Die Schwestern von Rose Cottage: Melanie (German Edition)
ihren Ohren.
„Na, bravo!“, rief ihre Schwester aus.
„Aber ich kann mich nicht in ihn verlieben“, protestierte Melanie. „Das ist absurd. Ich kenne ihn doch kaum. Außerdem lebe ich nicht hier. Ich lebe in Boston.“
„Im Moment nicht“, verbesserte Ashley und versuchte, ein Lächeln zu unterdrücken. „Und ob es der Richtige ist, weiß man meistens schon nach kurzer Zeit.“
„Aber das letzte Mal habe ich mich in den Falschen verliebt.“
„Das kann man wohl sagen“, erwiderte Ashley trocken. „Aber du bist eine kluge Frau. Du hast deine Lektion gelernt.“
„Glaubst du? Woher weißt du das?“
„Gibt es Dinge, über die Mike nicht reden will?“
„Ja“, seufzte sie.
„Und was ist es?“
„Er redet nicht über seine Ehe, zumindest nichts Genaueres. Er hat mir nur gesagt, dass er geschieden ist, dass seine Exfrau drogensüchtig war und dass er das alleinige Sorgerecht für Jessie hat.“
„Das ist doch eine ganze Menge“, urteilte Ashley. „Glaubst du ihm?“
„Ja.“
„Wo ist dann das Problem?“
„Was ist, wenn ich mich wieder irre und er zu ihr zurückkehrt, sobald sie ihr Leben wieder im Griff hat?“
„Und was ist, wenn du ihm zu Recht vertraust?“, fragte Ashley. „Was ist, wenn er wirklich mit seiner Exfrau fertig ist? Wenn er dich liebt?“
„Ich dachte, ihr traut ihm nicht“, warf Melanie ein. Es ärgerte sie ein wenig, dass ihre große Schwester Mike plötzlich in Schutz nahm.
„So war das nicht gemeint. Wir wollten nur sicher sein, dass du dich dieses Mal gut über seine Vergangenheit informierst. Hör zu, Schätzchen, wir können diese Entscheidung nicht für dich treffen. Du bist die Einzige, die wissen kann, ob er einen Platz in deinem Leben einnehmen darf oder nicht.“
Melanie dachte daran, wie sie sich in seinen Armen gefühlt hatte. Sie hatte Lust und Leidenschaft erlebt, aber auch Wärme und Geborgenheit.
Und dann war da auch noch Jessie. Trotz seiner Bedenken hatte er vorgeschlagen, dass sie zu dritt etwas unternehmen sollten. Mike erlaubte ihr, seine Tochter näher kennenzulernen. Er vertraute ihr also, dass sie nicht Jessies Herz brechen würde. Was konnte sie mehr verlangen?
„Ich bin ein Idiot“, meinte sie schließlich.
„Nein, das bist du nicht“, entgegnete Ashley mit schwesterlicher Loyalität.
„Mike würde bestimmt nicht mit dir übereinstimmen.“
„Dann ist er der Idiot.“
„Nein, das ist er nicht“, verteidigte sie ihn.
Ashley lachte. „Wenn du so rasch zu seiner Verteidigung bereit bist, hast du wohl schon deine Antwort, kleine Schwester. Also, was hast du jetzt vor?“
Melanie lehnte sich gegen die Wand und rutschte dann mit dem Rücken hinunter, bis sie auf dem Boden saß. „Wenn ich das nur wüsste.“
„Du wirst es schon noch herausfinden“, versicherte Ashley. „Falls du Hilfe brauchst, melde dich. Wir kommen sofort.“
Melanie lächelte. „Ich glaube, das hier muss ich allein durchstehen.“
„Du weißt, dass wir dich lieb haben.“
„Ich euch auch“, erwiderte Melanie gerührt.
„Und etwas sagt mir, dass du in deinem Herzen auch noch Platz für Jessie und Mike finden wirst.“
Etwas in Melanie sagte ihr, dass Ashley wohl recht haben könnte.
„Wann gehen wir wieder zu Melanie?“, fragte Jessie. „Ich habe sie lange nicht mehr gesehen. Ich dachte, sie ist unsere Freundin.“
„Das ist sie auch“, antwortete Mike und trank einen Schluck Kaffee.
„Warum gehen wir dann nicht zu ihr?“
„Warum redest du eigentlich dauernd von Melanie?“, fragte er, obwohl er seine Tochter nur zu gut verstehen konnte. Ihm fehlte Melanie auch.
„Sie ist so nett“, erklärte Jessie selbstbewusst. „Und sie ist eine Frau. Sie kann Sachen, von denen du keine Ahnung hast.“
„Und die wären?“
„Sie kann Haare flechten.“
Mike schaute seine Tochter amüsiert an. „Ich wusste nicht, dass du dein Haar geflochten haben willst.“
„Doch, das will ich.“
„Woher weißt du, dass Melanie das kann?“
„Das hat sie mir erzählt, als wir neulich im Wagen zur Gärtnerei gefahren sind. Hast du denn nicht zugehört? Und sie sagt, sie kann mir meine Fingernägel lackieren“, fügte Jessie aufgeregt hinzu.
„So etwas wirst du auf keinen Fall tun!“, erwiderte Mike streng. Er hasste es, wenn Kinder aufgeputzt wie kleine Erwachsene herumliefen. Seine Tochter würde noch früh genug erwachsen werden. Er wollte, dass Jessie so lange wie möglich ein Kind blieb.
Jessies Augen füllten sich prompt mit
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