wurde, ein wenig bequemer und schlichter gekleidet hatten als bei Soireen in der Stadt, war sie prächtig herausgeputzt. In ihrer Seidenrobe und mit der aufgetürmten, mit echten Blüten und Vogelfedern geschmückten blitzweiß gepuderten Frisur wirkte sie so königlich wie altmodisch, was bei Besuchern aus den Kolonien häufig vorkam.
    Nur ihre alte Freundin Augusta Kjellerup hatte leise zu Anne Herrmanns bemerkt, der Anblick erinnere sie an eine französische oder italienische Komödie, es fehle nur die weiße Schminke.
    Der Platz am Kopf des Tisches kam Madam Amanda zu (die überaus bescheidene Rebekka Claudius hätte ihn in Gegenwart vornehmer alter Damen sowieso nie für sich beansprucht), denn sie war die eigentliche Gastgeberin. Die Wiederherstellung ihres Anwesens mache allzu langsame Fortschritte, hatte sie bekannt gegeben, deshalb bitte sie in den Garten der Claudius, was ohnedies praktisch sei, da Madam Rebekka den Auftrag habe, das Ganze vorzubereiten. Zudem sängen die Nachtigallen dort zahlreicher und, wie es im Dorf heiße, auch lieblicher als in diesem düsteren, an bedrohlichen Sumpflöchern reichen Hain nahe ihrem Haus. Worüber sie allerdings froh sei, das nächtliche Geschrei der Vögel würde nur ihren empfindlichen Schlaf stören.
    Alle Eingeladenen hatten sich über den an überflüssigen Erklärungen reichen Text amüsiert und waren gerne gekommen. Augusta wusste, warum die Renovierung so viel Zeit in Anspruch nahm. Amandas Sohn hatte ihr unerwartet großzügige Mittel zukommen lassen, damit sie ihr marodes Erbe elegant und bequem herrichten konnte, auch den Garten neu anlegen. Amanda hatte gnädig angenommen, und Augusta bewunderte den klugen Schachzug Söders, seine zänkische Mutter gut versorgt zu wissen und sie zugleich auf Distanz zu halten.
    Nur Franziska Junius war nach einem ihrer häufigen Besuche auf dem zu ihrem Anwesen gehörenden kleinen Friedhof mit den beiden frischen Gräbern zu ihrer Nachbarin hinüberspaziert, hatte zwei Flaschen Schaumwein aus Frankreich mitgebracht und sich entschuldigt. Was allgemein bedauert wurde, jedenfalls von denen, die um das Fehlen der Dame mit dem zweifelhaften, also eindeutigen Ruf wussten. Nicht ganz – Claudius war froh darüber. Er bemühte sich darum, ein aufgeklärter Mensch zu sein, aber Toleranz hatte ihre Grenzen, und eine Madam Junius unter seinem Dach, in seinem Garten, auf der gleichen Bank wie seine reine Seele Rebekka – besser nicht. Wenn sie angeblich auch hundertmal versucht hatte, einem ehrbaren Bürger und Kaufmann das Leben zu retten.
    Anne Herrmanns war erst vor wenigen Tagen von Jersey zurückgekehrt, ihr Bruder war wieder halbwegs genesen, und wenn sie ihre Heimatinsel auch liebte und immer noch Anwandlungen von Heimweh kannte, war sie rundum glücklich, wieder hier zu sein. Ihr Gatte wich keine Minute von ihrer Seite, was allgemein als rührend empfunden wurde, wo gab es schon ein so reifes Paar, dessen Liebe bei aller Diskretion

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