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Die Schwestern von Sherwood: Roman

Die Schwestern von Sherwood: Roman

Titel: Die Schwestern von Sherwood: Roman Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Claire Winter
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ausgeliefert, die keinen Hehl aus ihrer mangelnden Begeisterung machte, noch eine Person mehr satt bekommen zu müssen. Ella hatte Elisabeth nie ausstehen können. Sie hatte nicht verstanden, warum ihr Bruder keine Engländerin, sondern eine Deutsche aus Hamburg hatte heiraten müssen.
    Es waren grauenhafte Tage gewesen. Tage, in denen Elisabeth bereute, dass sie John nach England gefolgt war, und in denen sie sich manchmal vorstellte, ihrem Leben einfach ein Ende zu setzen. Eines Morgens hatte sie die stickige Enge in dem Cottage nicht mehr ausgehalten und war trotz ihres geschwächten Zustands einfach nach draußen gelaufen und weiter durch den Wald – bis sie hier vor dem Anwesen von Landshire gestanden hatte.
    Sie ließ sich aufgewühlt auf dem mit Samt bezogenen Stuhl vor ihrem Frisiertisch nieder und strich mit dem Finger über die Mahagoniholzplatte, in die ein florales Muster eingearbeitet war. Der Wohlstand, der sie hier in ihrem Schlafzimmer umgab, übte eine beruhigende Wirkung auf sie aus, ebenso wie die hellen Stimmen ihrer beiden kleinen Töchter – Amalia und Cathleen –, die man von unten mit der Gouvernante hören konnte.
    Es war nur ein schlechter Traum gewesen, versuchte sie sich zu beruhigen. Sie hatte mit der Frau, die sie damals gewesen war, nichts mehr gemein. Doch sie spürte noch immer, dass die Angst wie ein Gespenst um sie herumschlich und nur darauf wartete, sich ihr erneut zu zeigen.
    Einen Moment lang betrachtete sie sich im Spiegel. Ihr Haar fiel ihr noch offen und unfrisiert über die Schultern. Sie wirkte dadurch jünger. Trotz der leichten Schatten, die sich an diesem Morgen unter ihren blaugrauen Augen zeigten, sah man ihr die neununddreißig Jahre kaum an – zumindest nicht im Gesicht. Ihre Haut war noch immer fast faltenlos. Sie war hübsch, wenn auch nicht schön, das wusste sie selbst. Dafür waren ihre Wangenknochen und die Kinnpartie ein wenig zu stark ausgeprägt. Ihr Gesicht hatte ebenso wie ihre zwar schlanke, aber doch von eher kräftigem Knochenbau geprägte Gestalt wenig von der Zartheit und Anmut der englischen Damen. Die harte körperliche Arbeit, die sie lange ausüben musste, hatte ihre Spuren hinterlassen. Leider. Nur mithilfe des Korsetts gelang es ihr, ihrer Erscheinung einen Hauch von Grazie zu verleihen, und deshalb hätte sie – sosehr sie es auch hasste, geschnürt zu werden – niemals darauf verzichtet. Alles hatte seinen Preis. Das war die Gleichung, auf die es im Leben letztendlich hinauslief. Auch bei der Schönheit, dachte sie und nahm einen Schluck von dem Tee, den ihr der Butler am frühen Morgen gebracht hatte. Er schmeckte überraschend gut. Sie nahm einen weiteren Schluck, bevor sie sich erhob und zu ihrem Ankleidezimmer ging. Ihr Blick glitt durch das wohlsortierte Reich von Fanny, ihrer Kammerzofe – entlang an Unterröcken, Hemden und Kleidern, an Mänteln und Umhängen, die nach entsprechenden Anlässen und den jahreszeitlichen Temperaturschwankungen geordnet waren. Schubladen mit Handschuhen, Schals, mit Tüchern aus Seide und Schnallen schienen ebenso darauf zu warten, geöffnet zu werden, wie die großen Schatullen, in denen ihr Schmuck aufbewahrt wurde. Elisabeth griff zielsicher nach einem violetten Seidenkleid. Zu Fannys Unwillen ließ sie sich zwar beim Ankleiden helfen, suchte aber ihre Kleider stets selbst heraus.
    »Möchten Sie lieber ein Tuch oder einen Schal? Der Wind ist heute recht kühl«, fragte Fanny sie, als sie eine halbe Stunde später mithilfe der Zofe in einen Krinolinenunterrock und das Kleid geschlüpft und angekleidet war. Elisabeth wählte das Letztere.
    »Geben Sie Arthur nachher Bescheid, dass er die Kutsche anspannen lassen soll. Ich muss in Tavistock einige Erledigungen machen«, sagte sie mit ihrem deutschen, ein wenig harten Akzent. John würde erst am späten Abend aus Plymouth zurückkommen. Er hatte dort geschäftlich zu tun. Das anfänglich kleine Unternehmen von Quality Boxes, mit dem sie vor Jahren aus ihrer Armut heraus angefangen hatten, einfache Holzkisten herzustellen, hatte sich schon lange zu einer gut florierenden Firma entwickelt, die in London und Plymouth ihren Sitz hatte. Sie besaßen ein eigenes Sägewerk und zahlreiche Angestellte und produzierten inzwischen auch Planken und Bohlen für den Schiffsbau. Ihr Vermögen fußte jedoch nur zu einem Teil auf diesem Unternehmen, sondern vor allem auf Johns Leidenschaft und Risikobereitschaft, trotz ihres damaligen Verlustes weiter in Aktien und

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