Die Schwestern von Rose Cottage: Ashley (German Edition)
hätte gewarnt sein müssen. Er war drauf und dran, jede Vorsicht über Bord zu werfen. Nur die Tatsache, dass der Tisch zwischen ihnen stand und ihre Schwestern sowie deren Ehemänner sie beobachteten, verhinderte Schlimmeres.
Das, und der unglückliche Ausdruck in Ashleys wunderschönen Augen, die jetzt im Abendlicht wie goldene Topase wirkten. Wahrscheinlich hatte es etwas mit ihrem Beruf zu tun. Da seine eigene Karriere den Bach hinuntergehen würde, sobald die Verlobung mit Stephanie gelöst war, konnte er Ashleys Kummer nachvollziehen.
Brevard, Williams & Davenport
war eine der angesehensten Kanzleien in Richmond. Josh war sehr stolz gewesen, als sie ihn direkt nach dem Studium einstellten und ihn sogar rasch beförderten. Ihm wurde jedoch auch klar, dass sein Fortkommen in der Kanzlei ganz unmittelbar mit seiner Beziehung zu Stephanie in Zusammenhang stand. Wenn er an diesem Wochenende mit ihr Schluss machte, würde er wahrscheinlich gleich am Montag gefeuert werden. Allerdings war der Gedanke längst nicht so schlimm für ihn, wie er erwartet hatte. Es winkte nämlich dafür die Freiheit.
„Du bist so ruhig“, stellte Mike besorgt fest. „Bist du sicher, dass du dir bei dem Unfall nicht den Kopf angeschlagen hast?“
Josh schüttelte den Kopf. „Ich habe nur darüber nachgedacht, was für seltsame Wendungen es manchmal im Leben gibt.“
Mike schaute zu Melanie hinüber, und sein Gesicht nahm dabei einen zärtlichen Ausdruck an. „Da hast du recht.“
„Wie lange seid ihr beide schon verheiratet?“, fragte Josh ihn.
„Vier Monate.“
„Und wie lange wart ihr verlobt?“
Mike lächelte. „Nicht der Rede wert. Wir haben uns erst Anfang April dieses Jahres kennengelernt.“
Josh sah ihn erstaunt an. „Tatsächlich? Es macht den Eindruck, als würdet ihr euch ein Leben lang kennen.“
„Ich nehme an, das ist immer so, wenn man die richtige Frau getroffen hat“, entgegnete Mike. „Was denkst du, Rick?“
Rick blinzelte und erwiderte den Blick seiner Frau. „Was?“
Mike lachte. „Josh und ich haben über Blitzheiraten gesprochen.“
Rick lachte. „Da fragst du einen Experten. Maggie und ich waren auch nur wenige Monate zusammen, bevor wir geheiratet haben.“
Josh war sprachlos. „Und wie lange seid ihr jetzt verheiratet?“
„Seit vier Wochen“, antwortete Rick. „Die D’Angelo-Frauen verschwenden nicht unnötig Zeit, und ein kluger Mann packt die Gelegenheit beim Schopfe, wenn sie kommt.“
Josh schwieg und schaute sich die drei Frauen am Tisch an. Natürlich! Wie hatte er das übersehen können. Diese Frauen waren mehr als Freundinnen, sie waren Schwestern. Melanie hatte sogar etwas in dieser Richtung gesagt, als sie Großmutter Lindsey erwähnte. Er hatte sich von den verschiedenen Familiennamen täuschen lassen und nicht zuletzt durch die Tatsache, dass die einst hübschen, quirligen Mädchen zu schönen, selbstbewussten Frauen herangewachsen waren.
Als Mädchen waren sie sich weitaus ähnlicher gewesen. Was sich damals noch dadurch verstärkt hatte, dass sie alle vier ähnliche Shorts und T-Shirts trugen. Nur diejenigen, die alle vier Schwestern gut kannten, hatten sie auseinanderhalten können. Josh hatte nie wirklich zu ihrem Freundeskreis gehört, was ihm damals bitter bewusst gemacht hatte, welch ein Außenseiter er war.
Er betrachtete sie nachdenklich und sah dann zu Mike hinüber. „Gibt es nicht noch eine weitere Schwester?“
„Ja“, bestätigte der sofort. „Sie lebt noch in Boston. Du warst mit den D’Angelo-Schwestern bereits als Kind befreundet, stimmt’s?“
„Nicht wirklich. Ich kannte sie nur vom Sehen, wir hatten keine gemeinsamen Freunde.“
„Aber hat Melanie nicht gesagt, du hättest ihre Großmutter gekannt?“
„Ziemlich gut sogar“, gab Josh zu. „Aber du weißt doch, wie Kinder sind, sie suchen sich ihre eigenen Freunde.“ Entschlossen, das Thema zu wechseln, fügte er hinzu: „Wie hast du deine Frau denn kennengelernt?“
„Maggie und ich haben uns in Boston getroffen“, sagte Rick. „Ich hatte im Frühjahr einen Auftrag für ihre Zeitschrift. Danach ist sie hierher gefahren, um auszuspannen, und ich bin ihr gefolgt.“
„Melanie und ich haben uns hier zum ersten Mal gesehen“, erzählte Mike daraufhin. „Sie machte Urlaub im Rose Cottage.“ Er lächelte. „Na ja, sie brauchte einfach ein wenig Abstand von ihrem Alltag, so ähnlich wie Ashley jetzt.“
Rick warf Josh einen bedeutsamen Blick zu. „Die Geschichte
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