Die Schwestern von Rose Cottage: Jo (German Edition)
„Mir geht es gut, wirklich. Ich wollte nur mit dir reden.“
„Natürlich können wir uns unterhalten“, meinte Pete und versuchte, sich zu beruhigen. Solange Davey mit ihm am Telefon war, wusste er wenigstens, dass es ihm gut ging. Pete zog die Jacke aus und setzte sich. „Warum erzählst du mir nicht, was so in der Schule passiert?“
Sie plauderten, bis Davey anfing zu gähnen.
„Du bist müde, nicht wahr, mein Schatz?“
„Ja.“
„Dann geh jetzt in dein Bett und schlaf. Nimm das Telefon mit. Solltest du aufwachen, rufst du mich einfach wieder an, wenn du willst. Okay?“
„Okay.“
„Und öffne auf keinen Fall die Tür. Verstanden?“
„Dad, das weiß ich doch“, meinte Davey gelangweilt. „Das hast du mir schon so oft gesagt.“
„Ja, das habe ich wohl“, meinte Pete und lächelte über die Entrüstung seines Sohnes. „Wie wäre es, wenn ich diese Woche zu dir komme?“
„Wirklich?“, fragte Davey erfreut, doch seine Begeisterung schien sofort getrübt. „Ich habe auf den Kalender gesehen. Es ist kein eingetragenes Besuchswochenende. Vielleicht will Mom das nicht.“
„Ich werde mit deiner Mutter darüber reden. Jetzt versuch zu schlafen, mein Sohn. Morgen musst du in die Schule.“
„Bye, Dad. Ich hab dich lieb.“
„Ich hab dich noch viel mehr lieb“, entgegnete Pete, und sein Herz zog sich vor Sehnsucht zusammen.
Er verschwendete allerdings keine Zeit mit Selbstmitleid, sondern wählte, nachdem er aufgelegt hatte, sofort Kelseys Handynummer. Er musste es einige Male klingeln lassen, bevor sie abnahm. Und als sie antwortete, wusste er sofort, dass sie getrunken haben musste. Verdammt, vielleicht hätte er direkt die Polizei anrufen sollen, aber er wollte Davey keinesfalls irgendwelchen üblen Szenen aussetzen. Wahrscheinlich würde man ihn zu Pflegeeltern stecken, bis Pete alles gerichtlich geregelt hatte. Das war keine gute Lösung, nicht mal für eine Nacht.
„Sieh zu, dass du schleunigst nach Hause kommst“, verlangte Pete ohne Einleitung. „Und lass Davey nie mehr allein, sonst bringe ich dich vor Gericht und nehme dir das Kind weg.“
„Was hast du gesagt?“, fragte sie lallend. Offensichtlich hatte sie Schwierigkeiten, den Sinn seiner Worte zu begreifen.
„Ich sagte, geh nach Hause. Ich werde in fünfzehn Minuten wieder anrufen, und wenn du dann nicht zu Hause bist, rufe ich die Polizei.“
„Du hast mir nichts mehr zu sagen“, protestierte sie.
„Doch, wenn es um meinen Sohn geht“, erwiderte er. „Und wenn du das nicht glaubst, werde ich es dir beweisen.“
„Du bist nur neidisch, weil ich einen neuen Partner gefunden habe und du nicht“, stichelte sie.
Pete musste all seine Geduld zusammennehmen. „Mir ist es egal, mit wem du dich triffst oder was du tust, solange es meinen Sohn nicht berührt. Fahr nach Hause, Kelsey. Du hast nur noch zwölf Minuten Zeit.“
Ärgerlich legte er den Hörer auf, wartete die angedrohte Minutenzahl ab und wählte dann die Nummer ihres Hauses. Kelsey nahm sofort ab.
„Wag es nicht, noch mal so etwas mit mir zu machen“, stieß sie hervor. „Du hast mich vor meinem Freund in eine äußerst peinliche Situation gebracht.“
„Das ist nichts im Vergleich zu dem, was passieren wird, wenn ich herausfinden sollte, dass du Davey noch mal allein lässt. Und es spielt keine Rolle, ob es am Tag oder in der Nacht ist. Er ist noch zu jung, um ganz allein zu sein. Ich habe dich schon mal gewarnt, und ich glaube langsam, dass du taub bist.“
„Okay, okay, ich habe verstanden, aber ich finde, dass du dich unnötig aufregst. Davey ist ein sehr verantwortungsbewusstes Kind.“
„Er ist sechs, verdammt. Was soll er tun, wenn ein Notfall eintritt?“
„Hör zu, Pete, benimm dich nicht wie ein Verrückter“, stieß sie hervor. „Davey geht es gut. Wie hast du überhaupt herausgefunden, dass er allein war?“
„Er hat mich angerufen“, antwortete Pete. „Und ich warne dich, du wirst deine Wut nicht an ihm auslassen. Er hat mich angerufen, weil er Angst hatte. Er hat genau das Richtige getan.“
„Er schläft tief und fest“, protestierte sie. „Wie viel Angst kann er da schon gehabt haben?“
„Angst genug, um mich anzurufen und eine Stunde mit mir am Telefon zu plaudern, um ein wenig Gesellschaft zu haben.“
Darauf schien selbst Kelsey keine Antwort zu haben.
„Okay, jetzt hör zu. Ich werde am Samstag nach Richmond kommen“, informierte Pete sie. „Ich habe ihm versprochen, den Tag mit ihm zu
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