Die Schwestern von Rose Cottage: Melanie (German Edition)
natürlich denke ich das nicht. Ich wollte doch einfach nur sichergehen.“
Er überlegte sich, ob ihre Fragen etwas mit dem Mann zu tun hatten, dessentwegen sie Boston verlassen hatte. Was, zum Teufel, hatte dieser Mann – und er spürte, dass ein Mann der Grund für ihre Fragen war – ihr nur angetan?
Forschend sah er sie an. „Hast du noch etwas auf dem Herzen?“
„Hast du das alleinige Sorgerecht für Jessie?“
„Ja.“
„Ich verstehe.“
Er warf ihr einen prüfenden Blick zu. „Was glaubst du denn zu verstehen?“
„Nichts, ich meinte nur … Ach, verflixt, ich weiß es nicht.“
„Also gut, wenn du keine weiteren Fragen mehr hast und mir auch nicht helfen willst, den Humus zu verteilen, kannst du ja inzwischen irgendetwas anderes machen“, erklärte er schroffer als beabsichtigt. „Irgendetwas sagt mir, dass deine Fragen mehr mit deiner Vergangenheit, über die du nicht reden willst, zu tun haben als mit mir.“
Schmerz flackerte in ihren Augen auf, der rasch in Misstrauen überging. Sie wandte sich eilig ab und lief auf das Haus zu. „Ich bin drinnen, falls du mich brauchst“, rief sie ihm über die Schulter zu.
Nachdem sie gegangen war, seufzte Mike. Das hatte er wieder mal großartig gemacht. Sie hatte doch nur vernünftige Fragen gestellt. Nun, außer der einen vielleicht, ob er noch weitere Kinder habe. Die war wirklich etwas daneben gewesen. Er hatte geglaubt, sie hätte bereits begriffen, wie er über seine Exfrau dachte, aber offensichtlich hatten ihre Schwestern ihr einen Floh ins Ohr gesetzt. Auf der anderen Seite konnte er den drei Frauen nicht übel nehmen, dass sie sich Sorgen um Melanie machten. Schließlich war sie erst kürzlich von einem Mann verletzt worden. Doch das machte es für ihn nicht einfacher, sich diesem Thema zu stellen, das er am liebsten für immer vergessen würde.
Verdammt, er hätte derjenige sein müssen, der Fragen stellt. Er hätte herausfinden müssen, warum sie so verletzt ist. Aber das würde jetzt noch einen Tag warten müssen. Zumindest jedoch, bis das Bedürfnis verflogen war, ins Haus zu laufen und sie in die Arme zu nehmen. Denn das würde die Probleme nur noch verschlimmern.
Melanie stand am Fenster und gab sich Mühe, nicht dauernd auf Mikes perfekten Oberkörper zu starren, während er den Humus im Garten verteilte. Was hatte sie sich bloß dabei gedacht, ihm diese Fragen zu stellen? Sein Privatleben ging sie doch nun wirklich gar nichts an. Warum hatte sie sich so von ihren Schwestern beeinflussen lassen?
Die Antwort war offensichtlich. Sie wollte wissen, was los war. Schließlich wusste sie aus Erfahrung, wie blind sie Männern gegenüber sein konnte. Wie sonst hätte Jeremy es geschafft, ihr eine Ehefrau und zwei Kinder so lange zu verheimlichen?
Natürlich sah bei Mike alles ganz anders aus, denn schließlich wollte sie mit ihm gar keine Beziehung. Ihre Gefühle standen in diesem Fall nicht zur Debatte. Was spielte es also für eine Rolle, wenn er immer noch Gefühle für Jessies Mutter hätte?
Sie blickte nach draußen und seufzte, als sie seinen nackten, braun gebrannten Oberkörper sah. Sie machte sich selbst etwas vor. Also gut, sie begehrte ihn. Und ihre Schwestern hatten das natürlich sofort gemerkt. Deswegen hatten die drei sie nicht in Ruhe gelassen und ihr unzählige Fragen über Mike gestellt.
Eigentlich hätte sie nach draußen gehen und sich dafür entschuldigen sollen, dass sie ihre Nase in Dinge steckte, die sie nichts angingen. Die Wahrheit war jedoch, dass sie tatsächlich Antworten auf diese Fragen wollte. Sie musste sich schützen, bevor diese Sache mit Mike ihr möglicherweise doch aus den Händen glitt.
Natürlich würde er behaupten, er hätte alle ihre Fragen bereits beantwortet, aber er war so einsilbig gewesen, dass sein Verhalten nur noch weitere Fragen aufwarf.
Schließlich nahm sie all ihren Mut zusammen und ging wieder in den Garten. Er schaute auf, nickte und fuhr dann fort, die Erde mit einer Harke zu verteilen.
„Ich möchte mich bei dir entschuldigen“, begann sie, „aber nicht für die Fragen. Es tut mir nur leid, dass meine Fragerei dir so unangenehm war.“
„Das war sie.“
„Aber ich habe nur ganz normale, berechtigte Fragen gestellt, Mike.“
„Ja“, gab er zu. „Aber ich habe keine anderen Antworten.“
„Du hättest mir die Fragen ein wenig ausführlicher beantworten können.“
„Hast du mir genauer erklärt, warum du hier bist und wer dich so verletzt hat?“
„Das
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