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Die Schwestern von Sherwood: Roman

Die Schwestern von Sherwood: Roman

Titel: Die Schwestern von Sherwood: Roman Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Claire Winter
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lesen konnte. Dafür verstand sie, was Gordon erwiderte. »Dr. Graham wird davon erfahren!«
    Mr Beans drehte den Kopf zu Amalia und bewegte langsam in einer einzigen Drohung die Lippen. »Niemand wird dir glauben, Amalia. Ich werde erzählen, dass ich dich und Gordon hier im Flur überrascht habe, als diese Missgeburt dich geküsst hat!« Dann drehte er sich um und ließ sie beide stehen.
    Fassungslos sah sie ihm hinterher.

MELINDA

111
     
    M elinda blickte ungläubig auf den Zettel, den ihr Mrs Donston, die Wirtin ihrer Londoner Pension, reichte. Sie hatte fünf Anrufe bekommen – allesamt von George Clifford, der sie dringend darum bat zurückzurufen.
    Die alte Dame räusperte sich. »Es schien dem Herrn außerordentlich wichtig zu sein, mit Ihnen zu sprechen, Miss Leewald.« Ein neugieriger Ausdruck war über das Gesicht der Wirtin gehuscht, denn George Clifford hatte sich bereits am Montag und Dienstag einige Male gemeldet, und sie hatte durchaus mitbekommen, wie sich die Miene der jungen Deutschen schon an diesen Tagen verfinsterte, als sie seinen Namen hörte. Wie überaus interessant, dachte Mrs Donston, als sie zurück in die Küche ging. Hatte Miss Leewald nicht letzte Woche noch sehr erfreut gewirkt, als Mr Clifford anrief?
    Melinda, die sich bei der Wirtin bedankt hatte, kehrte dagegen mit zusammengepressten Lippen in ihr Zimmer zurück. Eine emotionale Berg-und-Tal-Fahrt lag seit dem letzten Wochenende hinter ihr. Wenn sie an George dachte, verspürte sie maßlose Wut. Nicht allein darüber, dass er sie belogen und ihr etwas vorgespielt hatte, sondern vor allem über sich selbst – dass sie auf ihn hereingefallen war und sich dabei auch noch, ob es ihr nun gefiel oder nicht, in ihn verliebt hatte. Es schmerzte, an ihn zu denken, und so gern sie ihm noch einmal persönlich in aller Deutlichkeit gesagt hätte, was sie von ihm hielt – im Geiste hatte sie das bereits unzählige Male getan –, sie würde ihn ganz bestimmt nicht zurückrufen! Vor drei Wochen hatte sie ihn noch nicht einmal gekannt. Sie würde darüber hinwegkommen! Aufgebracht zerknüllte sie den Zettel und warf ihn in den Papierkorb.
    Während sie sich bemühte, sich innerlich wieder zu beruhigen, warf Melinda einen Blick auf die Uhr. Es war fünf, und sie beschloss, noch einmal bei dem Antiquitätengeschäft vorbeizugehen. Heute war Mittwoch, und der Händler hatte ihr gesagt, dass sie ihm bis Mitte der Woche Zeit geben sollte. Vielleicht hatte er schon etwas über die Schachfiguren herausgefunden.
    Wenig später lief sie die belebte Londoner Innenstadt entlang. Menschenströme schoben sich zum Arbeitsende durch die Straßen, und wie immer nahm sie fasziniert die ethnische Vielfalt der Gesichter um sich herum wahr. Die Idee für einen Artikel darüber geisterte bereits durch ihren Kopf. So war es immer, sobald sie in London auf die Straße trat – ihr fiel sofort etwas ein, worüber sie schreiben konnte. Scholz, der Chefredakteur des Telegraf, hatte sie angesichts ihrer Themenvielfalt in einem Telefonat schon spöttisch gefragt, ob sie sicher sei, dass sie nach Berlin zurückkehren wolle. Obwohl es nur ein Scherz gewesen war, hatte Melinda trotzdem zum ersten Mal darüber nachgedacht, ob sie sich vorstellen könnte, in England zu bleiben.
    Sie hatte die Portobello Road erreicht und erkannte in einiger Entfernung bereits das Ladenschild des Red Lions Antiques . Ein Kunde kam ihr aus dem Geschäft entgegen und hielt ihr höflich die Tür auf.
    Sie trat über die Schwelle. »Ich habe heute schon an Sie gedacht«, sagte der Antiquitätenhändler erfreut, nachdem sie sich begrüßt hatten. Er setzte seine Brille ab. »Ich habe nämlich etwas gefunden!«
    »Sie wissen, wer die Figuren damals gekauft hat?«, fragte Melinda, die von einer kribbelnden Aufregung erfasst wurde.
    Er nickte und griff nach einem dicken braunen Buch, das in Leder gebunden war. »Ich muss dazu sagen, dass ich noch nicht alle Jahrbücher durchgesehen habe, aber ich habe festgestellt, dass die Schachfiguren 1895 von meinem Vater aus der Versteigerung eines Nachlasses aufgekauft und nur wenige Wochen später, im August 1895 , wieder verkauft wurden. Und zwar …« Er brach ab und setzte seine Brille auf, durch die er auf die aufgeschlagene Seite blickte. »An einen gewissen Edward Hampton!«
    Einen Augenblick lang verschlug es Melinda die Sprache. »Edward Hampton? Er hat die Figuren gekauft?«
    »Dann sagt Ihnen der Name etwas?«
    Melinda, die gerade ein wenig

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