Die Schwestern von Rose Cottage: Melanie (German Edition)
auf Kevin nehmen, damit er Jessie in Zukunft in Ruhe lässt.“
„Aber wenn es nicht Kevin ist, kommt etwas anderes“, sagte Mike resigniert. „Jessie kann schlecht mit Enttäuschungen umgehen. Ihre Frustrationsschwelle ist sehr niedrig. Es reicht schon, wenn sie nicht den Farbstift bekommt, den sie will.“ Er schaute Melanie an und sah das Mitgefühl in ihren Augen.
„Es tut mir so leid“, erklärte sie. „Ihr beide habt es wirklich nicht einfach.“
„Mir tut es leid, dass du da mit hineingezogen wirst. Wieso bist du eigentlich in der Schule gewesen?“
„Jessie hat nach mir gefragt“, berichtete Melanie.
„Wirklich?“ Mike war nicht sicher, wie er diese Information einzuordnen hatte. Jessie vertraute normalerweise niemandem außer ihm. Ihre Beziehung zu Melanie musste bereits intensiver sein, als er angenommen hatte.
Melanie sah ihn besorgt an. „Mrs Sinclair hat mich angerufen. Was ist los? Ist es dir nicht recht, dass ich zu Jessie gefahren bin?“
„Im Gegenteil, ich bin sogar sehr froh, dass du dich um sie gekümmert hast. Ich habe noch nicht mal daran gedacht, dass ich in dem Gebiet, in dem ich jetzt einen Auftrag annahm, nicht zu erreichen bin.“
Melanie schüttelte den Kopf. „Mach dir nur keine Vorwürfe. Du bist ein vorbildlicher Vater. An alles kann man nicht denken. Ich bin glücklich, dass ich helfen konnte.“
„Zumindest siehst du jetzt, warum ich mich auf keine Beziehung einlassen will. Ich kann niemanden mit dieser Situation belasten. Jessie ist einfach zu schwierig. Es ist klug von dir, wieder abzureisen.“
Melanie sah ihn ungläubig an. „Du glaubst, Jessie wäre eine Belastung für mich? Oder gar der Grund, warum ich nicht bei dir bleiben will?“
„Liegt das nicht klar auf der Hand?“
„Nicht für mich. Jessie hat einige Probleme, das stimmt, aber sie ist ein wunderbares, aufgewecktes Mädchen. Jede Frau könnte sich glücklich schätzen, euch beide zu bekommen.“
„Wie kannst du das sagen, nach allem, was heute passiert ist?“
„Weil es die Wahrheit ist“, betonte sie. „Du lieber Himmel, Mike, niemand ist perfekt. Es gibt keine Beziehung, in der stets alles glatt läuft. Es gibt immer irgendwelche größeren oder kleineren Probleme. Vor allen Dingen, wenn man Kinder hat. Es gibt keine Eltern, die sich noch nie wegen ihrer Kinder die Haare gerauft haben. Aber wenn man diese Schwierigkeiten gemeinsam meistert, macht das eine Beziehung nur noch stärker.“
Mike wusste, dass sie ihn trösten wollte, aber er war nicht überzeugt. Niemand legt sich gern freiwillig eine Bürde auf. Die meisten flüchteten. Das hatte Linda getan, indem sie sich für die Drogen und gegen ihr Kind und ihre Ehe entschieden hatte. Und das hatte er getan, als er mit Jessie in eine andere Stadt zog und nicht mehr um Linda gekämpft hatte.
Vielleicht war Melanie eine stärkere Persönlichkeit. Vielleicht würde sie die ersten Hürden mit Jessie nehmen können. Aber er bezweifelte, dass das auf Dauer funktionieren könnte.
„Hör zu, Jessie wird bald aufwachen“, meint er etwas zu schroff. „Vielleicht ist es besser, wenn du jetzt gehst.“
Melanie schaute ihn einen Moment lang an, als ob sie ihm widersprechen wollte, doch dann erhob sie sich und ging mit traurigem Gesicht auf die Tür zu.
Mike hoffte, dass sie das Haus verlassen würde, bevor seine Gefühle überhandnahmen, aber er hatte zu früh gehofft. Kurz vor der Tür blieb sie stehen, umarmte ihn und küsste ihn fest auf den Mund. Es war nur ein kurzer Kuss, aber sein Herz schlug trotzdem schneller.
„Ich erwarte dich morgen nach der Schule mit Jessie“, erklärte sie ruhig.
Er runzelte die Stirn. „Wieso?“
„Sie und ich haben doch eine Beauty-Session geplant. Da heute kein guter Tag dafür ist, verschieben wir das eben auf morgen. Ich werde das Versprechen, das ich ihr gegeben habe, nicht brechen.“ Sie warf ihm einen warnenden Blick zu. „Und du auch nicht.“
„Komm schon, Melanie“, protestierte er. „Willst du das wirklich noch durchziehen?“
„Natürlich“, erwiderte sie bestimmt. „Jetzt erst recht. Ich erwarte euch um halb vier.“ Sie warf ihm einen strengen Blick zu. „Enttäusche deine Tochter nicht.“
Das ist jetzt wirklich die Höhe, dachte Mike. Sie wusste genau, dass er Jessie nie enttäuschen würde.
„Wir werden pünktlich da sein“, versicherte er schließlich.
Melanie strahlte ihn an. „Gut, ich freue mich schon.“
Und dann hatte sie das Haus verlassen und ließ ihn mit
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