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Die Schwestern von Sherwood: Roman

Die Schwestern von Sherwood: Roman

Titel: Die Schwestern von Sherwood: Roman Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Claire Winter
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Kopf. »Nein, nie. Das beschäftigt mich auch sehr. Sie muss doch auch die Gebärdensprache gesprochen haben?«
    »Ja, aber sie tat es nicht sehr gern«, bekannte Mrs Finkenstein, und Jacob nickte zustimmend. Man muss das verstehen, Ihre Mutter hat sich immer sehr danach gesehnt, genau wie alle anderen zu sein, erklärte er. Ich glaube, es war ihr manchmal peinlich, sich mit Ihrer Großmutter in der Gebärdensprache verständigen zu müssen.
    Melinda nippte grübelnd an ihrem Wein. Es stimmte, ihre Mutter war immer eher zurückhaltend und sehr darauf bedacht gewesen, nicht aufzufallen. Ironischerweise war jedoch durch ihren englischen Akzent – den sie zeitlebens nie verlor, weil sie im Haus der Finkensteins aufgewachsen war – immer das Gegenteil der Fall gewesen.
    Wie kommt es, dass Sie sich so für die Geschichte Ihrer Großmutter interessieren, obwohl Sie sie nicht gekannt haben? , fragte Jacob Finkenstein neugierig.
    Melinda wurde bewusst, dass ihre intensiven Nachforschungen in den Augen anderer wahrscheinlich ungewöhnlich wirkten.
    Sie hatte plötzlich das Gefühl, dass sie den Finkensteins, die ihr so viel geholfen und sie so freundlich aufgenommen hatten, Ehrlichkeit schuldete.
    »Ich wollte schon immer gern mehr über den englischen Teil meiner Familie wissen, aber während des Krieges hat sich dieser Gedanke von selbst verboten. Vor ungefähr einem Monat habe ich dann jedoch anonym ein Paket bekommen …«, berichtete Melinda und erzählte ihnen alles – von den Bildern, den Briefen und der Schachfigur und wie sehr sie der mysteriöse Inhalt von Anfang an beschäftigt hatte.
    »Und Sie haben keinen Verdacht, wer Ihnen das Paket geschickt haben könnte? Nicht einmal eine Vermutung?«, fragte Mrs Finkenstein dann.
    Melinda schüttelte den Kopf. »Aber ich glaube, wenn ich genau weiß, was damals passiert ist, werde ich es in Erfahrung bringen.«
    »Sie sollten vorsichtig sein, nach dem, was passiert ist«, sagte Mrs Finkenstein besorgt. »Es wird einen Grund dafür geben, dass dieser Mr Tennyson Sie bedroht hat.«
    Jacob dagegen blickte sie warm an. Melindas Hartnäckigkeit schien ihm zu gefallen.
    » Ihre Großmutter hätte Sie sehr gemocht «, sagte er, als sie sich später verabschiedete. »Sie ähneln äußerlich zwar Ihrer Mutter, aber die Art, wie Sie reden und sich bewegen, erinnert mich sehr an Helene … «
    Melinda lächelte, denn sie verstand, welch großes Kompliment das war. Sie versprach, ihn und auch Mrs Finkenstein über ihre Nachforschungen auf dem Laufenden zu halten und ihnen, wann immer sie Hilfe brauchte, Bescheid zu geben.
    113
     
    A m nächsten Morgen fand Melinda an der Zimmertür ihrer Pension erneut einen Zettel von Mrs Donston. Sie verzog das Gesicht – George hatte wieder angerufen. Er war hartnäckig, musste sie zugeben. Außerdem hatte sie am Abend zuvor noch einen weiteren Anruf bekommen, sah sie – von Roger Sandfort, dem Sohn des Journalisten. Sie war gespannt, was er herausgefunden hatte, und rief ihn zurück, noch bevor sie zur Fortbildung ging.
    »Ich hoffe, es ist nicht zu früh«, sagte sie entschuldigend.
    »Nein, überhaupt nicht. Ich bin ab sechs Uhr immer auf den Beinen. Ich habe die Unterlagen durchgesehen, von denen ich Ihnen erzählt habe«, berichtete Sandfort dann. »Ich denke, es gibt das eine oder andere, was Sie interessieren könnte. Ich bin mir nicht sicher, inwieweit es wirklich mit Ihrer Großmutter zu tun hat, es betrifft aber das Heim.«
    Man konnte hören, wie er am anderen Ende der Leitung kurz stockte.
    »Das Heim? Ist dort etwas passiert?«, fragte Melinda.
    »Es scheint dort mehrere Missbrauchsfälle gegeben zu haben. Mein Vater hatte auf jeden Fall Nachforschungen in diese Richtung betrieben.«
    Melinda schluckte. Traumatische Erfahrungen liegen hinter ihr … War das nicht die Formulierung gewesen, die der Arzt dieser Gehörlosenorganisation verwendet hatte?
    »Meinen Sie, dass meine Großmutter davon betroffen war?«
    »Das ist schwer zu sagen«, erwiderte Sandfort. »Es sind vor allem handschriftliche Notizen, die mein Vater gemacht hat. Sie sind nicht immer leicht zu entziffern, aber daraus geht hervor, dass damals in dem Heim ein Unglück geschehen ist.«
    »Ein Unglück?«, echote sie, und plötzlich meldete sich mit unerwarteter Heftigkeit ihr journalistischer Instinkt. Seitdem sie wieder und wieder die mysteriösen Fakten im Leben ihrer Großmutter im Kopf durchgegangen war, hatte sie das Gefühl gehabt, dass damals noch etwas ganz

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