Die Schwestern von Rose Cottage: Jo (German Edition)
legte ihre Gabel nieder und schaute ihn an. „Ich weiß es nicht. Könnte es eins sein?“
„Warum fragst du mich das, Jo?“
„Es ist lange her, seit du mich das letzte Mal gesehen hast. Damals war ich noch ein Mädchen, jetzt bin ich nicht nur eine Frau, sondern auch eine verdammt gute Landschaftsarchitektin. Kannst du mir mit Respekt begegnen und meinem Wissen und Geschmack vertrauen? Oder wird unsere persönliche Geschichte dich beeinflussen?“
„Ich könnte dich genau das Gleiche fragen“, erwiderte er.
Sie lächelte. „Aber ich habe zuerst gefragt.“
Er wich ihrem Blick nicht aus. „Ich habe dir immer vertraut. Ich bin derjenige, der alles vermasselt hat, nicht du. Aber es hatte nichts mit den Gefühlen zu tun, die ich für dich empfand. Ich weiß allerdings, dass das für dich keinen Sinn macht, weil du diejenige warst, die ich verletzt habe.“
„Nein, das ergibt tatsächlich keinen Sinn.“
„Ich glaube, die richtige Frage lautet, ob du mir genug vertraust, um mir noch eine zweite Chance zu geben. Zumindest, um mit mir zusammenzuarbeiten. Wir könnten es ja einfach mal von einem Tag auf den anderen versuchen. Sollte irgendetwas vorfallen, was dir nicht gefällt, kannst du sofort aufhören. Ich werde dir nichts nachtragen.“
„Wenn ich einen Auftrag annehme, mache ich ihn auch fertig“, erklärte sie fest. „Ich bringe gewöhnlich zu Ende, was ich angefangen habe. Darauf kannst du dich verlassen.“
„Und du kannst dich darauf verlassen, dass ich dich nicht noch ein zweites Mal verletzen werde, Jo. Das ist mein voller Ernst.“
Jo spürte die Ehrlichkeit, die in seinen Worten lag, und sie hätte ihm so gern geglaubt. Es war klar, dass er nicht nur über einige Aufträge sprach, aber Arbeit war alles, worüber sie sich im Moment Gedanken machen wollte. Es war ein Start, und es würde ihr dabei helfen, hier in Irvington nicht verrückt zu werden.
Sie streckte ihm die Hand entgegen. „Abgemacht. Ich werde das noch mit Mike besprechen. Wenn er kein Problem damit hat, werde ich für dich arbeiten.“
„Hört sich fair an.“ Pete ergriff ihre Hand, aber statt sie zu schütteln, hob er sie an seine Lippen und küsste sie. „Du wirst es nicht bereuen, Jo.“
„Ich hoffe, du hast recht“, erwiderte sie leise.
4. KAPITEL
A m nächsten Morgen öffnete Jo die Hintertür, um Mike hereinzulassen, musste jedoch zu ihrem Missfallen feststellen, dass Melanie ebenfalls da war.
Sie runzelte die Stirn. „Ich wusste nicht, dass du auch mitkommst“, meinte sie.
„Mike erzählte mir, dass du ihn gestern Abend angerufen und gebeten hast, heute vorbeizukommen. Da dachte ich, ich komme einfach auf einen kurzen Besuch mit.“ Melanie sah sie vorsichtig an. „Ist das ein Problem?“
Jo hielt einen Seufzer zurück. Sie hatte gehofft, dieses Gespräch mit Mike unter vier Augen führen zu können. Sie hatte Angst, dass ihre Schwester zu viel in die Sache hineininterpretieren würde. Sie konnte Melanie jedoch schlecht hinauswerfen, das würde erst recht einen Aufstand geben.
Jo zwang sich zu einem Lächeln. „Natürlich nicht“, erklärte sie mit gespielter Fröhlichkeit. „Komm doch herein. Ich habe gerade Kaffee gemacht. Habt ihr beide schon gegessen? Ich könnte uns Toast und Rührei machen.“
„Nein, danke“, meinte Melanie, und Jo glaubte, leichten Argwohn in ihrem Blick gesehen zu haben.
„Für mich auch nicht“, erklärte Mike. „Ich habe bereits in zwanzig Minuten bei einem meiner Auftraggeber zu sein. Ich wäre früher gekommen, aber ich musste auf meine Frau warten. Sie wollte unbedingt mit.“
„So?“, fragte Jo.
„Ja, sie ist fast gestorben vor Neugierde, warum du mich treffen willst“, erzählte Mike und warf seiner Frau einen liebevollen Blick zu.
„Dann komme ich gleich zur Sache“, begann Jo. „Pete Carlett hat mich gefragt, ob ich einige Aufträge für Häuser übernehmen würde, die er gebaut hat. Er meinte, du hättest im Moment keine Kapazitäten frei. Ich habe ihm gesagt, dass ich das erst mit dir besprechen müsste. Ich will dir keine Kunden wegnehmen.“
„Aber nein, du kannst ruhig für ihn arbeiten. Damit habe ich überhaupt kein Problem.“ Mike lächelte. „Pete wartet schon sehr lange, und er ist sehr geduldig. Ich hatte gehofft, dass du diese Jobs übernehmen würdest, aber ich wollte dich nicht schon gleich zu Anfang bedrängen.“
„Bist du sicher?“, fragte Jo. „Wir könnten gemeinsam etwas ausarbeiten. Du zahlst mich und stellst ihm
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