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Die Schwestern von Sherwood: Roman

Die Schwestern von Sherwood: Roman

Titel: Die Schwestern von Sherwood: Roman Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Claire Winter
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schreiben – an Behörden und sogar an Scotland Yard, und er fuhr für ein, zwei Tage nach London. Er suchte nach Amalia, erkannte sie voller Ohnmacht und Grauen. Bei seiner Rückkehr war er nur noch niedergeschlagener als zuvor.
    Erst nach und nach begriff Cathleen, wie tief seine Liebe zu ihrer Schwester wirklich war. Er würde nie über sie hinwegkommen. Sie ein zweites Mal zu verlieren hatte ihn gebrochen.
    Sie fragte sich, wohin Amalia gegangen war. Schuldgefühle begannen sie zu quälen, die immer stärker wurden. Sie erinnerte sich an ihre letzte Begegnung. An den Blick von Amalia, als sie, Cathleen, ihr sagte, dass Edward bereit sei, alles für sie zugrunde zu richten, um mit ihr zu leben. Sie ahnte, warum ihre Schwester Edward verlassen hatte.
    Cathleen fuhr schließlich selbst nach London, um eine Spur von ihr zu finden. Sie sprach mit Menschen, denen Amalia in den Monaten begegnet war, als sie in London gelebt hatte, und schließlich stieß sie auch auf die Gehörlosenorganisation Deaf Friends und Dr. Stevenson. Auch Edward war hier gewesen, hörte sie von ihm.
    »Wissen Sie, wo meine Schwester ist?«
    »Nein. Es tut mir leid.«
    »Sie kannten sie, warum hat sie London verlassen?«, fragte Cathleen hilflos.
    »Wissen Sie das denn nicht?«
    Sie schüttelte den Kopf.
    Er lächelte sanft. »Wegen Ihnen, Lady Hampton. Sie wollte nicht Ihr Leben zerstören. Sie wollte, dass Sie glücklich sind.«
    Es waren Worte, die sich unauslöschlich in ihr Gedächtnis brannten und sie mit zunehmendem Entsetzen erfüllten. Erst jetzt begann Cathleen zu erkennen, dass sie ihrer Schwester ein zweites Mal alles genommen hatte.
    Sie reiste zurück nach Hampton. Die Schuld, die sie fühlte, war unerträglich. Einsamkeit und Leere waren das Einzige, was ihr geblieben war. Edward liebte sie nicht, Amalia war gegangen, ihr Vater war tot, und mit ihrer Mutter sprach sie nicht mehr. Nicht einmal ein Kind auf diese Welt zu bringen war ihr vergönnt. Wochen und Monate vergingen, und Cathleen begriff immer mehr, dass ihr Leben auf nichts als einer Lüge aufgebaut war.
    Sie stand am Fenster und starrte nach draußen. Wie damals, als sie auf Edwards Rückkehr hoffte, verdichteten sich an diesem Tag die Wolken am Horizont. Dunkelgrau wurde der Himmel – wie eine undurchlässige Wand, die immer näher kam. Der Wind heulte, und ein leichter Regen fiel, der schon bald stärker wurde. Vom Sturm getrieben, peitschte er gegen die Scheiben des Herrenhauses. Ein schweres Unwetter war aufgezogen. Frieden und Ruhe, das war das Einzige, wonach sie sich noch sehnte. Sie griff nach ihrem Mantel und ging nach draußen.

MELINDA

141
     
    M elinda blickte Lady Barrington betroffen an. »Wollen Sie damit sagen, Cathleen Sherwood hat sich umgebracht?« Ein Schauer lief ihr über den Rücken.
    Die alte Dame nickte traurig. »Sie ist in den Fluss gesprungen und hat ihrem Leben ein Ende gesetzt. Man hat behauptet, dass es ein Unfall gewesen und sie von der Brücke gestürzt sei. Doch das war nur eine Lüge mehr …«
    »Und dann hat man Edward Hampton, meinen Großvater, verdächtigt, dass er etwas mit dem Tod seiner Frau zu tun hatte? Ich habe einen Zeitungsartikel von damals gelesen«, erklärte Melinda, die sich an die Berichte aus den Archiven erinnerte.
    »Ja, jemand wollte Edward verleumden und hat alles darangesetzt, um seinen Ruf zu zerstören und ihn zu vernichten«, sagte Lady Barrington ernst. »Doch das war überflüssig. Mein Bruder war schon vernichtet.« Ein bitterer Ausdruck glitt über ihr Gesicht.
    In Melindas Kopf begann sich immer klarer ein Bild der tragischen Geschehnisse zusammenzusetzen. Die letzte Äußerung von Emily Barrington überraschte sie dennoch.
    »War etwas vorgefallen, weshalb man ihn verleumden wollte? Was hatte dieser Journalist Barry Sandfort gegen ihn?«
    »Mr Sandfort? Nichts. Er hatte lediglich einen anonymen Hinweis bekommen, einen Brief, der meinen Bruder schwer beschuldigte. Nur deshalb hatte er mit seinen Recherchen überhaupt angefangen. Mein Bruder war zuvor erpresst worden – von einem Lehrer aus dem Heim, in dem Amalia damals war. Er hieß Mr Beans und wollte Geld, doch Edward weigerte sich, ihm auch nur einen Penny zu geben. Aus Rache schickte dieser Beans Sandfort daraufhin anonym ein Schreiben, in dem er schwere Anschuldigungen gegen meinen Bruder erhob und behauptete, Edward hätte Cathleen umgebracht, um sie aus dem Weg zu schaffen. Sandfort war damals ein mehr als geeigneter Ansprechpartner, denn er

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