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Die Schwestern von Rose Cottage: Melanie (German Edition)

Die Schwestern von Rose Cottage: Melanie (German Edition)

Titel: Die Schwestern von Rose Cottage: Melanie (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Sherryl Woods
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hin. Jessie entspannte sich ein wenig in ihren Armen, blieb aber schweigsam.
    „Ist in der Klasse etwas passiert?“, forschte Melanie.
    „Nein“, flüsterte Jessie.
    „Draußen auf dem Schulhof?“
    Jessie nickte, schaute Melanie aber nicht an.
    „Hast du dich mit einem deiner Mitschüler gestritten?“
    Wieder nickte sie zaghaft.
    Melanie wagte einen Vorstoß. „Dich hat jemand beleidigt, nicht wahr?“
    Jessie hob den Kopf und schaute sie erstaunt an. „Woher weißt du das?“
    „Das spielt keine Rolle. Wer war es, und was hat er oder sie zu dir gesagt?“
    Jessie schluchzte auf. „Es war Kevin Reed. Er hat behauptet, ich wäre noch ein Baby.“
    „Und warum sagt er so etwas? Er muss doch einen Grund genannt haben.“
    „Weil mein Daddy mich immer noch zur Schule bringt und auch wieder abholt. Ich mag es aber, wenn Daddy mich abholt. Deswegen bin ich doch kein Baby, oder?“
    „Ach, mein Schatz, natürlich bist du deswegen kein Baby. Ich bin sicher, dass viele Daddys und Moms ihre Kinder in die Schule bringen. Kevin ist einfach nur gemein.“ Melanie spürte allerdings, dass noch mehr hinter dieser Geschichte stecken musste. „Ist sonst noch was passiert?“
    „Hm-hm“, gab Jessie zu.
    „Was denn?“
    „Kevins Dad bringt ihn nicht zur Schule. Deswegen war er so gemein zu mir“, erklärte Jessie. „Er hat nämlich gar keinen Dad. Das habe ich ihm auch gesagt, und dann hat er mich geschlagen. Und er hat mich angeschrien, dass ich keine Mom hätte, und das wäre viel schlimmer, als keinen Dad zu haben.“
    Um Himmels willen! dachte Melanie.
    Jessie warf ihr einen flehenden Blick zu. „Kannst du nicht meine Mom sein? Bitte!“
    „Ach, Liebes, ich wünschte, ich könnte deine Mutter sein. Du bist ein wunderbares Mädchen, und jede Frau der Welt würde sich glücklich schätzen, deine Mutter zu sein …“
    „Warum hat meine Mom mich dann verlassen?“, fragte Jessie traurig.
    „Ich glaube nicht, dass das eine Entscheidung war, die sie bewusst getroffen hat“, versicherte Melanie und hatte das Gefühl, ein Minenfeld zu betreten. „Und es wird sie ganz bestimmt sehr traurig gemacht haben.“
    „Warum ist sie dann nicht bei mir geblieben?“
    „Weil sie nicht konnte“, entgegnete Melanie, obwohl ihr kein Grund einfiel, der wirklich überzeugend gewesen wäre. „Manchmal müssen Erwachsene Dinge tun, die schmerzlich sind, weil sie denken, keine andere Wahl zu haben. Das heißt aber noch lange nicht, dass deine Mom dich nicht geliebt hat. Ich wette, dass dein Dad dir das auch schon gesagt hat.“
    „Ja“, gab Jessie kleinlaut zu.
    „Wenn er das gesagt hat, kannst du es auch glauben.“
    „Meine Mom kommt mich niemals besuchen“, stieß Jessie hervor. „Ich hätte viel lieber dich als Mom.“
    Plötzlich wurde Melanie von einem Schmerz erfüllt, der sie zu überwältigen drohte. Hinzu kamen Schuldgefühle, weil sie wusste, dass auch sie dieses kleine Mädchen bald verlassen würde.
    „So einfach ist das alles nicht“, sagte sie zögernd.
    „Warum nicht?“
    „Weil die Erwachsenen zu entscheiden haben, ob sie heiraten oder nicht.“
    „Magst du meinen Dad denn nicht?“
    „Oh doch, du hast einen großartigen Dad“, versicherte Melanie.
    „Ich weiß, dass er dich auch mag“, erklärte Jessie überzeugt. „Ich finde, du solltest ihn heiraten, damit du meine Mom werden kannst.“
    Jessies Hartnäckigkeit beeindruckte Melanie, aber dieses Thema war ihr viel zu heikel. Sie musste das Gespräch unbedingt in eine andere Richtung lenken. „Ich habe gehört, dass du dein Haar geflochten haben willst und dass ich dir die Fingernägel lackieren soll.“
    Jessies hübsches Gesicht hellte sich sofort auf. „Hat Daddy dich gefragt, ob ich heute zu dir kommen kann?“
    „Das hat er.“
    „Darf ich?“
    Melanie nickte, obwohl sie nicht sicher war, wie Mike reagieren würde, wenn er von diesem Vorfall in der Schule hören würde. So verständlich Jessies Reaktion auf die Bemerkungen des Jungen war, so würde sie doch sicherlich mit Konsequenzen rechnen müssen.
    „Dann lass uns gehen“, drängte Jessie. „Ich will zu dir.“
    „Ich darf dich nicht mitnehmen“, erklärte Melanie zum zweiten Mal, aber ihre Worte stießen auf taube Ohren. Jessies Augen füllten sich erneut mit Tränen.
    In diesem Moment betrat Mrs Sinclair den Raum. „Ich habe Mr Mikelewski erreichen können“, berichtete sie. „Er ist auf dem Weg hierher. Kann ich Sie allein lassen? Ich hätte noch ein Telefonat zu

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