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Die Schwestern von Sherwood: Roman

Die Schwestern von Sherwood: Roman

Titel: Die Schwestern von Sherwood: Roman Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Claire Winter
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die Welt nur anders wahr, über meine Hände, meine Augen, den Geruch …
    An diesem Tag hatten sie das erste Mal eine echte Schachpartie gespielt. Er hatte gewonnen, mit einem Lächeln, aber sein anerkennender Blick, mit dem er sie zwischendurch bedachte, hatte ihr verraten, dass sie sich gut hielt. Später dann hatte er sie zu dem Haus geführt.
    Ein Treffpunkt, wenn es kälter wird.
    Sie hatte genickt. Mit einem Mann allein in einem Haus, niemals hätten ihre Eltern oder Miss Carrington das geduldet. Zum ersten Mal hatte sie darüber nachgedacht, dass das, was sie taten, gegen jeden Anstand und jede Sitte verstieß.
    Doch es war ihr gleichgültig.
    Sie hatte den Kopf zu ihm gewandt. Wem gehört es?
    Niemandem. Es ist verlassen – schon seit langer Zeit , hatte er erklärt. Aber alles ist noch in Ordnung. Man kann sogar ein Feuer machen …
    Und tatsächlich sah Amalia jetzt, während sie weiter auf das Cottage zuging, dass aus dem schmalen Schornstein Rauch aufstieg. Eine alte Holzbank stand vor dem Haus, auf der er saß. Hatte er das Feuer gemacht?
    Er ergriff ihre Hand. Seine Miene war ungewöhnlich ernst. Zum ersten Mal, seitdem sie sich kannten, hatte er nicht gelächelt, als sie auf ihn zukam. Sie spürte plötzlich eine Schwere in der Luft.
    Er bewegte die Hände. Ich bin mir nie sicher, ob du mich mehr an einen Engel oder eine Elfe erinnerst, wenn ich dich von Weitem sehe …
    Sie griff an ihr Haar, das ihrer Meinung nach schuld daran war. Das helle Blond war ungewöhnlich.
    Er schüttelte den Kopf. Nein, es ist nicht dein Haar, du bist es … Du bist tatsächlich ein Engel wie aus einer anderen Welt. Ich habe noch nie eine solche Nähe zu einer Frau empfunden, und ich möchte, dass du weißt, wie sehr ich mir wünschte, du könntest ganz mir gehören …
    Die Bewegungen seiner Hände waren bei den letzten Worten unwillkürlich sanft geworden, und ihr stockte der Atem.
    Er griff neben sich. Ein schmales Päckchen Briefe lag dort. Er zögerte.
    Seit wir uns das erste Mal begegnet sind, habe ich dir geschrieben. Anfangs war ich mir nicht sicher, ob ich dir die Briefe jemals gebe, doch jetzt weiß ich, dass es die einzige Möglichkeit ist.
    Amalia war sich nicht sicher, ob sie seine Gesten und Lippenbewegungen richtig verstanden hatte, und bat ihn, es zu wiederholen. Er tat es. Dann reichte er ihr das Päckchen. Ich will, dass du sie liest und immer daran denkst, was ich darin geschrieben habe, egal, was geschieht!
    Eine leise Angst ergriff sie. Amalia fühlte unter ihren Fingern die faserige Struktur des Papiers und umklammerte die Briefe. Ein glattes Seidenbändchen hielt das Bündel zusammen. Ihr Mund fühlte sich plötzlich trocken an. Warum gibst du sie mir?
    Statt einer Antwort zog er sie an sich und küsste sie. In der Berührung seiner Lippen lag eine solche Leidenschaft, dass sie erschrak, doch gleichzeitig reagierte sie mit all ihren Sinnen darauf. Ein leises Stöhnen entwich ihr, als er sie abrupt wieder losließ.
    Sein Atem ging schnell. Er wollte ihr mit Gesten etwas erklären, doch dann ging es ihm nicht schnell genug, und er riss den Block aus seiner Tasche und schrieb es auf. Ich will nichts mehr, als dass du meine Geliebte wirst! Aber es geht nicht.
    Amalia strich ihm sanft durch sein Haar. Lautlos formten ihre Lippen ein Wort. Warum?
    Ich bin nicht frei!
    Frei? Das Wort irritierte sie. Sie hatte sich bis jetzt jeden Gedanken daran verboten, wie sein anderes Leben wohl aussah, welche Menschen darin eine Rolle spielten. Ob es Frauen gab, eine Frau? Vielleicht sogar eine, mit der er verlobt oder verheiratet war … Der schützende Wall, den Amalia bis jetzt um ihre Welt errichtet hatte, bekam unversehens Risse. Sie wollte es nicht wissen. Was würde es schon ändern?
    Er hatte sie bei den Schultern gepackt. Wenn ich frei wäre, wenn es nur mich gäbe …
    Sie legte ihm den Finger auf den Mund, um ihn am Weiterreden zu hindern.
    Seine Hände sanken nach unten.
    Mir ist kalt. Amalia stand mit einem Mal auf und sah ihn an. Dann ging sie langsam an ihm vorbei ins Haus. Das Cottage bestand aus einem einzigen, karg eingerichteten Raum. Doch er war warm. Ein Feuer brannte im Kamin. Ein Schaffell lag davor. Auf der rechten Seite befand sich ein Bett, linker Hand stand ein Tisch mit zwei Stühlen. Sie kam kaum bis zur Mitte des Raums, als eine Hand sie herumriss.
    Sie fuhr zusammen und erkannte an der Art, wie er die Lippen bewegte, dass er die Worte laut sagte, wahrscheinlich sogar schrie. »Ich werde

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