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Die Schwesternschaft des Schwertes - 8

Die Schwesternschaft des Schwertes - 8

Titel: Die Schwesternschaft des Schwertes - 8 Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Marion Zimmer-Bradley
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teilnahm.
    »Tja, wir können ihn uns ja mal anschauen«, sagte Linnea. »Auch wenn niemand garantiert, dass er noch dort ist. Aber falls doch, könnte er uns mehrere Stunden Zeit sparen. Die nächste Brücke über die Kluft liegt mindestens zwei Meilen bergab, nicht wahr?«
    »Ja«, bestätigte Dyan. Er wendete sein Chervine und ritt bergauf.
    »Und wenn wir über den Baumstamm rüberkommen, sind wir gleich hinter der Burg. Er ist kein großes militärisches Risiko. Er kann einen Erwachsenen gerade so tragen, aber niemanden, der eine Rüstung trägt.« Der Junge musterte seine Begleiterin abschätzend.
    »Wie gut, dass Ihr klein seid. Wir lassen die Chervines und das Gepäck auf dieser Seite stehen. Wenn wir rüberkommen, kann das Personal sich um die Tiere kümmern.«
    Sie erreichten den Baumstamm, und Linnea beäugte ihn argwöhnisch. Er durchmaß etwa eine Elle und wirkte ziemlich stabil, doch die Oberseite war schneebedeckt, und darunter konnte sich Fäulnis ausgebreitet haben. Sie fragte sich, ob sie Dyan an sich binden sollte und entschied sich dagegen - sie wollte ihn nicht mit in die Tiefe reißen, wenn der Baum unter ihr nachgab. Sie wog bestimmt dreißig Pfund mehr als das Kind.
    »Ihr solltet zuerst gehen, Fürst Dyan«, sagte sie. »Ihr seid leichter, deswegen ist die Chance größer, dass Ihr es schafft. Ich gehe natürlich davon aus«, fügte sie mit einem gezwungenen Lächeln hinzu, »dass Ihr ein Suchkommando schickt, falls ich in den Abgrund stürze.«
    Dyans Antwortlächeln war noch gezwungener als das ihre, und seine Haut hatte eine deutlich gräuliche Färbung angenommen.
    »Vergesst nicht«, sagte Linnea beruhigend, »dass wir keine Kinder sind, die sich beweisen wollen, wer waghalsiger ist. Stil und Eleganz zählen nicht. Das Ziel besteht darin, die andere Seite heil zu erreichen. Ich werde mich auf den Stamm setzen und über ihn hinwegkriechen. Auch wenn es vielleicht albern aussieht - aber so sind die Chancen größer, dass man nicht heruntergeweht wird oder das Gleichgewicht verliert.«
    Dyan dachte über ihre Vorgehensweise nach, und seine Gesichtsfarbe wurde wieder normal. »Wir werden dabei natürlich nass«, sagte er, »aber bis zur Burg und trockenen Kleidern sind es nur ein paar Minuten Fußweg.« Er band sich die Enden seines Umhangs um die Taille, nahm breitbeinig auf dem Stamm Platz und robbte darüber hinweg. Dabei entfernte er gleichzeitig eine große Menge Schnee.
    »Er scheint recht fest zu sein«, rief er von der anderen Seite herüber. »Ihr könnt jetzt kommen!«
    Linnea zog ihre Jacke unter dem Gürtel etwas höher und kroch ebenfalls über den Stamm. Als sie die Hälfte der Strecke überwunden hatte, rutschte ihre Jacke herunter. Der Stoff blieb an etwas hängen, das sich genau hinter ihrer rechten Hüfte befand und hielt sie fest. Als die junge Frau sich drehte, um sich loszumachen, wäre sie beinahe in den Abgrund gestürzt.
    »Was ist?«, rief Dyan von der anderen Seite herüber.
    »Meine verfluchte Jacke hängt irgendwo fest«, sagte Linnea und bemühte sich, ruhig zu bleiben. »Geht schon mal zur Burg und schickt jemanden, der mich losmacht.«
    »Etwa einen großen, schweren Erwachsenen?«, fragte Dyan skeptisch. Er holte tief Luft, dann robbte er mit entschlossener Miene zu ihr zurück. Kurz darauf saß er praktisch auf ihrem Schoß. »Presst Eure Unterschenkel an den Baum und haltet Euch an meiner Taille fest«, befahl er. »Wenn Ihr Euch an mich klammert, kann ich vielleicht dorthin greifen, wo die Jacke festhängt.«
    Linnea presste die Beine fest an den Stamm und klammerte sich an Dyans zappelnden Körper, damit sie nicht abstürzten. Nach einer äußerst unbehaglichen Weile vernahm sie das Ratschen zerreißenden Stoffes und war frei. Dyan rutschte in eine stabile Position zurück und sagte vorsichtig: »Ich glaube, Ihr könnt mich jetzt loslassen.«
    Linnea gab ihn vorsichtig frei, und der Junge kroch rückwärts zur anderen Seite der Kluft. Sobald er drüben war, folgte Linnea ihm langsam und achtete genau darauf, dass sie sich nicht noch einmal irgendwo verfing.
    Als sie sich wieder auf festem Boden befand, klopfte sie den Schnee aus den Kleidern und prüfte den Schaden an ihrer Jacke.
    Zum Glück war es nur ein Riss im Saum. »Welch ein Glück, dass ich keine langen Röcke trage«, sagte sie mit einem nervösen Lachen.
    Dyan fing an zu kichern. »Und wie gut, dass ich keine ›passende Begleitung‹ bei mir hatte … Könnt Ihr Euch vorstellen, wie eine

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