Die Schwestern von Sherwood: Roman
ungewöhnlich starke Ausdruckskraft. Ihr Stil wirkte gereift und erwachsener als zuvor. Als wäre eine tief greifende Veränderung in ihr vorgegangen.
Wann hast du das gemalt?
In den letzten beiden Wochen, gab Amalia ihr mit einigen Zeichen zu verstehen.
Das ist wundervoll.
Danke.
Du solltest auf eine Kunsthochschule gehen!
Amalia lächelte milde und machte eine Geste, die keinen Zweifel daran ließ, wie abwegig diese Idee war. Stell dir vor, ich würde das Mum vorschlagen …
Sie grinsten beide bei der Vorstellung und ließen sich wie in Kindertagen einander gegenüber auf dem Fensterbrett nieder.
Du bist … anders. Deine Bilder sind anders , erklärte Cathleen.
Es kam ihr nicht nur so vor – tatsächlich überzog eine leichte Röte Amalias Wangen. Die Schwester machte eine abwehrende Geste. Ich male nur viel. Sie wich ihrem Blick aus.
Und du, hast du inzwischen mit deinem schrecklichen Edward Hampton geredet oder getanzt? , bemühte sich Amalia dann mit einem spöttischen Lächeln, schnell das Thema zu wechseln.
Cathleen musterte sie verwundert, doch dann schüttelte sie den Kopf. Nein. Ein niedergeschlagenes Gefühl ergriff sie. Ihre Mutter hatte sie gestern dasselbe gefragt und sich erkundigt, ob ihre Annäherung an Edward Hampton inzwischen Fortschritte gemacht habe.
»Es tut mir leid, aber es sieht nicht danach aus, dass Edward Hampton jemals irgendein Interesse an mir entwickeln wird«, hatte sie schnippisch erwidert. Daraufhin hatte ihre Mutter nur geheimnisvoll gelächelt und ihr über den Kopf gestrichen. »Du täuschst dich, mein Kind, du täuschst dich. Nun, ich wollte es dir noch nicht erzählen, weil es noch nicht ganz sicher ist, aber ich hatte ein längeres Gespräch mit Lady Hampton, und eine Verbindung zwischen dir und Edward liegt wohl durchaus in ihrem Vorstellungsbereich.«
Cathleen hatte sie sprachlos angestarrt und ihr nicht geglaubt. Niemals würde eine Familie wie die Hamptons eine solche unstandesgemäße Vermählung auch nur in Erwägung ziehen, dachte sie. Sie müssten schon völlig verzweifelt und vom Ruin bedroht sein … Und als sie den triumphierenden Ausdruck im Gesicht ihrer Mutter sah, hatte sie plötzlich verstanden, dass etwas in der Art tatsächlich der Fall sein musste.
»Würde es dir nicht gefallen, die Frau des Earl of Hampton zu werden?«
Cathleen hatte genickt, unfähig, ihrer Mutter zu erklären, dass der Gedanke, Edward Hampton könne sie nur wegen des Geldes ihrer Eltern heiraten, einen mehr als schalen Beigeschmack hatte. Das war es nicht, was sie wollte. Ganz und gar nicht. Sie hatte in romantischer Weise von wahren Gefühlen und der großen Leidenschaft geträumt. Auch wenn ihr klar war, dass Edward Hampton nicht gleich in Liebe zu ihr entbrennen würde, so war doch das Mindeste, das sie sich erhofft hätte, dass er ihr etwas Zuneigung entgegenbrachte und ihr zeigte, dass sie ihm gefiel. Doch in seinem Blick hatte nur kalte, abschätzige Herablassung gelegen. Er war nicht besser als seine Schwester Rebecca!
Sie spürte, dass Amalia sie noch immer ansah.
Ich weiß nicht, ich glaube, ich will inzwischen gar nicht mehr, dass er sich für mich interessiert . Ich will ihn überhaupt nicht mehr, gab sie mit einigen heftigen Gesten zu verstehen.
Amalia zog die Brauen hoch. Warum das denn?
Cathleen wollte gerade ansetzen, ihr zu berichten, was ihre Mutter erzählt hatte, als diese auf der Schwelle auftauchte. Elisabeth Sherwood musterte sie. Ihr Gespür war beinahe unheimlich. Cathleen biss sich auf die Lippe. Sie hatte ihrer Mutter versprechen müssen, über die Angelegenheit mit den Hamptons absolutes Stillschweigen zu bewahren, auch ihrer Schwester gegenüber, aber sie hatte noch nie ein Geheimnis vor ihr gehabt.
Ihre Mutter schenkte Amalia ein knappes Lächeln, bevor sie sich zu ihr wandte.
»Die Schneiderin ist da, mein Schatz. An deinem Kleid sollte doch für heute Abend noch etwas geändert werden!«
Cathleen nickte und machte einige schnelle Zeichen in Richtung ihrer Schwester. Ich erzähle es dir nachher …
Doch als sie eine gute Stunde später in Amalias Zimmer zurückkehrte, hatte diese das Haus verlassen. Wie so oft hatte es sie wohl mit ihren Malsachen nach draußen gezogen.
Enttäuscht, dass sie ihr nicht mehr alles erzählen und ihren Rat bekommen konnte, ließ Cathleen sich von Fanny, der Kammerzofe, beim Ankleiden für den Ball bei den Ashburns helfen.
Es war ein imposantes Fest, doch es gelang Cathleen nicht wie sonst, den Abend
Weitere Kostenlose Bücher